Von Stephen Weber
Er ist Masseur, organisatorische Allzweckwaffe, turnendes Maskottchen und das Gesicht der TBB Trier in einer Person: Axel „Aggy“ Mock. Seit nunmehr 27 Jahren und 701 Bundesligaspielen betreut die langbärtige Kultfigur den Trierer Vereinsbasketball mit voller Leidenschaft und Inbrunst. Also ist es allerhöchste Zeit, seine Erlebnisse einmal Revue passieren zu lassen und ihn zum besten Saisonstart seit 1998 zu befragen.
„Mit all den Geschichten, die ich beim Basketball, mit Spielern und Trainern und dem ganzen drumherum erlebt habe, könnte ich dicke Bücher schreiben“, sinniert Aggy Mock über sein bisheriges Engagement im Trierer Basketball und ergänzt: „Aber ob das jemand kaufen würde, bezweifle ich. Ich glaube, das würde sich nicht rechnen.“ Seit 1985 steht der 53-Jährige in Diensten des Vereins und hat sich im Laufe der Zeit einen kostbaren Fundus an skurrilen und interessanten Anekdoten angesammelt, die unterhaltsamer sind, als der Betroffene wohl zu schätzen vermag. So spricht Aggy Mock im Interview….
…über besondere Momente:
Seit mehr als einem Viertel-Jahrhundert bildet das selbsternannte „Mädchen für Alles“ das Herzstück des Trierer Basketballs und vielleicht gerade deshalb fällt es ihm auf Nachfrage schwer, den schönsten Moment in seiner Laufbahn zu bestimmen: „Das ist wirklich eine komplizierte Angelegenheit, denn es gab einfach zu viele unvergessliche Begebenheiten: Der Bundesliga-Aufstieg, die zwei Pokalsiege mit dem packenden Endspiel 1998, der erste Sieg über Leverkusen oder damals, als wir gegen Berlin zehn Minuten vor Spielende mit 25 Punkten zurücklagen und das Ding noch drehten. Ich will nicht alles über einen Kamm scheren, kann aber auch nichts herausgreifen.“
Aber wo Licht ist, ist meist auch Schatten nicht weit – und so weiß der Betreuer, dass schmerzliche Momente ebenso zum Sport gehören wie erfreuliche: „Die sportlichen Abstiege, auch wenn sie zwei Mal durch eine Wild Card und ein Mal durch die Liga-Aufstockung abgewendet werden konnten, waren sehr bittere Geschichten. Das steckt man nicht so ohne Weiteres weg.“ Auf eine Sache ist der Zeitzeuge dennoch stolz: „Wirklich abgestiegen bin ich bisher noch nie mit einer Mannschaft und ich hoffe, dass das bis zu meiner Rente auch so bleibt.“
…die Anfangszeit:
Wenn Aggy Mock an die jungen Jahre im Profi-Geschäft zurückdenkt, weiß er schmunzelnd zu berichten: „Am Anfang war unser Wissen über Abfahrtszeiten noch eher dürftig. Wir sind oft Pi Mal Daumen drauflos gefahren und so kam es manchmal vor, dass wir fürchterlich in Verzug waren. Ich hab dann schon im Bus anfangen müssen, hochkonzentriert die Spieler zu tapen. Wenn der Busfahrer dann mit hohem Tempo in die Kurve ist, bin ich kreuz und quer durch die Gänge geflogen. Das waren vielleicht Zeiten, heutzutage würde ich mir wahrscheinlich alle Knochen brechen.“
…die Spieler:
Das Trierer Urgestein hat sie alle gesehen, aber wenn man nach dem besten Basketballer fragt, der jemals an der Mosel aktiv war, muss er nicht lange überlegen: „Sergei Babkow hat von circa 1992 bis 1994 bei uns gespielt. Er war der kompletteste Spieler, den ich hier gesehen habe. Später ist er dann nach Malaga gewechselt und war auch noch Nationaltrainer von Russland.“ Aber auch an andere Akteure kann sich der Masseur nur zu gut erinnern: „Bernard Thompson war auch sehr stark, ich hab selten so einen abgewichsten Profi erlebt oder Carl Brown, ein Unikat, wie man es selten findet. Von den deutschen Spielern in unseren Reihen ist es mit Sicherheit Maik Zirbes, der das größte Potenzial hat. Aber es bleibt abzuwarten, inwieweit er es in die absolute Spitze schaffen wird.“
…seinen Kultstatus:
„Irgendwann hat mir einer mal einen Copyright-Vertrag wegen dem neuen Maskottchen unter die Nase gehalten, das aussehen sollte wie ich. Anfangs hielt ich das für eine bescheuerte Idee und sagte, dass die einen Sockenschuss haben. Aber es wurde doch ganz gut angenommen.“ Um seine eigene Bekanntheit machte die Kultfigur allerdings ungern viel Wind – eher scheint ihm der ganze Trubel um die eigene Person ein wenig unangenehm zu sein. Das bekannte Aggy-Mobil, mit dem er die Trierer Straßen unsicher macht, hat er sich zwar damals selbst zugelegt, sagt aber darüber: „Ich hab es schon zwei Mal umgeschmissen und jetzt ist es ein bisschen ramponiert. Naja, mir ist das egal, ich bin da nicht so. Irgendwann ist mir auch der Plastikbasketball vom Auto abgefallen, dann war er halt weg.“
… die aktuelle Erfolgsserie:
Beim gegenwärtigen Auftreten und der Euphorie um den besten Saisonstart seit 13 Jahren der TBB gerät der sowieso schon quirlige Masseur richtig in Fahrt: „Ich möchte mich der angeblichen Euphorie nicht anschließen. Es sind erst vier Siege in fünf Spielen. Wenn wir nach 14 Spielen 12 Siege haben, dann dürft ihr mich nochmal fragen.“ Der Mann weiß, wovon er spricht: „1997/98 waren wir nach der der Hälfte der Saison Tabellenführer mit einem Punkt vor Berlin, da haben auch schon alle mit Traumfinale und Meisterschaft rumgesponnen und ich habe nur gesagt, Leute, wir sind noch lange nicht in den Play-Offs. Und was ist passiert? Gleich mehrere Leistungsträger sind nach einem Autounfall für längere Zeit ausgefallen. Das Ende vom Lied war, dass wir im Halbfinale ausgeschieden sind und nichts war mit Meisterschaft.“
Aber selbstverständlich weiß er auch Gutes, über die neuformierte Truppe zu berichten, die zurzeit nassforsch die Liga aufmischt: „Eine alte Weisheit besagt, dass Punkte von der Bank dreifach zählen und das ist gegenwärtig unsere Stärke. Die Harmonie in der Mannschaft stimmt. Allerdings bleibt es bei der sehr jungen Mannschaft abzuwarten, was passiert, wenn wir ein paar Begegnungen verlieren. Dann wird es sehr, sehr schwer für uns. Wenn man mich jetzt als Schwarzseher bezeichnet und ich unrecht habe, nehme ich das gerne an, aber zu 90 Prozent hab ich immer recht.“
Axel „Aggy“ Mock – ein Mann offener Worte. Vielleicht überlegt er es sich ja doch und schreibt ein Buch über sein Sammelsurium an Erlebnissen. Unterhaltsam wäre es mit Sicherheit.
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