Von Florian Schlecht
Sportlich schwankt Bundesligist TBB Trier zwischen Playoff- und Abstiegsplätzen. Wohin der Weg führt, könnte das Auswärtsspiel beim Mitteldeutschen BC aufzeigen (Mittwoch, 19.30 Uhr), von dem basketball-stream wie gewohnt live berichten wird. Ob die Fans auch in der neuen Saison in den Genuss dieser Übertragungen kommen, ist noch offen. 5vier sprach mit den Betreibern der Seite.
Wenn die TBB Trier am Mittwoch beim Mitteldeutschen BC spielt (19.30 Uhr), ist das eine der weitesten Fahrten in der Basketball-Bundesliga. Viele Fans greifen dann im Wohnzimmer am PC auf den Audio-Livestream zurück, der seit sechs Jahren mit Leidenschaft und Hallenatmosphäre angeboten wird. Auch die lange Reise nach Weißenfels nimmt das Team von basketball-stream.de mit vier Mitarbeitern auf sich.
Die Zeit wird gerne investiert. “Man muss aber schon basketballverrückt sein, um sich in der Woche für 1.000 Kilometer ins Auto zu setzen und extra dafür Urlaub zu nehmen”, lacht Moderator Chris Schmidt, für den die Vorbereitung auf das Spiel schon am Montag begann. Da wertete er den Scouting-Bericht aus, der ihm mit allen Stärken und Schwächen des Gegners regelmäßig von Co-Trainer Thomas Päch ausgehändigt wird. Am Dienstag bastelte er die O-Töne von Spielern zusammen, die als Einstimmung für die Fans dienen. Und am Mittwoch setzt sich um 12.30 Uhr das Auto in Richtung Sachsen-Anhalt in Bewegung. Mit Schmidt für die Moderation, David Vilter für die Kamera und Lisa Löwe für die Fotos. Wie immer, wenn die TBB auswärts spielt.
„Wir sind ein eingespieltes Team. Ich hoffe nur, dass wir über einen Auswärtssieg berichten können“, lächelt Schmidt, der beim Gedanken an die Halle in Weißenfels gleich gute Laune bekommt. „Sie ist klein, eng und erinnert mich an unsere alte Heimat am Mäusheckerweg. Vor zwei Jahren haben wir dort gewonnen. George Evans hat den entscheidenden Rebound in der letzten Sekunde geholt.“ Und Schmidt, der seit dem Start des Livestreams 2007 nur zwei Spiele verpasst hat („Einmal übertrug das Fernsehen, einmal hatte meine Frau Geburtstag“) war am Mikrofon vor Begeisterung nicht mehr zu halten.
Nachtschichten für die Videoberichte
Seit dieser Saison hat das Team noch einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Nicht nur, dass in der Sommerpause die Spielerverpflichtungen immer aus dem Wohnzimmer eines Fans übertragen wurden oder mit einem Fan-Aufruf für ein TV-Livespiel bei Sport1 geworben wurde. Nach jedem Heimspiel schneidet basketball-stream.de einen ausführlichen Bericht in Videoform zusammen, damit sich die Fans am Tag die Höhepunkte immer wieder angucken können. Ob es der spektakuläre Korb von Nate Linhart 1,6 Sekunden vor Schluss zum Derbysieg gegen Bonn ist. Oder eine bis auf den letzten Platz gefüllte Arena, in der die TBB-Anhänger lauthals fordern, den Bayern die Lederhosen auszuziehen. „Zum Brunch sind die Videos immer online“, sagt Schmidt, der sich bei der Herzensangelegenheit nicht über die zeitintensive Arbeit beschwert.
