Es sind keine einfachen Tage für den TBB Trier. Am zweiten Weihnachtstag kündigte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Ralph P. Moog seinen Rückzug an. Sportlich beeindruckte das Rödl-Team gegen Meister Bamberg und unterlag unglücklich nach Verlängerung.
Es war schon ein kleines Beben, das den TBB zu Weihnachten aufschreckte. In einer Pressemitteilung kündigte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Ralph P. Moog an, bei der Jahreshauptversammlung der Aktionäre am 28. Januar 2012 nicht mehr kandidieren zu wollen. „Es wird nun Zeit, das Staffelholz weiter zu reichen“, waren die Worte von Moog in dem Schreiben. „Als wir hier angefangen haben, lag hier alles in Trümmern“, erinnerte er sich im Gespräch mit 5vier an die Zeit vor drei Jahren, als er bei dem Bundesligisten mit einsprang, um den Fortbestand in der Beletage des Basketballs zu sichern. Der TBB Trier sollte jünger werden, lokale Talente fördern, Identifikation stiften, all das ist in der Zeit gelungen. Das liegt auch am Aushängeschild in Person von Henrik Rödl, der Trainer, der Nachwuchs an die Mosel lockt und junge Spieler akribisch zu einer Mannschaft formt, die begeistern soll.
Wie das gelingt, zeigte der TBB gegen die Brose Baskets Bamberg in furioser Weise. Zwar stand den Spielern die Enttäuschung in die Gesichter geschrieben, als sie nach der Verlängerung mit Müdigkeit in den Knochen und einer 70:75-Niederlage in den Köpfen zu den Fans gingen, um sich fast geistesabwesend trösten zu lassen. Wie schon in den Duellen gegen die Spitzenmannschaften von ALBA Berlin (74:78) und bei Bayern München (70:76) leistete die Trierer Garde ein hohes Investment mit einer leidenschaftlichen Vorstellung, doch der Ertrag blieb aus. „Das ist schon frustrierend, wieder mit leeren Händen dazustehen“, klagte Philip Zwiener nach der so knapp gescheiterten Sensation. Doch der Nationalspieler sprach aus, was die 5446 Zuschauer in der Halle auch an diesem Abend gegen den Titelträger aus Bamberg vernommen hatten und warum sie noch Minuten nach der Niederlage standen und klatschten. „Es ist bitter, weil wir zu keinem Zeitpunkt Angst gezeigt haben.“
Der Riese aus Bamberg taumelte
Viel eher stand der Deutsche Meister wenige Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit mit dem Rücken zur Wand und zitterte kräftig um die Tabellenführung. Im Vorfeld war das nicht zu erwarten. Eine knappe Niederlage für den TBB wäre schon eine Sensation gewesen. Bamberg hat sich in den vergangenen Jahren zur Hochburg des deutschen Basketballs entwickelt in einer Stadt, die ihre Ortsschilder oft zu den Playoff-Finalspielen austauscht und sich in „Freak City“ umbenennt. Die (basketball-)verrückte Stadt. In der EuroLeague scheiterte der Meister mit einer Mischung aus Pech und Unvermögen an Kalibern wie ZSKA Moskau, dessen Etat auf 60 Millionen Euro geschätzt wird. In der Bundesliga ist hingegen Bamberg das ZSKA Moskau. Das Jahresbudget der Oberfranken wird auf sieben Millionen Euro geschätzt, Stars wie Casey Jacobsen, Marcus Slaughter, Nationalspieler Tibor Pleiß und Julius Jenkins verzaubern die Hallen in Deutschland von Woche zu Woche. Trier schien für sie nur eine weitere Etappe zu sein, um ihr außergewöhnliches Können zu demonstrieren.
Doch die Sternstunde erwischte das Heimteam aus Trier, das für seinen Willen nicht belohnt wurde. 6,6 Sekunden vor dem Ende stand es 63:63, der TBB durfte den letzten Angriff ausspielen, die Zuschauer standen auf den Plätzen, zelebrierten die Welle. Trier stand dicht vor der Sensation. Dru Joyce wirbelte durch die Bamberger Abwehrreihen, zog zum Korb, warf, den Fans stockte der Atem, doch der Ball prallte vom Ring zurück ins Feld. Wenige Zentimeter waren es, die zur Überraschung fehlten. In der Verlängerung erwischte dann Anton Gavel beim Meister eine Fünf-Minuten-Gala mit alleine zehn Punkten, die der TBB nicht mehr auffangen konnte. Als James Washington den Ausgleich zum 72:72 verpasste und im Gegenzug zwei Freiwürfe von Gavel zum 70:74 durch das Netz zischten, war der Favorit noch mit einem blauen Auge davongekommen.
