Neunzehn Trierer Studierende steigen Ende März in den Flieger nach New York – um dort an der globalen Simulation der Vereinten Nationen teilzunehmen. Das eigeninitiierte Projekt der Universität lässt die Studierenden die Luft großer und wichtiger Entscheidungen schnuppern. Die Teilnehmer der diesjährigen Delegation Carmela Käuffer und Martin Catarata standen zum Gespräch mit 5vier bereit.
Trier. „Honourable Chair, Distinguished Delegates“ – der klassische Einleitungssatz einer Rede bei Trier Model United Nations (TriMUN). Dies ist ein interdisziplinäres Projekt in englischer Sprache der Universität Trier und der Hochschule Trier, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine Gruppe Studierender auf die Welt der Diplomatie und des Verhandlungsgeschicks vorzubereiten.
Eine MUN ist eine Simulation der unterschiedlichen Komitees der Vereinten Nationen, bei der jeder Delegierte ein Land zu einem bestimmten Thema vertritt. Dazu werden im Vorfeld der Simulation Positionspapiere verfasst, die die Meinungen des Landes zu den zur Auswahl stehenden Themen wiedergeben. Bei der MUN selbst ist das Ziel, zum Schluss eine oder mehrere Resolutionen vorweisen zu können, welche während der Simulation erarbeitet werden. „Um an einer MUN erfolgreich teilzunehmen muss man in der Lage sein, sich in die Denkweise eines anderen Staates hineinzuversetzen“, erzählt Carmela Käuffer, Teilnehmerin der diesjährigen Delegation.
Diplomatie und Argumentationen
Seit mehr als zehn Jahren existiert dieses Projekt nun an der Universität Trier und wird jährlich von Studierenden der vorangegangenen Delegationen selbst für die nächsten Teilnehmer organisiert. Hier lernt man, die persönliche Meinung abzuschalten und sich diplomatisch in andere Rollen hineinzuversetzen. „Ich möchte vor allem meine Redefähigkeit und mein argumentatives Können verbessern. Auch hoffe ich, dass ich durch TriMUN meine Schüchternheit vor großen Massen zu sprechen ablege und souveräner und professioneller auftrete“, berichtet Martin Catarata, ebenfalls Teilnehmer der diesjährigen Delegation, von seiner Motivation, an TriMUN teilzunehmen.
Als Vorbereitung traf sich die Trierer Delegation jeden Freitag und jeden Samstag im Wintersemester, um sich durch Präsentationen und rhetorische Trainings für die Simulationen zu wappnen. Doch woher nehmen Studenten, die sich mitten im engmaschigen Bachelor- und Mastersystem befinden, die Zeit für solch ein aufwändiges Projekt? „Tja das ist so eine Sache… man versucht es irgendwie dazwischen zu quetschen und sich Zeit frei zu schaufeln. Irgendwie geht es dann doch immer und die Tutoren haben auch eigentlich immer ein offenes Ohr für uns gehabt und uns viel Verständnis entgegengebracht. Das ist der Vorteil daran, dass dieses Projekt von ehemaligen Delegations-Mitgliedern geleitet wird: Bei ihnen ist das selbst noch nicht so lange her und sie kennen die Probleme“, so Carmela. „Ja, es gab auf jeden Fall einige schlaflose Nächte in diesem Semester. Ich habe mir diesen Winter dann auch eine Kaffeemaschine zugelegt, das hat auch noch sehr geholfen“, fügt Martin lachend hinzu.
Eine Rede in New York
All dies läuft auf die großen MUNs in Straußberg bei Berlin und in New York heraus, an denen die Trierer Studierenden im Februar und im März teilnehmen werden. National Model United Nations in New York ist mit jährlich etwa 5000 Teilnehmern die weltweit größte UN-Simulation. Dort vor mehreren hundert Personen in einem Komitee selbstbewusst die Interessen des zu vertretenden Landes darzustellen und zu repräsentieren ist eines der Ziele von TriMUN. Das, was sich vorher kaum ein Delegierter zugetraut hätte, wird hier Realität. „Dass ich in einer Rede komplett den Faden verliere und gar nichts mehr sagen kann, ist tatsächlich nach wie vor meine größte Sorge, vor allem, wenn ich an meine Rede vor der General Assembly in New York denke!“, sagt Martin.
In New York wird die Trierer Delegation in diesem Jahr die Argentinische Republik unter anderem auch im Sicherheitsrat der UN-Simulation vertreten. „Wenn man sich mehr mit dem Land beschäftigt, entdeckt man zwangsläufig immer mehr interessante Aspekte und baut eine Art Verbindung auf“, berichtet Carmela und fügt hinzu: „Ich fand es auch sehr interessant, die Vereinigten Arabischen Emirate bei der IsarMUN in Tutzing zu repräsentieren. Und so ein kleiner Herzenswunsch war es auch einmal mein zweites Herkunftsland Nicaragua zu repräsentieren und bei der Simulation in Erfurt hatte ich die Chance dazu.“ Auch Martin durfte in Erfurt sein Heimatland, die Philippinen, repräsentieren. „Als Sinologe freue ich mich aber natürlich am meisten darauf, China bei der GerMUN in Straußberg vertreten zu dürfen.“ Schon am 25. Februar geht es für die Trierer Delegation nach Berlin, um sich dort gemeinsam auf die Simulation in Straußberg vorzubereiten. Und nur wenige Wochen später beginnt dann das größte Abenteuer für die TriMUN-Teilnehmer: die Reise nach New York.
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