So muss er in seiner Tätigkeit als Hallensprecher auf einem Spickzettel schon während des Spiels Notizen machen, welche Szenen er hinterher in den Videobericht einbauen will. Seinen Text spricht er hinterher ein und überlegt, „wie eine Story zum Spiel erzählt werden kann“. Wenn die Schlusssirene erklungen ist, werden zudem Spieler und Trainer zum Interview bestellt. David Vilter schneidet dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die unterschiedlichen Kamerabilder mit Emotionen, spektakulären Dunks und spielentscheidenden Szenen zusammen. Diese belegt er mit der Kommentierung von Schmidt. „Meistens bin ich um 3 Uhr mit allem fertig und falle danach ins Bett. Das Hochladen erledigt dann meine Internetverbindung“, sagt Vilter. Auch die Liga erhält die Zusammenfassungen von basketball-stream. Nach den Trierer Auswärtsspielen werden Highlight-Videos auf der Homepage angeboten. „Wir versuchen da immer die ersten zu sein“, meint Vilter und lacht. „Oft schneide ich schon auf der Rückfahrt im Auto alles zusammen.“
Das Herzblut findet breiten Anklang. In vielen Medien wurde schon über die innovative Arbeit berichtet. Die Fans können sich über den Chat und eine Abstimmung zum „Spieler des Tages“ aktiv an den Angeboten beteiligen. Auch überregional gibt es Lob. „Thorsten Leibenath, der Trainer von Ulm, sagte mir zum Beispiel nach dem Spiel in Trier vor unserem Interview, wie klasse er die Seite findet, da war ich schon überrascht.“
„Ich wäre traurig, wenn das wegfallen würde“
In Trier können sich die Anhänger den Basketball ohne den Livestream und die Videos kaum mehr vorstellen. Für die neue Saison ist die Zusammenarbeit aber noch nicht geklärt. „Es ist noch offen, wie die Zukunft für uns im Trierer Basketball aussieht. Das hängt maßgeblich vom Verein und mehreren Faktoren ab, auf die wir nur bedingt Einfluss haben“, sagt Schmidt, „Wobei ich sehr traurig wäre, wenn das wegfallen würde, was wir uns aufgebaut haben.“
Und die Ideen gehen den Betreibern nicht aus. Sie würden gerne dem Vorbild von Ligakonkurrent Frankfurt Skyliners nacheifern, die zu jedem Heimspiel einen Video-Livestream im Internet anbieten. „Das wäre für Heim- oder Auswärtsspiele der TBB ein Traum, dies regelmäßig anzubieten“, meint Schmidt, der so einen weiteren Service für die Fans im Blick hat. „Wobei wir wissen, dass ein solches Vorhaben mit einem derzeit zu hohen Investitionsvolumen für Personal, Kamera- und Schnitttechnik verbunden wäre. Und Livespiele wären aktuell wegen zu langsamer Internetanbindungen längst nicht in jeder Bundesliga-Halle machbar. Hier müsste die Liga erstmal für einen neuen Standard sorgen.“ Mit Andreas Kühnen arbeitet nun allerdings ein neuer Mann im Team mit, der das Marketing ankurbelt und neue Wege erschließen soll.
Dem Basketball würden Schmidt, Vilter und Co. gerne treu bleiben. Andere Bundesligisten hätten bereits Interesse bekundet, ob das Team nicht von den Playoff-Spielen ihres Vereins berichten wollte. „Wir werden unseren Blick bestimmt über die Grenzen von Trier hinaus ausweiten, wir lieben schließlich diesen Sport“, sagt Schmidt. Am liebsten wäre es ihm aber, wie gewohnt zu allen Spielen der TBB Trier zu fahren. So, wie er das seit 2007 schon macht und so, wie das auch am Mittwoch in Weißenfels auf dem Plan steht. „Unser Herz hängt an der TBB.“
+++TBB in Kürze+++
Livestream aus Weißenfels – Der Livestream aus Weißenfels startet am Mittwoch ab 19 Uhr. Dieser ist auf der rechten Seitenleiste bei 5vier abrufbar.
TBB Trier zwischen Playoffs und Abstiegskampf – Für die TBB Trier wird sich in dieser Woche entscheiden, wo der Weg hinführt. Die Mannschaft von Henrik Rödl ist als Tabellenelfter mittendrin zwischen den Playoffplätzen (sechs Punkte Rückstand) und dem Abstiegskampf (vier Punkte Vorsprung). Bereits am Dienstag ist das Team nach dem Vormittagstraining nach Weißenfels aufgebrochen, das den Auftakt eines harten Restprogramms bildet. Vier von den letzten fünf Saisonspielen trägt die TBB auswärts aus.
Weißenfels ist gefordert – Der Mitteldeutsche BC schlägt sich mit dem Mini-Etat der Bundesliga wacker. Der Klassenerhalt ist bei zwei Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze allerdings noch nicht gesichert. Henrik Rödl ist gewarnt. „Das wird richtig schwer – eine weite Auswärtsfahrt mitten in der Woche zu einem Gegner, in dessen Halle schon ganz andere Vereine gestrauchelt sind, und der so unter Druck steht, wie alle in dieser Region der Tabelle. Wir werden versuchen uns von all dem nicht beeindrucken zu lassen und hart um den Sieg kämpfen“, sagt der Trainer der TBB Trier. Das Hinspiel gewann seine Mannschaft mit 78:59.
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