Von Stephen Weber
Es war ein versöhnlicher Ausklang der Trierer Bundesliga-Saison 2011/12. Die TBB um Coach Henrik Rödl konnte vor heimischer Kulisse am letzten Spieltag der regulären Saison den Tabellenletzten BG Göttingen mit 85:83 (41:36) bezwingen. Allerdings gestalteten sie die Angelegenheit zum wiederholten Male spannender, als sie eigentlich hätte sein müssen. 5vier.de war live vor Ort.
Es war der emotionalste Moment des Abends, als nach der Schlusssirene Trainer Henrik Rödl unter tosendem Beifall und Sympathiebekundungen der Zuschauer das Mikrofon ergriff und den rund 3000 Fans für die fabelhafte Unterstützung über die gesamte Hin- und Rückrunde hinweg dankte, gefolgt von dem Ansingen des letzten Humba-Tanzes seiner Mannen für diese Saison. Man konnte nach zuletzt sechs Niederlagen in Serie die Erleichterung in den Gesichtern der Verantwortlichen, der Spieler und des Publikums sehen, die sich über einen knappen, aber verdienten Erfolg über Göttingen freuten.
Die Teams kamen zunächst gut in die Begegnung, wirkten wach und man spürte auf beiden Seiten die Unbekümmertheit, mit der die Mannschaften auftraten. Göttingen stand schon seit längerer Zeit als erster Absteiger aus der Bundesliga fest, während sich Trier trotz der Niederlage am vergangenen Wochenende gegen Ulm vorzeitig den Klassenerhalt sicherte. So beobachteten die Zuschauer in der Trierer Arena eine unterhaltsame Erstligapartie mit Freundschaftsspielcharakter. Beide Vereine spielten forsch und frech, ohne dabei zu glänzen.
Nachdem die ersten fünf Minuten auf Augenhöhe stattfanden, übernahmen die Gastgeber zusehends die Kontrolle, waren aufmerksamer in der Verteidigung und kaltschnäuziger vor dem gegnerischen Korb. Allein Aufbauspieler Dru Joyce gelangen drei Dreier im ersten Viertel und der Nachwuchsspieler der Saison, Maik Zirbes, überzeugte als Rebounder in der Defensive. Demgemäß setzten sich die Trierer leicht ab und gingen mit einem 23:17-Vorsprung in die erste Verschnaufpause.
Unterhaltsam, jedoch glanzlos
Aber Göttingen gab sich in der Folge nicht auf und wollte sich würdevoll aus der Bundesliga verabschieden. Immer wieder verkürzten sie das Ergebnis durch erfolgreiche Fast-Breaks und Fernschüsse. Nichtsdestotrotz sah das Publikum ein zweites Viertel, das über weite Strecken von Unkonzentriertheiten geprägt war. Einzig James Washingtons Dreier zwei Minuten vor Schluss, fast vom Parkplatz geschossen, oder Nate Linharts Buzzerbeater, ließen die Halle beben. Mit einer 43:36-Führung verabschiedeten sich die Trierer zur letzten Halbzeitansprache der Saison in die Katakomben.
Zurück auf dem Spielfeld, begann die zweite Hälfte sicherlich nach dem Geschmack von Coach Henrik Rödl. Immer wieder schafften es die Hausherren im Angriffspiel den freien Mann zu finden und somit zu Korberfolgen zu kommen. Besonders im dritten Viertel erkannte man die spielerischen Defizite des Tabellenletzten, der oftmals im entscheidenden Moment fehlende Klasse bewies. Trier setzte sich in der Folge zusehends ab und erspielte sich eine komfortable 66:54-Führung für den Schlussakt.
Spannung bis zum letzten Angriff
Dieses letzte Viertel sollte es nochmal in sich haben und als Spiegelbild für die gesamte Trierer Saison dienen. Nachdem Göttingens Darrell Tucker nach seinem zweiten unsportlichen Foul des Feldes verwiesen wurde und die TBB fünf Minuten vor der Schlusssirene mit 15 Punkte führte, stellten sich viele Anwesende auf einen angenehmen Saisonausklang ein. Doch es wurde nochmal unnötig spannend, was auch Henrik Rödl auf der anschließenden Pressekonferenz thematisierte: „Das Spiel spiegelt unsere ganze Saison wieder. Wir hatten über viele Strecken das Spiel im Griff, doch haben gegen Ende unseren Spielfluss verloren. Dennoch freue ich mich, dass wir glücklich gewonnen haben. Ein besonderer Dank gilt natürlich unseren Fans, die uns auch in den schwächeren Phasen der Saison die Stange gehalten haben.“
Trierer Fehlpässe und mangelndes Zielwasser brachten die Gäste zurück ins Spiel. Als dann Matt Brauscher 1:28 Minuten vor Schluss mit einem erfolgreichen Dreier das Ergebnis auf 76:77 aus Sicht der Schlusslichter verkürzte, war die Partie mit einem Schlag wieder offen. Washington wurde bei seiner Antwort von der Drei-Punkte-Linie gefoult und verwandelte nervenstark zwei der drei anschließenden Freiwürfe. Aber auch Göttingen bewies Moral: 16.3 Sekunden vor Schluss war es erneut Matt Brauscher, der einen schier unmöglichen Kunstwurf zum 81:82 traf. Beide Teams behalfen sich mit taktischen Fouls und so hatte Göttingen beim Stande von 85:83 für Trier 4.3 Sekunden vor Ende nochmals Ballbesitz. Doch der Wurfversuch kam durch eine bissige und abgeklärte Trierer Verteidigung nicht mehr zustande, wodurch die TBB nach durchgestandener Flaute als strahlender Sieger den Platz verlassen durfte. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass es jeder Trierer Spieler der Starting Five an diesem Samstagabend vermochte, zweistellig zu punkten. Und auch Göttingens Coach Michael Meeks war, trotz der Niederlage, stolz auf die Leistung seiner Basketballer: „Glückwunsch an Trier zum Sieg. Es war ein gutes letztes Saisonspiel. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir haben gut gespielt, aber leider hat uns ein bisschen Glück gefehlt.“
Kader für die kommende Saison noch ungewiss
Viel Zeit zum Feiern und Loben investierte Henrik Rödl nicht. Trotz der anstehenden Sommerpause dachte der Trainer auf der Pressekonferenz bereits an die kommende Saison: „Wer den Verein verlässt und wer bleibt, kann ich noch nicht sagen. Die Spieler werden erst Mal in ihren wohlverdienten Urlaub fahren und danach werden wir mit den Gesprächen beginnen. Natürlich werden wir alles versuchen Spieler wie Maik zu halten, aber eine definitive Wasserstandmeldung kann ich hier noch nicht geben. Mal sehen, wie sich das alles entwickelt.“
Statistik
Punkte TBB Trier: Zwiener (22), Joyce (13), Zirbes (13), Washington (13), Linhart (11), Bynum (6), Dojcin (3), Seiferth (2), Fassler (2), Saibou (0), Picard (0)
Punkte BG Göttingen: Bauscher (23), Chikoko (20), Evans (9), Weber (8), Horne (8), Tucker (7), Allen (6), Herwig (2). Noch (0), Sykes (0)
Kommentar verfassen