Ein rebellischer Seminarist und ein publikumsverliebter Priester; klingt nach einem recht ungleichen Paar. Genau in diesem Gegensatz liegt die Komik des neuen Stücks „Der Priestermacher“ im Theater Trier, das am Mittwoch, 16. Januar, seine Premiere feierte. 5vier-Mitarbeiterin Stefanie Braun sprach vorab mit Regisseur Florian Burg.
5vier.de: Die Inszenierung eines solchen Stückes in Zeiten der Kirchenkrise, aufgrund zahlreicher Missbrauchsfälle, ist bestimmt nicht einfach, doch wie geht man als Regisseur mit diesen Themen um, wenn das eigene Stück sie gar nicht schneidet?
Florian Burg: Sie haben recht, das Stück hat mit Missbrauch nichts zu tun, aber bereits der dritte Satz im Stück, „Katholische Kirche in der Krise“, zeigt, dass die Situation der Kirche durchaus behandelt wird. Die Kirche des Stückes befindet sich im Umbruch, begreift sich auch darin, doch es gibt immer wieder konservative Kräfte, die dagegen halten. In diesem Spannungsfeld bewegt sich das Stück. Es bietet Krisen an, die ich auch gerne aufnehme, wie etwa Homophobie oder Sexualfeindlichkeit, auch Themen wie das Zölibat. Ich lasse ungern Blut spritzen, wo gar keines fließt.
5vier.de: Hat das Stück Missionsdrang? Und wenn ja, welchen?
Florian Burg: Jedes Theaterstück hat Missionsdrang, zumindest begreife ich Theater so. Dieses Stück endet mit einem Appell, die Kirche „von unten“ neu zu gestalten und sich nicht nur von oben diktieren zu lassen. Es ist der Appell eines Autors, der selbst gläubig ist, mit der Institution Kirche aber Schwierigkeiten hat. Ansonsten ist das Stück aber eher als eine Charakterkomödie zu sehen, die einen heiteren, aber auch aufklärenden Blick in das Innenleben der Kirche wirft.
5vier.de Welche Botschaft möchten Sie mit der Inszenierung vermitteln?
Florian Burg: Vor allem geht es um die Botschaft, zu sich als Mensch zu stehen. Es gibt im Leben ja auch andere Institutionen, die Einfluss nehmen möchten, wie etwa der Beruf, aber auch die Partnerschaft etc. Es geht darum, zu der eigenen Wahrheit zu stehen.
5vier.de: Sind Sie gläubig, bzw. muss man es sein, um das Stück sehen zu können? Oder ist man als Zuschauer lieber kritisch?
Florian Burg: Das ist jetzt aber die Gretchenfrage (lacht). Man muss nicht gläubig sein, um dieses Stück inszenieren zu können, aber es hilft, sich in der Thematik auszukennen. Ich bin ja katholisch aufgewachsen. Man muss es nicht sein, aber man kann. Für gläubige Menschen bietet das Stück den besagten Appell zur Umstrukturierung, aber auch für nicht gläubige Menschen bietet es einiges. Die hierarchisch dogmatischen Strukturen im Stück bekommen ja auch ihr Fett weg.
5vier.de: Trier ist eine überwiegend katholische Stadt, sie arbeiteten mit dem Bistum zusammen, inwieweit bekamen Sie da Druck?
Florian Burg: Überhaupt nicht. Zumindest empfand ich keinen Druck. Mir ging es hauptsächlich darum, zusammen mit meinen Schauspielern eine gemeinsame Sicht auf das Stück zu erarbeiten. Triers Bistum gehört auch zu den eher moderneren Bistümern, die versuchen, an die Gesellschaft heranzutreten und einen Dialog zu suchen. Priesterseminaristen aus Trier konnten eine Schlüsselszene des Stückes schon vorab sehen, das war für beide Seiten ein sehr interessantes Treffen. Da trafen im wahrsten Sinne zwei Welten aufeinander, es war eine tolle Erfahrung diese jungen Männer näher kennenzulernen und etwas über ihre Motivation zu erfahren, Priester zu werden. Sofern dies in zwei Stunden möglich war.
5vier.de: Wem empfehlen Sie das Stück?
Florian Burg: Ich empfehle das Stück sowohl Gläubigen als auch Atheisten, denn hier kann man zusammen über dasselbe Thema lachen.
5vier.de dankt für das Gespräch und wünscht allen Beteiligten Toi Toi Toi.
Fotos: Theater Trier
Kommentar verfassen