Von Florian Schlecht
Da reiben sich die Basketball-Experten verwundert die Augen. Die TBB Trier rockt weiter die Bundesliga und weist nach dem Erfolg gegen Bremerhaven bereits 8:2 Punkte auf. Nun kommt Alba Berlin zum Spitzenspiel.
Es waren Bilder, die sich die Fans der TBB Trier ganz fest in ihren Herzen einschließen werden, so überwältigend, so unglaublich waren sie. Was tönten die Experten vor der Saison in den Sonderheften, als sie das Team von der Mosel als einen der ersten Absteiger tippten. Die Propheten wären sprachlos gewesen, wenn sie gesehen hätten, was in der Arena um 21.56 Uhr ablief, als sich die Spieler für das 72:55 (38:31) gegen die Eisbären Bremerhaven feiern ließen. Erst per Ehrenrunde, dann per Hip-Hop-Tanz vor der geballten Anhängerschaft, anschließend wie Brian Harper über etliche Nachfragen nach Autogrammen und Fotos. Ein Kind bat um das Trikot des US-Amerikaner, der lächelte freundlich zurück. „Nein, das ist noch zu früh in der Saison. Später aber ganz bestimmt mal.“ Das war der einzige Wunsch, den der mit 18 Punkten gefährlichste Trierer an diesem Abend vor 3484 Zuschauern nicht erfüllen konnte. In die Geschichtsbücher geht jener Samstag aber sicher ein.
Mit dem hochverdienten Erfolg gegen Bremerhaven baute die TBB ihren Traumstart nämlich auf 8:2 Punkte nach fünf Spielen aus. Zuletzt war ein ähnlich furioser Auftakt in der Saison 1998/99 gelungen. Damals ging gerade die Kanzlerschaft von Helmut Kohl zu Ende, Zinedine Zidane war erst Fußball-Weltmeister geworden, die Chicago Bulls eroberten in der unvergesslichen Ära um Michael Jordan und Co. den NBA-Thron gegen die Utah Jazz und Henrik Rödl spielte noch für Alba Berlin. 13 Jahre später sah der Sympathieträger als Trainer der TBB eine begeisternde Mannschaftsleistung der Trierer, die ihn förmlich rührte. „Wir wollen gegen Bremerhaven die Energie hochhalten, das ist uns über die gesamte Spielzeit gelungen“, freute er sich über einen echten Schachzug, nachdem die Nordlichter in der Woche noch in Oldenburg einen überraschenden Derbysieg vorgelegt und Kräfte gelassen hatten. Die Taktik ging auf.
Der Weltbürger mit 18 Punkten
Auch dank Harper, der sich die Worte von Rödl zu Herzen nahm. „Ich wollte von Anfang an aggressiv in der Offensive und Defensive spielen“, lächelte der Mann mit den langen Armen und Beinen über seinen Auftakt nach Maß. Gleich die ersten acht Punkte seiner Mannschaft zum 8:4 legte er vor, darunter nahm er einen wundervollen Pass von Jared Howell zum Anlass, um den Ball direkt von der Luft in den Korb zu wuchten. Es war ein klares Zeichen, wer den Takt vorgeben sollte. Der Weltbürger, der nach dem College-Besuch an der Paine University seine Basketballkünste im Libanon, Südkorea, Norwegen und Japan demonstrierte, fühlt sich nach den ersten Wochen an der Mosel wohl. Auch eine Schwäche, die er gegen Frankfurt zeigte, fiel diesmal komplett unter den Tisch. Nach einer miserablen Freiwurfquote gegen die Skyliners nutzte er diesmal zwei von zwei Versuchen. 100 Prozent. Keine weiteren Fragen.
