Das Trierer Theater wird saniert. Dies hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag, 29. Januar, beschlossen. Der Bau aus den 1960er Jahren ist marode, lange wurde diskutiert und gestritten, ob die hochverschuldete Stadt sich überhaupt ein Theater mit drei Sparten leisten sollte. Die nun vorgelegten Besucherzahlen sprechen dabei eine deutliche Sprache, rund 3000 Tickets werden derzeit pro Woche verkauft.
Trier. Mit 45 Ja-Stimmen zu drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung hat sich der Trierer Stadtrat eindeutig für eine Sanierung des Theatergebäudes am Augustinerhof ausgesprochen, das in der 1960er-Jahren gebaut wurde und marode ist. Zustimmung fand ebenfalls der Antrag, einen großen Veranstaltungssaal am Tufa-Gebäude zu bauen, der zugleich als Interimsspielstätte für das Theater während der Sanierung dient. Hierfür stimmten 45 Mitglieder des Rats, drei votierten dagegen, ein Ratsmitglied enthielt sich. Einen Antrag der AfD-Fraktion, der vorsah, zur Frage der Sanierung und zum Neubau an der Tufa einen Bürgerentscheid zu initiieren, wurde mit breiter Mehrheit abgelehnt (48 Nein-Stimmen, eine Ja-Stimme).
Sanierung wird auf 49 Millionen Euro geschätzt
Kulturdezernent Thomas Schmitt verdeutlichte den Sanierungsbedarf mit Bildern von Schäden am Haus, die er dem Rat präsentierte. Das Kostenvolumen der Sanierung beläuft sich auf knapp 49 Millionen Euro, bezogen auf das Preisniveau des Jahres 2018. Die Sanierung beinhaltet unter anderem die Erneuerung der Außentüren und Fenster sowie das Daches. Die Heizungsanlage wird ebenfalls komplett erneuert, ebenso die Abwasser-, Wasser- und Feuerlöschanlagen. Auch die in die Jahre gekommene Bühnentechnik wird ausgetauscht. So werden etwa die Handkonterzüge auf elektrische Antriebe umgestellt. Die Eingangshalle wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Schmitt machte unmissverständlich deutlich: „An einer Sanierung führt kein Weg vorbei.“
Bauphase für Trierer Theater auf drei Jahre geschätzt
Während der circa dreijährigen Bauphase ist das Theatergebäude vollständig zu räumen, sodass der Theaterbetrieb in anderen Räumlichkeiten sichergestellt werden muss. Hierfür wird neben der Tufa ein neues Gebäude mit einer Fläche von knapp 1300 Quadratmetern gebaut, das der Tufa nach der Sanierung zur Verfügung steht. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf knapp sieben Millionen Euro.
Die Bauarbeiten am Trierer Theater sollen nach jetzigem Stand im August 2021 starten und im August 2024 beendet sein. Bei der Entscheidung des Stadtrats handelt es sich um einen Grundsatzbeschluss, auf den die eigentliche Planung erfolgt. Der endgültige Baubeschluss soll im Februar 2021 gefällt werden.
Theater Trier verkauft rund 3000 Tickets in der Woche
An die 3000 Tickets werden derzeit pro Woche im Theater Trier verkauft. Die Besucherzahlen liegen deutlich über den Vorjahren. Das zeigen aktuelle Zahlen des Theaters, die Kulturdezernent Thomas Schmitt am Donnerstag im Steuerungsausschuss präsentierte. Obwohl die Spielzeit 2018/19 noch längst nicht beendet ist, wurden schon 77.000 Tickets verkauft. In der Saison 2017/18 waren es im gleichen Zeitraum der Spielzeit 54.000, in der Spielzeit 2016/17 bis zu diesem Zeitpunkt 51.000. Kulturdezernent Schmitt sagt dazu: „Die Karten werden uns regelrecht aus den Händen gerissen.“ Für einige Inszenierungen wie das Tanzstück Zorbas wurden schon Sondervorstellungen geplant, das ursprünglich im kleinen Studio-Saal laufende Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ wurde ins Große Haus verlegt. Auch das Weihnachtsmärchen trägt zum großen Run aufs Theater bei. Den Zauberer von Oz haben schon an die 20.000 Zuschauer gesehen, zum größten Teil Kinder und Jugendliche.
Weniger Zuschuss dank guter Besucherzahlen
Die gute Entwicklung spiegelt sich auch in den Budgetzahlen. Das Theater wird 2018 mit 8,5 Millionen Euro voraussichtlich über 450.000 Euro weniger Zuschussbedarf von der Stadt haben als ursprünglich geplant.
Da die Studiobühne des Theaters am Augustinerhof zu klein und baulich kaum mehr zumutbar ist, wurde eine neue Spielstätte in der Europäischen Kunstakademie (EKA) hergerichtet. Dort, wo früher geschlachtete Tiere an Haken hingen, heißt es nun also: Vorhang auf! Die Verantwortlichen stellten die neue Spielstätte vergangene Woche vor.
Studiobühne in der Kunstakademie
Bis 1988 war in dem Gebäude in der Aachener Straße, in dem die Europäische Kunstakademie Kurse verschiedenster Art anbietet, der städtische Schlachthof untergebracht. Ab 1993 wurden dann die ersten Kurse angeboten. Und nun wird das Haus um eine weitere kreative Komponente erweitert: Das Theater nutzt das Bildhaueratelier als Spielstätte. Kulturdezernent Thomas Schmitt freute sich, dass die Umbauarbeiten mit einem Volumen von rund 60.000 Euro gerade rechtzeitig vor der Premiere des Schauspielstücks „Politisch korrekt“ am Freitag, 25. Januar, fertig wurden. Die Sorge, dass die Trierer nicht auf die andere Seite der Mosel kommen, um ins Theater zu gehen, sei unbegründet, sagte Schmitt: Mehrere Vorstellungen von „Politisch korrekt“ seien schon komplett ausverkauft. Der Dezernent sieht in der gemeinsamen Nutzung des Raums durch EKA und Theater eine „tolle Sache für beide Seiten“. So sei es auch denkbar, Skizzen während einer Theaterprobe zu machen. Als Bildhaueratelier wird der Raum von der EKA weiterhin während der Sommermonate genutzt, wenn es im Theater ohnehin etwas ruhiger ist.
Die neu hergerichtete Spielstätte ist 320 Quadratmeter groß. Mit Garderoben, Sanitäranlagen und Requisite sind es knapp 370 Quadratmeter. Die Anzahl der Sitzplätze ist variabel, je nach Produktion und Bestuhlung. Maximal 199 Gäste finden in dem Raum Platz. Bei „Politisch korrekt“, das in einem französischen Café spielt, sind es 130 Plätze. Als Besonderheit hob Intendant Manfred Langner hervor, dass die Zuschauer um die Bühne, beziehungsweise das Café, herum sitzen. Langner, der das Stück selbst inszeniert, sagt, dass dadurch der Zuschauer eine Nähe zum Bühnengeschehen erlebe und das Gefühl habe, mittendrin zu sein. Die Distanz zwischen Zuschauern und Schauspielern werde aufgehoben.
Für den Intendanten ist die neue Spielstätte „sehr spannend“ und er plant bereits, mehrere Stücke in der nächsten Spielzeit dort aufführen zu lassen Hauptsächlich gehe es dabei um Schauspiel, aber auch Tanz sei gut denkbar, sagte Langner. Die Technik soll in der nächsten Zeit noch komplettiert werden. red/jr
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