Text und Fotos: Melanie Koch
Trier English Drama präsentierte am 12. Mai in der TUFA die Premiere ihres neuen Stücks: „Popcorn“ von Ben Elton. Wer hier eine entspannte Theatervorführung einer Laienschauspielgruppe erwartet, der wird sich ganz schön umschauen. Die Gruppe hält das Publikum mit überzeugender Bühnendeko, raffinierten Charakteren, viel Geschrei, Gewalt, Blut, Sex und schwarzem Humor bis zur letzten Sekunde in Atem.
Im ersten Teil des Stücks werden die Zuschauer mit den einzelnen Charakteren vertraut gemacht; jeder von ihnen besitzt ganz eigene Merkmale, die durch eine gelungene Besetzung und Ausstattung glaubhaft umgesetzt wurden. Bruce Delamitri ist Filmemacher und lebt in Beverly Hills. Er hofft am Abend der Oscar-Verleihung auf eine Auszeichnung für sein neustes Werk „Ordinary Americans“. Die Aussichten darauf sind schwer einzuschätzen. Bruce sieht seinen Film als große Kunst an. Allerdings befürchtet sein Produzent Karl, dass er aufgrund detaillierter Szenen von Sex und Gewalt nicht massentauglich sei. Doch er gewinnt tatsächlich den Oscar für den besten Film des Jahres!
Angetrunken und zurück in seiner Wohnung möchte er mit Brooke Daniels, Model und Schauspielerin (!), auf seinen Erfolg anstoßen. Als sich die beiden näher kommen, werden sie unsanft gestört: Zwei Personen sind in das Haus eingebrochen; die beiden geben sich als das Verbrecherpaar Wayne und Scout, die Mall Murderers, zu erkennen, die wegen zahlreicher Morde zu den meist gesuchten Verbrechern Amerikas zählen. Sie sind große Fans von Bruce Delamitri und inspiriert durch die Gewalt in seinen Filmen. Sie wollen weder Geld noch Schmuck, sondern einfach mit Bruce über seine Filme sprechen.
Im weiteren Verlauf kommen Farrah und Velvet hinzu, Bruces Bald-Exfrau und seine Tochter. Sie alle werden von Wayne bedroht. Mittlerweile hat er die Presse informiert, die auf seinen Wunsch zwei Mitarbeiter, Kirk und Bill, samt Kameraausrüstung ins Haus schickt. Außerdem findet sich vor dem Haus ein riesiges Polizeiaufgebot. Wayne verlangt, dass Bruce vor laufender Kamera seine Schuld eingesteht, die er sich durch seine gewaltverherrlichenden Filme aufgeladen hat. Im zweiten Teil des Dramas bietet sich ein emotional geladenes Schauspiel: Bruce wehrt sich gegen Waynes Vorwürfe, weigert sich, Schuld zu bekennen und fleht um das Leben seiner Tochter und seiner Exfrau; Brooke wird schwer verletzt, braucht einen Arzt, liegt blutend am Boden; Farrah und Velvet werden gefesselt, bedroht, sie leiden Todesangst. Scout schwankt zwischen Bewunderung für ihren Geliebten und dem Wunsch nach Geborgenheit und Freundschaft. Wayne beharrt auf seiner Forderung und droht mit Morden bei den Gefangenen, nachdem er erfahren hat, dass die Einschaltquote der Liveschaltung zur Geiselnahme zurückgegangen ist…
Die Gruppe von Trier English Drama widmet sich mit dem Stück von Ben Elton einem immer aktuellen Thema: Gewalt in den Medien und deren Verantwortlichkeit für reale Ausbrüche. Dabei schaffen es die Akteure, sowohl die Verzweiflung, Angst und Wut der Charaktere zum Ausdruck zu bringen; jedoch schwingt dabei ebenfalls eine Menge schwarzer Humor mit. Ebenso Kritik an der Gesellschaft, in der viel zu häufig versucht wird, eigene Verantwortung abzuschütteln und weiterzureichen. Es bleibt nicht mehr zu sagen, als dass hier mit viel Herzblut und Liebe zum Detail ein unbedingt sehenswertes Schauspiel auf die Beine gestellt wurde!
Weitere Aufführungen sind am 25. und 30. Mai, jeweils um 20 Uhr in der TUFA. Einlass: 19.30. Der Eintritt beträgt 10 Euro/ 7 Euro ermäßigt. Reservierungen sind unter 06581 3082 möglich.
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