Doch auch die Bank trug ihren Teil zum klaren Erfolg bei. „Vielleicht ist das ein bisschen der Schlüssel für den Saisonstart“, fand Rödl. Denn wo in der vergangenen Saison noch verletzte, angeschlagene und formschwache Leistungsträger gleich einen Einbruch in der gesamten Mannschaftsleistung und den Ergebnissen bewirkten, sprühen die hereingenommenen Spieler nun vor Talent. Als Bremerhaven wegen vielen Fouls und einem eiskalten Rückkehrer Philip Zwiener an der Freiwurflinie langsam auf 17:15 aufschloss, schlug die große Stunde der Ersatzkräfte. Mathis Mönninghoff, Jermaine Bucknor und Bastian Doreth setzten einen 8:0-Lauf in Gang, der die TBB mit 25:15 in Führung brachte – und der mit einem bissigen Nate Linhart auf 36:22 ausgebaut wurde.
Obwohl die Eisbären das Eis immer wieder zum Schmelzen brachten, gab es neben Harper und der Geschlossenheit noch einen dritten Grund, der den Trierer Erfolg begründete. Nämlich die Fähigkeit, auf Rückschläge gleich die richtige Antwort parat zu haben. Als im letzten Viertel beim Stand von 56:49 schon einige Knie in der Halle schlotterten, blieben die Spieler standhaft. Linhart, Dreier, drin. 59:49. Jared Howell, Dreier, drin. 62:49. Und ein Tänzchen gab es obendrein, während es die Zuschauer im Hintergrund nicht mehr auf den Sitzen hielt. „Die Chemie in der Mannschaft passt, keiner kämpft alleine, sondern alle füreinander“, freute sich Harper.
Ein Spielplan nach Maß – Spitzenspiel gegen Alba Berlin
Deprimiert war hingegen Douglas Spradley, der Trainer der Eisbären Bremerhaven. „Trier hat mit Herz, Energie und Emotion gespielt. Sie haben uns gezeigt, wie so ein Spiel laufen sollte. Bei meiner Mannschaft hatte ich das Gefühl, dass sie von der ersten bis zur letzten Minute nicht da war. Das ist ein Problem, für das wir jetzt eine Lösung finden müssen.“
Sorgen, die Henrik Rödl derzeit nicht plagen. Im Gegenteil. Der Traumstart und dem Ersteller des Spielplans ist es zu verdanken, dass auf die TBB Trier nun ein echtes Spitzenspiel in der Arena wartet. Am Samstag, 3. November (20 Uhr) kommt nun Alba Berlin an die Mosel. Für Rödl ist das aber kein Grund, in Ehrfurcht zu erstarren. Nicht angesichts der 8:2-Punkte, nicht bei diesem Lauf. Die Experten sollen sich weiter verwundert die Augen reiben. „Wir werden versuchen, das Spiel zu gewinnen.“
Statistik
Punkte für die TBB: Harper (18), Linhart (13), Bucknor (10), Seiferth (8), Mönninghoff (7), Doreth, Howell (je 5), Saibou, Stewart, Chikoko (je 2).
Punkte für Bremerhaven: Harris (14), Morrisson (11), Burrell (7), Burtschi (6), Zwiener (5), Jackson (4), Waleszkowski, Canty, Raffington, Stommes (je 2).
MB meint
Kompliment an Hendrik Rödl und sein Team. Obwohl zur neuen Saison einige neue Spieler integriert wurden ist die Mannschaft zu diesem frühen Zeitpunkt schon sehr gut eingespielt, super defense. Jeder kämpft für den anderen, jedem Ball wird hinterhergehechtet man merkt, dass sie ein „Team“ sind. Da springt der Funke auch auf die Zuschauer über, hoffentlich ist gegen ALBA endlich nochmal die Hütte voll. Und dann die Dinger von Harper, einfach nur geil!
Weiter so Jungs, es macht spaß, euch zuzuschauen, endlich mal wieder in die Play-Offs, das wäre ein Traum…
bam meint
Einfach nur ne geile Mannschaft. Ich würde mich sehr freuen, wenn noch viel mehr Trierer das miterleben würden. Es macht einfach nur Spaß, selbst wenn man sonst nicht viel mit Basketball am Hut hat.