„Trier hat immer an den Sieg geglaubt“
Denn nie war es Bamberg über die gesamte Spielzeit gelungen, entscheidend davonzuziehen, um die Moral der Trierer zu brechen. Entscheidend war dabei der Faktor unter dem Korb – Maik Zirbes erwischte einen Sahnetag mit 15 Punkten und 13 Rebounds. Der Center kaufte Tibor Pleiß bereits im ersten Viertel den Schneid ab – der 2,15-Meter-Nationalspieler, auf den NBA-Klub Oklahoma Thunders ein Vorkaufsrecht besitzt, fand kein Mittel im Riesen-Duell gegen Zirbes und wurde früh entnervt ausgewechselt. Von 8:10 zog Trier aggressiv und entschlossen auf 16:10 davon (8.), was Bamberg-Coach Chris Fleming gleich zu zwei Auszeiten animierte. Trotz einiger Wechsel hielt das Heimteam gegen die in der Breite stark besetzten Gäste ein 19:17 – da schwappte schon die erste Welle durch die Arena.
Und immer, wenn der Favorit aus Bamberg doch einen Lauf zu starten drohte, antwortete Trier mit Moral und legte nach. 23:21 führte der TBB und lag plötzlich nach einem nicht gegebenen Foul an Zirbes und einem technischen Foul gegen den Hallensprecher 23:25 im Rückstand (14.). Zirbes glich prompt aus. Ein Dreier von Nate Linhart, der als Topscorer und bissiger Balleroberer glänzte, brachte den TBB zur Pause gar in Führung. 46:55 lag Trier nach einem dritten Viertel im Hintertreffen, in dem die Klasse von Bamberg mehrfach aufblitzte – und holte doch wieder auf. Vier Minuten vor dem Ende startete der TBB in eine furiose Schlussphase, in der Linhart, ein aufblühender Joyce und Zwiener aus einem 57:63 den Ausgleich bastelten – und mit der Sirene beinahe noch den Sieg.
Der Gedanke ging sicherlich auch Henrik Rödl durch den Kopf, als er bei der Pressekonferenz den Worten von Chris Fleming lauschte. „Ein Lob an die Trierer Mannschaft, die immer an den Sieg geglaubt hat.“ Rödl war auch stolz auf die Leistung, aber bedient davon, zuletzt immer Komplimente, aber kaum Siege zu ernten. „Täglich grüßt das Murmeltier. Es ist unfassbar, wie gut wir heute gespielt haben, wie wir uns heute zurückgekämpft haben“, meinte er. Der Abstiegsplatz, auf den seine Männer gerutscht sind, beunruhigte ihn da nicht.“ Das war ein Riesen-Event für uns alle, das mich positiv in die nächsten Wochen sehen lässt. Dann muss der Knoten platzen.“
Moog: „Region muss Spitzensport mittragen“
Ein Riesen-Event – der Satz ging vielleicht auch an das Umfeld, in dem fleißig an der Zukunft des Bundesliga-Basketballs in Trier gebastelt wird. Moog machte kein Geheimnis daraus, mit den Zuschauerzahlen an der Mosel unzufrieden zu sein. „Wir waren mal eine Pleite-Truppe, jetzt sind wir wieder wer. Leider war die Halle in der ganzen Zeit trotzdem nicht einmal ausverkauft.“ Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende sieht Grenzen im Spitzensport in der Region, „in der wir alle potenziellen Sponsoren an Bord haben“, Grenzen im Geschäft der Basketball-Bundesliga, „wo manche Klubs ein, zwei Spieler von Geldern bezahlen, die wir für die ganze Mannschaft zur Verfügung haben“.
Der neue Ansatz, der den TBB nach vorne bringen soll, könne eine überregionale Sponsorensuche sein. Das Feld der Partner solle so erweitert werden, hofft Moog, der bei dem Konzept an Bord bleiben könnte. „Das schließe ich nicht aus, ich bin ja nicht aus der Welt“, sagte er am Abend gegenüber 5vier. Seine Hoffnung, die aber viel grundlegender ist. „Um Spitzensport langfristig zu gewährleisten, muss die Region ihn natürlich tragen.“ Trier muss sich zum Basketball bekennen – nicht nur in Sternstunden wie gegen Bamberg.
Punkte für den TBB: Linhart (16), Joyce, Zirbes (je 15), Zwiener (12), Seiferth (4), Bynum (3), Dojcin, Faßler (je 2), Washington (1).
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