Es war eine Partie, die der Mitteldeutsche BC vor 2150 Zuschauern in der Weißenfelser Stadthalle über weite Strecken im Griff hatte – und dennoch wären die Schützlinge von Henrik Rödl beinahe als Sieger vom Parkett gegangen. Am Ende war es Patrick Richard, der mit einem Dreier von ganz weit draußen für die Entscheidung sorgte. Bester Punktesammler bei der 74:77-Niederlage war Christian Standhardinger vom MBC mit 23 Punkten und neun Rebounds. Bei Trier zeigte Marko Lukovic mit 17 Punkten und sechs Rebounds wieder eine starke Leistung.
Trier. Silvano Poropat und Henrik Rödl – zwei Trainer die seit Jahren aus bescheidenen Mitteln das Optimum herausholen. Nicht verwunderlich, dass sich die beiden Headcoaches in den höchsten Tönen loben und die Partien zwischen beiden Teams immer sehr umkämpft sind. Auch das heutige Aufeinandertreffen sollte da keine Ausnahme machen.
Trier startete mit der gleichen Aufstellung in die Partie, die auch zu Beginn gegen die Löwen aus Braunschweig auf dem Parkett stand. Der Mitteldeutsche BC spielte offensiv extrem variabel und die TBB fand kein Mittel gegen Christian Standhardinger, der alleine im ersten Spielabschnitt 11 Punkte beisteuerte. Der gebürtige Münchner war überall und hat in seinen ersten beiden Auftritten in der BEKO BBL schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit 10:19 lagen die Moselstädter zwischenzeitlich im Hintertreffen. Auffällig: Mit der Einwechslung von Marko Lukovic ging wieder einmal ein Ruck durch das Team der Trierer. Der Serbe ist unglaublich variabel und verfügt über eine enorm hohe Spielintelligenz. Bis zum Ende des ersten Viertels konnte man den Rückstand auf 17:21 verkürzen.
Im zweiten Viertel dann die große Lukovic-Show. Mit neun Punkten in Folge brachte er sein Team im Alleingang in der Weißenfelser Stadthalle in Front (26:22). Leider hielt dieser Vorsprung nicht bis zur Halbzeit – die Schützlinge von Henrik Rödl mussten mit einem knappen 37:41 in die Kabine gehen. Vor allem die unnötigen Ballverluste verhinderten ein besseres Ergebnis.
Nach dem Pausentee brachten Chikoko und Mönninghoff die Trierer wieder in Front (42:41), doch eine 4,5 minütige Phase ohne Korberfolg sorgte für eine kleine Vorentscheidung zu Gunsten des MBC: Sie nutzten die Schwächephase um den Rückstand in eine 11-Punkte-Führung umzumünzen. Bucknor und Co. verhinderten bis zum Ende des dritten Durchgangs zumindest schlimmeres: Mit 48:59 ging es in die entscheidenden zehn Minuten.
Hier zeigte sich einmal mehr, dass elf Punkte im Basketball überhaupt nichts sind. Stefan Schmidt und Ricky Harris drehten jetzt mächtig auf und verkürzten den Rückstand Punkt für Punkt. Die Mannen von Silvano Poropat wurden nun sichtlich nervöser. Beim Stand von 63:65 hatte Trier sogar die Gelegenheit beim Fastbreak auszugleichen, doch Jermaine Anderson entschied sich für einen Bodenpass auf Harris, der vom einzigen Isländer in der BBL, Hördur Vilhjalmsson, abgefangen wurde. Statt dem Ausgleich zum 65:65 gelang dem MBC beim Fastbreak ein Drei-Punkte-Spiel und Standhardinger legte nach (63:70). Doch entschieden war das Spiel rund drei Minuten vor Schluss immer noch nicht.
