Aus Trier berichtet Stephen Weber
Die Trierer Arena wird ihrem Namen seit einigen Wochen mehr als gerecht. In der heimischen Festung sahen am Samstagabend 3298 Zuschauer den fünften Trierer Heimsieg in Serie. Nach einer Overtime bezwang die TBB die Gäste aus Oldenburg mit 82:73 (38:37). Zum Mann des Abends avancierte der 22-jährige Center Andreas Seiferth, dem von der Bank 19 Punkte gelangen. 5vier.de war live bei der Seiferth-Oper vor Ort.
Die Fans der TBB hatten noch vor der Begegnung ein mulmiges Gefühl im Bauch. Nach der derben 78:36-Schlappe gegen den amtierenden Meister aus Bamberg befürchteten viele, dass das Selbstvertrauen der jungen Trierer Mannschaft angeknackst sein könnte. Und nicht nur wegen der vernichtenden Pleite gab es Grund zur Besorgnis – so konnte man nur einen Erfolg bei 22 Versuchen von der Drei-Punkte-Linie in den letzten beiden Begegnungen bejubeln und mit Bobby Brown kam der Topscorer der Beko-Bundesliga (16,9 Punkte pro Spiel) ins mittlere Moseltal gereist.
Aber in der ersten Aktion unmittelbar nach dem Sprungball versenkte Dru Joyce sicher einen Dreier aus großer Entfernung – und keiner in der Halle dachte mehr an die zwei Niederlagen in den vorherigen Partien. Die TBB verteidigte von Beginn an giftig, war immer nah dran am Mann und blockte die großen Oldenburger geschickt unter ihrem Korb weg. In der Offensive war zu spüren, dass die Mannschaft sich und auch den Fans etwas beweisen wollte. Mit viel Zug zum Korb und guten Bewegungen erkämpften sich die Akteure auf dem Parkett Punkt um Punkt. Einzig Bobby Brown war im ersten Viertel nicht so recht unter Kontrolle zu bringen und er hielt mit zehn Punkten die EWE Baskets auf Kurs – es sollten aber seine einzigen Punkte in der Partie bleiben.
Ausgeglichene erste Hälfte
Im Gleichschritt marschierten beide Teams bis zur Halbzeitpause über das Parkett. Hüben wie drüben gelangen immer wieder schöne Offensivaktionen und vor allem Triers Einwechselspieler glänzten, wie in den vorherigen Heimspielen, auch an diesem Abend. Vier Minuten waren im zweiten Viertel gespielt, als James Washington einmal quer durch die gegnerische Zone dribbelte, mit der kompletten Oldenburger Verteidigung Katz‘ und Maus spielte und den Ball schlussendlich über den zwei Köpfe größeren Gegenspieler im Korb platzierte. Dank solcher sehenswerter Angriffe hatte die TBB zwar die Nase immer leicht vorne, vermochte es aber nicht, sich in den entscheidenden Momenten von Oldenburg abzusetzen. So verabschiedeten sich die Akteure leistungsgerecht mit einem 38:37-Halbzeitstand zur Pausensprache in die Katakomben.
