Mit dem kanadischen College-Spieler Warren Ward hat die TBB ein großes Talent unter Vertrag genommen. Erst seit wenigen Tagen weilt der 23-jährige Swingman in Trier und bereitet sich auf die Saison vor. Auf dem Platz ist er ein Allrounder, daneben bodenständig – und für die TBB ein Glücksfall, denn er wäre beinahe Fußballer geworden. Wir befragten Warren Ward über sein neues Leben als Basketballprofi, die Teamkollegen, sein größtes Vorbild und Verletzungen als Reifeprüfung.
Der TBB-Kader steckt mitten in der Vorbereitung – täglich wird zweimal trainiert. Alle brennen auf den Saisonbeginn, ganz besonders Warren Ward, der vor seiner ersten Saison als Basketballprofi steht. Zum Glück für 5vier.de lässt sich der BBL-Rookie gleich nach dem Mittagstraining zu einem Kaffee überreden. Das Wetter zeigt sich von der sonnigen – und Warren von seiner gesprächigen Seite: Wir spielen ihm den Ball zu, er spielt ihn zurück. Warren Ward über…
… Henrik Rödl: „Ich habe den allergrößten Respekt vor ihm. Er ist ein ‚Player’s Coach‘, soviel ist klar.“
… seine Rolle im Team: „Coach Rödl sagt, nicht viele Leute mit meiner Größe können was mit einem Ballscreen anfangen. Ich werde als Small Forward auflaufen, spiele aber wie ein Point Guard – ich kann Verwirrung stiften und scoren, möglichst ein bisschen von allem. Aber ich muss natürlich noch eine Menge lernen. Im Moment bin ich gewissermaßen ein kleiner Fisch in einem Riesenozean.“
… seine Mitspieler in Trier: „Ich mag sie jetzt schon, würde sie mit niemandem eintauschen. Das sind alles Leute mit einem guten Charakter. Ich möchte da auf jeden Fall dazugehören. Außerdem haben wir echte Führungspersönlichkeiten, wie zum Beispiel Jermaine Bucknor.“
… Bodenständigkeit: „Für Arroganz gibt es keinen Grund. Ich habe doch nichts. Alles, was ich habe, ist gottgegeben. Vielleicht war ich vor meiner Verletzung allzu sehr von mir überzeugt, aber seitdem bin ich auf dem Boden der Tatsachen. Ich will nicht, dass die Leute glauben, ich würde mich für was besseres halten. Außerdem bin ich Teil eines Teams. Das ‚Wir‘ steht bei mir immer an erster Stelle.“
… die NBA: „Viele Leute begreifen gar nicht, was für ein gnadenloses Geschäft das ist. Ich gebe dir mal ein Beispiel: Ich war bei diesem Basketball-Camp in Vegas, es kamen jede Menge Scouts und Agenten von NBA-Teams, um uns zuzusehen. Bei uns war Christian Eyenga, der schon über fünfzig NBA-Spiele absolviert hat, unter anderem für Cleveland und Orlando. Ein Scout kommt zu uns rüber und sagt, ‚Hey, ich mag diesen Typen. Wer ist das?‘ Einer meint zu ihm: ‚Das ist Christian Eyenga‘, nach dem Motto, den solltest du eigentlich kennen. Seine Antwort war nur: „Christian wer?“ Mit anderen Worten – entweder bist du in dieser Liga ein Superstar, ein Rollenspieler oder der unbekannte Rest. Und wenn du zum Rest gehörst – sorry, dann gibt’s keine Jobgarantie.“
… seinen erklärten Lieblingsspieler Kobe Bryant: „Ich versuche, mein Spiel nach seinem Vorbild zu gestalten. Er ist ein Multitalent, kann einfach alles. 17 Jahre in der NBA, das ist monumental. In die NBA hineinzukommen ist eine Sache, aber so lange drinbleiben? Die Leute verstehen gar nicht, wie gut er ist.“
