Nach der Rekordauswärtsfahrt in Bonn will die TBB Trier daheim gegen Würzburg (Samstag, 20 Uhr) endlich den vorentscheidenden Schritt zum Klassenerhalt machen. Dabei trifft das Rödl-Team auf die stärkste Defensive der Bundesliga.
Henrik Rödl ist ein Sportler, dem die Fans am Herzen liegen. Der Trainer der TBB Trier freute sich unglaublich auf das Spiel in Bonn, sehnte schon die Stimmung herbei – und zeigte Mitgefühl mit den 500 mitgereisten Anhängern, als diese nach der 65:79-Pleite enttäuscht die Heimreise antraten. Es dauerte keinen Tag, als Rödl auf der Facebook-Seite des Vereins für Balsam auf den traurigen Fanseelen sorgte und sich für die zahlreiche Unterstützung bedankte. „Das war eine besondere Atmosphäre, wie ich sie ganz selten erlebt habe. Es tut mir leid, dass das Spiel eurem Niveau nicht standhalten konnte“, waren die Worte des Europameisters von 1993, der vor dem Auftritt in der heimischen Arena gegen die Baskets Würzburg am Samstag (20 Uhr) um Wiederholung bittet. „Jetzt kommt eine besonders schwere Woche mit drei Spielen auf uns zu, wo wir nochmal alles geben wollen. Ich hoffe, ihr steht auch jetzt wieder hinter uns.“
Erst Würzburg, am Mittwoch in Gießen, als Abschluss gegen Frankfurt am Sonntag – es wäre der Wunsch der TBB Trier, den Eintrag „Klassenerhalt“ auf der To-Do-Liste nach dem Dreierpack endlich abhaken zu können. Zwar ist das Polster auf die bedrohlichen Plätze nach den letzten beiden Niederlagen gegen die Artland Dragons und in Bonn nicht geschrumpft. Weiterhin sind es zwei Siege Vorsprung, die die Bundesliga-Basketballer von der Mosel für sich als Argument in den Ring werfen können. Aber eine Pleite am Samstag würde schon einen echten Nervenkrimi in Gießen bescheren, das ebenfalls im Abstiegsstrudel hängt.
Der Ex-Verein von Nowitzki polarisiert
Doch Würzburg ist ein hartes Stück Arbeit – die TBB braucht einen Tag, an dem alles passt. Der Ex-Verein von Superstar Dirk Nowitzki wird mit großer Wahrscheinlichkeit in die Playoffs einziehen – hat sich aber mit seiner giftigen Spielweise nicht nur Respekt, sondern auch Abneigung erworben. „Das hat mich richtigem Basketball nichts zu tun“, wütete Marco Baldi, Geschäftsführer von Alba Berlin, zuletzt im „Tagesspiegel“. Und er legte mit kräftiger Kritik an der Taktik nach. „Da gehen drei Mann auf einen Gegenspieler drauf, von denen zwei umfallen und dann sofort den Schiedsrichter bestürmen.“
Trainer John Patrick kann die Kritik locker sehen – der Erfolg gibt ihm recht. Der US-Amerikaner ist auf einem guten Weg, seinen Erfolg aus Göttinger Zeiten auch nach Würzburg zu verpflanzen. Im Norden gewann er 2010 die „Euro Challenge“ – es war erst der dritte Europapokal-Triumph einer deutschen Mannschaft. Nun trumpft er im Süden mit dem Aufsteiger auf. Center Jason Boone und Guard John Little nahm er mit aus Göttingen an den Main – und baute eine Mannschaft auf, die mit ihrem nimmermüden Verteidigungsstil und vielen Rotationen die stärkste Defensive der Liga stellt. Vor Bamberg, vor Alba Berlin, vor Bayern München. Auch in der Offensive ist das Team von Patrick ausgeglichen besetzt. Die besten Werfer sind Ricky Harris (11,7 Punkte pro Spiel) und Chris Kramer (11,2).
„Sie sind sehr, sehr gefährlich“, warnt Rödl, der mit seiner Mannschaft das Hinspiel 67:74 verlor. Doch das interessiert den Trainer vor dem Wiedersehen herzlich wenig. Er vertraut der Heimstärke – und dem Publikum. „In unserer Halle findet dieses Spiel unter anderen Voraussetzungen statt. Wir hoffen, dass unsere Gäste ohne Punkte im Gepäck nach Würzburg fahren müssen.“ Auf der Facebook-Seite der TBB Trier würden dann sicher viele Gratulationen an Rödl und seine Männer eingehen.
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