Nach der Verschnaufpause gingen die Gäste dann erstmals in der Partie in Führung. Nach einem schnellen Korbleger und zwei erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen in Serie führten die Oldenburger plötzlich mit 45:38. Doch die Trierer bewiesen Moral und ließen sich an diesem Abend einfach nicht unterkriegen. Dafür zollte auch Gäste-Coach Pedrag Krunic nach der Partie auf der Pressekonferenz Respekt: „Es war eine schwierige Begegnung für beide Vereine. Wir hatten unsere Chancen zum Sieg, aber wir haben sie verpasst. Deshalb ist es ein verdienter Sieg für Trier.“ Fünf Minuten vor Ende des dritten Viertels kassierte Point Guard Dru Joyce nach einer strittigen Schiedsrichterentscheidung früh im Spiel sein viertes Foul. Zugleich war es allerdings für die vielen Zuschauer in der Halle der Startschuss, um geschlossen hinter der Mannschaft zu stehen und sie in jeder Aktion lautstark zu unterstützen. TBB-Trainer Henrik Rödl hatte lobende Worte für die heimische Kulisse übrig: „Es ist im Laufe des Spiels eine besondere Atmosphäre in der Halle entstanden. Wie schon in den letzten Wochen war die Stimmung hervorragend.“
Ein geschlossene Mannschaftsleistung
Das vierte Viertel war dann an Spannung kaum zu überbieten. Es ging hin und her, beide Mannschaften hatten mehr als einmal die Gelegenheit den Sack endgültig zuzumachen. Dru Joyce, der wegen der Foulbelastung lange auf der Bank saß, kam, als nur noch fünf Minuten zu spielen waren, zurück aufs Feld und drückte den Oldenburger direkt einen schmerzhaften Dreier durch den Ring. Kurz darauf war jedoch Schluss für ihn – knapp eine Minute vor Ende des letzten Viertels wurde das fünfte Foul gegen ihn gepfiffen und er musste das Spielfeld verlassen. Aber dank starker Leistungen von den Bankspielern John Bynum und James Washington fiel der Ausfall des Schlüsselspielers kaum ins Gewicht. Henrik Rödl sah das genau so: „Besonders hervorheben möchte ich heute Bynum. Er hat Dru super ersetzt und mit fünf Assists und keinem Turnover eine erstklassige Performance abgeliefert. Es war auch wichtig, dass er in den entscheidenden Momenten die Verantwortung übernommen hat.“ Sowieso kämpfte heute auf Seiten der Trierer jeder für jeden und im Endeffekt war es die geschlossene Mannschaftsleistung, die den Sieg bescherte. 69:69 stand es nach der regulären Spielzeit – und das Duell wurde in einer fünfminütigen Overtime entschieden. Es folgte der große Auftritt von Andreas Seiferth. Bis zur Verlängerung erzielte Seiferth bereits beachtliche 13 Punkte und sollte nach der Zugabe letztendlich 19 Treffer auf dem Konto haben – seine persönliche Karrierebestleistung. Nachdem sich der Jubel nach Spielende gelegt hatte, analysierte er, wie so eine imposante Leistung nach der Klatsche gegen Bamberg zustande kommen konnte: „Wir haben nach Mittwoch alle gemeinsam die Köpfe zusammengesteckt und zusammen gegrübelt, wie uns so etwas passieren konnte. Das war wichtig, dass erst gar keine negative Stimmung aufkommen kann. Ich bin der Leistung der Mannschaft und natürlich meiner eigenen sehr zufrieden.“
In der Overtime stand die Trierer Verteidigung noch kompakter als das bisherige Spiel über und in der Offensive hatten sie einen 22-jährigen Center, der vor Selbstvertrauen strotzte und jeden Ball im Korb versenkte. Das war aber auch der Verdienst der Mannschaft, die immer wieder den Ball klug kreisen ließen, um ihn mit einem finalen Pass zu bedienen. So setzte sich Trier ab und beim Stande 82:73 und nur noch 14 Sekunden auf der Uhr skandierte die komplette Halle ein einheitliches: „Sieg!“ Henrik Rödl war auf der anschließenden Pressekonferenz glücklich über den Erfolg, hatte aber auch den Blick schon in Richtung der nächsten Partie gegen Bayreuth gerichtet: „Das war heute ein ganz besonderes Spiel für uns und ein großer Sieg, dank eines großen Kampfes. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, wir haben wirklich Charakter bewiesen und das Ergebnis spricht für uns. Jetzt muss einfach auch mal endlich ein Auswärtssieg am nächsten Wochenende gegen Bayreuth gelingen.“ Die TBB setzt sich mit diesem Triumph immer weiter von den Abstiegsplätzen ab und fährt als 14. der Liga am kommende Wochenende zum Tabellennachbarn nach Bayreuth.
Statistik
Punkte TBB Trier: Seiferth (19), Washinton (14), Joyce (13), Zwiener (12), Linhart (7), Dojcin (6), Zirbes (6), Bynum (5)
Punkte EWE Baskets Oldenburg: Paulding (19), Burrell (13), Chubb (12), Hasbrouck (12), Brown (10), Majstorovic (3), Bahiense Del Mello (3), Smeulders (1)
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