… seine schwere Verletzung am College: „Ich habe mir das Kreuzband gerissen. Es hat zehn Monate gedauert, bis ich zurückgekommen bin, aber eigentlich war ich schon nach acht Monaten spielbereit. Nach drei Monaten konnte ich sogar schon dunken (lacht). Mein Vater sagte damals, die Verletzung wäre eine Prüfung für meinen Charakter.“
… die Reaktion seiner Familie auf die Entscheidung pro Trier: „Die sind alle sehr gespannt. Natürlich war es auch hart, alles hinter sich zu lassen, meine Eltern, meine Freundin. Aber die Opfer musst du für eine Profilaufbahn einfach bringen.“
… Basketball am College in Ottawa: „Hey, wir verteidigen! Das ist nicht nur Run & Gun bei uns. 70, 80 Punkte in einem Spiel sind schon viel. Es gibt dort nicht so viele gute Big Men wie hier, aber dafür wird sehr schnell gespielt.“
https://twitter.com/Warrens_World10/status/370519683503751168
… den Moment, der ihn zum Basketballer machte: „Mit 13 habe ich noch Fußball gespielt, war sogar ziemlich klein. Basketball lief eher so nebenher. In der Highschool bin ich dann größer und größer geworden, musste dauernd als Center spielen. Dann habe ich Tracy McGrady spielen sehen – Klick! Da wollte ich Guard werden.
… Basketball in der Familie: „Ich bin der zweite bei uns, der Basketball spielt. Meine Schwester hat zuerst damit angefangen, sie ist ziemlich gut. Früher hat sie mich im Eins-gegen-Eins locker geschlagen. Das hat mich ziemlich motiviert (grinst).“
… Trier: „Eine sehr, sehr schöne Stadt. Ich bin schon von der Porta Nigra durch die Fußgängerzone gelaufen. Es ist wunderschön da, besonders die vielen alten Häuser. Kleiner als Ottawa, aber das ist mir eigentlich nur recht.“
… Leidenschaften neben dem Sport: „Ich bin nach wie vor ein großer Fußballfan, also werde ich mir hier einige Premiere League – und Bundesligaspiele ansehen. Im Moment kommen die beiden besten Teams der Welt ja aus Deutschland. Außerdem fotografiere ich sehr gerne.“
… das Leben nach der Profikarriere: „Meine Schwester studiert Gerontologie, Altersforschung. Das fände ich auch interessant. Ich kann mir aber auch vorstellen, Sportjournalist zu werden. Interviews mit anderen Sportlern, Menschen kennenlernen. Womöglich mache ich sehr viele Dinge auf einmal, was eine Menge Arbeit bedeutet, aber das würde mir nichts ausmachen.“
… den Winter in Trier: „Schnee? Oh Mann, da wo ich zu Schule gegangen bin, lag der Schnee jedes Jahr meterhoch. Nein, davor habe ich wirklich keine Angst.“
Schließlich trinkt Warren seinen Cappuccino aus, will sich bis zur nächsten Trainingseinheit am Nachmittag ausruhen. Immerhin steht Konditionstraining auf dem Programm. Eine alberne Schlussfrage kann sich der Redakteur aber nicht verkneifen: „Von zehn Eins-gegen-Eins-Duellen mit Kobe Bryant – wie viele würdest du gewinnen?“ Er lacht, dann überlegt er lange. „Naja – ich will nicht sagen, dass ich ihn so einfach schlagen kann. Aber ich habe mal gegen J.R. Smith gespielt und gewonnen, also… wenn ich Glück habe – sehr viel Glück – dann vielleicht zweimal.“
bam meint
Gegen J.R. Smith im 1on1 zu gewinnen – Respekt! Hätte ich gern gesehen, wie er das geschafft hat.
Scheint ein netter Kerl zu sein. Wenn er seinem Potential einigermaßen gerecht wird, das ihm nachgesagt wird, dann Hipp Hipp, Hurra.