Erst traf Mönninghoff von jenseits der 6,75-Meter-Linie, dann legte Pechvogel Anderson mit zwei Dreiern gegen den Mann nach – 72:72 eine Minute vor dem Ende. Als Vilhjalmsson dann auch noch den Ball verlor, schien Trier plötzlich sogar in der besseren Position zu sein. Bucknor suchte Chikoko unter dem Korb, spielte aber Standhardinger den Ball direkt in die Arme. Der erst 24-jährige US-Amerikaner Patrick Richard, der mit der Empfehlung einer der besten fünf Korbschützen der niederländischen Eredivisie gewesen zu sein, nach Weißenfels kam, zeigte dann Nervenstärke. Sein Dreier zum 72:75 ins Gesicht von Mathis Mönninghoff sorgte neun Sekunden vor dem Ende für eine Vorentscheidung. Denn die Wölfe foulten jetzt und schickten Anderson an die Linie. Anderson traf beide Versuche und nun wurde Standhardinger ebenfalls an die Freiwurflinie geschickt. Der Topscorer der Partie markierte seinen 22. Punkt, verwarf den zweiten Freiwurf absichtlich und schnappte sich auch noch den eigenen Rebound. Standhardinger ließ Trier dann sogar noch die Chance auf den Ausgleich, indem er nur den zweiten Freiwurf traf, doch der Notwurf von Anderson klatschte aus Trierer Sicht leider nur auf den Ring. Die TBB verlor denkbar knapp mit 74:77 – die junge Mannschaft der Trierer musste somit die erste Niederlage hinnehmen.
Lange Zeit um über die Niederlage nachzudenken bleibt nicht. Am Mittwoch wartet schon das nächste Heimspiel in der Arena Trier. Zu Gast: Die Artland Dragons mit Neuzugang Andreas Seiferth. (cw)
Was war gut?
Das junge Trierer Team zeigt, dass es niemals aufgibt und sich selbst durch Schwächephasen wie im dritten Viertel nicht aus der Ruhe bringen lässt. Außerdem zeigte man sich in der Offensiv erstaunlich reboundstark – zwölf Offensivrebounds sind top.
Was muss besser werden?
Mit 14 Offensivrebounds ermöglichte man dem MBC leider zu viele zweite Wurfmöglichkeiten. Wieder einmal blockte man in einigen Situationen nicht richtig aus. Außerdem zeigten die Trierer sowohl gegen Braunschweig als auch gegen den MBC Schwächen beim Umschalten von Angriff auf Verteidigung (Transition-Defense).
Stimmen zum Spiel
Henrik Rödl:
“Es war das erwartet intensive, bis zum Ende knappe Spiel, das dann durch die kleinen Sachen entschieden wurde. Wir haben gekämpft und ausgeglichen, und dann schießt Richard diesen gut verteidigten Dreier rein. Wir haben in der ersten Hälfte zu viele Offensivrebounds abgegeben. Insgesamt ist mein Eindruck, dass Weißenfels den besseren Rhythmus hatte, wir waren nur phasenweise richtig in diesem Spiel drin. Vor allem Christian Standhardinger hat uns mit seinen bekannten Qualitäten, seinem Ehrgeiz und seinen Punkten das Leben heute sehr schwer gemacht, insgesamt hat der MBC sehr viel Kampfgeist aufs Parkett gebracht. Es ist hier nie leicht, zu gewinnen, heute haben wir verloren.”
Silvano Poropat, Headcoach Mitteldeutscher BC:
„Es ist immer unglaublich schwer, den ersten Sieg in der Saison zu erreichen. Noch schwerer ist es, wenn man eine Mannschaft mit so vielen neuen Spielern hat wie wir, und wenig Zeit, in einen Rhythmus zu kommen. Aber die Jungs haben gekämpft, alles gegeben und große Fortschritte in der Spielweise im Vergleich zum Spiel in München gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit mehreren Sachen: Zum einen, dass wir gegen einen Gegner gewonnen haben, der uns in der Vergangenheit nicht gelegen hat, und bei dem Henrik Rödl seit Jahren eine Mannschaft zusammenstellt, die weiß, wie man richtig Basketball spielt. Zum anderen, weil wir langsam wieder anfangen, die Identität zu zeigen, die den MBC schon immer ausgemacht hat. Es freut mich sehr, dass wir mit einer neuen Mannschaft wieder schaffen, diesen Zusammenhalt und Kampfgeist zu wecken.“
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Statistik
Zwischenstände: 21:17 | 41:37 | 59:48 | 77:74
TBB Trier: Chikoko (6), Harris (11), Lukovic (17), Bucknor (3), Mönninghoff (6), Vrabac (4), Canty (0), Anderson (11), Schmidt(11), Wenzl (2), Dahlem, Fritzen (n.e.)
Mitteldeutscher BC: Standhardinger(23), Pantelic(18), Richard (16), Vilhjalmsson (11), Schwarz(3), Serapinas(3), Clay (3), Nicholas (0), Liyanage(0),Massenat(0), Kuhn, Zinn (n.e.)
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