Von Niklas Stilz
Die Anhänger des traditionsreichen SVE dürften sich nach der jüngsten Niederlage in Koblenz ein bisschen vorkommen wie der Protagonist in der bekannten Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Immer wieder erlebt die Hauptperson dabei dasselbe ihr so verhasste Szenario, was sie auch tut oder ändert. Im Film geht es um den Murmeltiertag – im Leben der Eintracht-Fans ist es der inzwischen fast schon traditionelle Fehlstart ins neue Jahr, der immer wieder durchgestanden werden muss. Nach vier Spielen wird es deshalb Zeit für eine 5vier-Fehleranalyse.
Bei Eintracht Trier hatte man zuletzt zu häufig das Nachsehen. Der Aufstieg scheint vom Tisch zu sein.Die Vorbereitung verlief vielversprechend wie selten. Gegen teils höherklassige Testgegner gelangen gute Ergebnisse, Verletzungen blieben weitestgehend aus und endlich gab es das von Trainern und Spielern so lang ersehnte Trainingslager in Belek. Sogar das Wetter an der Mosel spielte mit – als es dann aber wieder ernst wurde, war plötzlich alles wie immer. Statt wie die Konkurrenz aus Großaspach und Freiburg mit Sieg um Sieg ins Jahr 2014 zu starten, blieb der SVE mal wieder auf der Strecke. Die Gründe für das wiederholt schwache Abschneiden sind vielfältig und teilweise hausgemacht, die Aufstiegschancen tendieren schon nach vier Partien gegen null.
Die individuellen Fehler
Marco Quotschalla war der Pechvogel gegen Zweibrücken. Auch gegen Koblenz konnte der 25-Jährige nicht die entscheidenden Akzente setzen.Immer wieder kam der Trierer Chefcoach Roland Seitz in den vergangen Wochen auf die zahlreichen persönlichen Schnitzer im Jahr 2014 zu sprechen. Verschossene Elfmeter, unnötige Platzverweise, Abwehr- und Torwartfehler. Die Liste der Patzer ist lang, die Anzahl der betroffenen Spieler hoch. Hätte der Koblenzer Kevin Lahn im Oberwerth am Sonntag etwas besser gezielt, hätte sich auch Routinier Torge Hollmann nahtlos in die Reihen derer eingereiht, die sich ein Gegentor ankreiden lassen müssen. „Im Sport hat man diese Situationen, die im schlimmsten Fall die nächsten Wochen beeinflussen. Bei uns gab es diese Momente leider etwas zu oft“, haderte der 49-jährige Seitz bereits vor dem Spiel gegen den Mosel-Rivalen.
Statt bereits im ersten Spiel mit einem Erfolg zu starten, verfehlt man in der letzten Minute einen Elfmeter. Statt sich in Kaiserslautern für eine hervorragende erste Hälfte zu belohnen, gerät man erst in Unterzahl, um sich dann hinten quasi selber zwei Tore einzuschenken. Ein weiteres Manko: Im Gegensatz zur Hinrunde ist man nicht mehr in der Lage die eigenen Fehler wieder auszumerzen, die Durchsetzungsfähigkeit und die Bissigkeit scheinen dem Team ein Stück weit abhandengekommen zu sein. Womit bereits die nächste Problemzone offengelegt wäre.
Mangelnde Führungspersönlichkeiten
Die Mannschaft wirkt zu brav. Weder Kapitän Fouad Brighache, noch die Mittelfeldantreiber Steven Kröner und Matthias Cuntz sind in den entscheidenden Momenten da, um das Team erhobenen Hauptes anzuführen. Alle wirken sie bemüht, das letzte Quäntchen Selbstvertrauen scheint aber zu fehlen. Beispielhaft war dafür das Aufeinandertreffen mit der TuS. Nach dem Gegentreffer durch Patrick Stumpf ist es einzig der quirlige Christoph Anton, der ernsthaft Bälle fordert, die Kollegen tauchen hingegen unter, oder bemühen sich im Schlagen langer Alibipässe auf den ebenfalls blassen Sylvano Comvalius. Was fehlt ist also einer, der sprichwörtlich „den Karren aus dem Dreck zieht“, wenn es mal nicht läuft, der voran geht und auch aus den Kollegen noch die letzten paar Prozentpunkte herauskitzeln kann.
Die junge Mannschaft des SVE jedenfalls ist derzeit nicht nervenstark genug auch Rückschläge zu kompensieren. Vielleicht hat man sich auch bei den Verantwortlichen mit der Kaderplanung verkalkuliert und zu sehr auf jugendlichen Elan gesetzt. Mit Torge Hollmann, Fouad Brighache und Publikumsliebling Michael Dingels stehen nur drei Spieler über 26 Jahren regelmäßig in der Startelf.
Der Kader
Konnte die gute Hinrundenform zuletzt nicht bestätigen: Top-Torjäger Sylvano ComvaliusDurch die Verletzung von Rechtsverteidiger Fabian Zittlau ist der ohnehin kleine Kader auf lediglich 19 Spieler geschrumpft, der Platzverweis von Michael Dingels und die Gelbsperre von Alon Abelski nahmen Trainer Seitz außerdem immer wieder zusätzliche Alternativen. Läuft es bei Einzelnen mal nicht so wie geplant, fehlen schlicht die Bankspieler, die konstant frischen Wind in die Partie bringen könnten. Die Neuzugänge Ken Asaeda und Kushtrim Lushtaku haben körperlich noch nicht das Niveau, um über 90 Minuten ihr volles Leistungsvermögen abrufen zu können. Beim Kosovaren Lushtaku war aber zuletzt zumindest ein Aufwärtstrend zu erkennen.
Die große Problemzone bleibt das Sturmzentrum, Top-Stürmer Sylvano Comvalius läuft seit der Winterpause seiner Form hinterer, gegen Koblenz gehörte der Niederländer erneut zu den schwächsten Akteuren aufseiten der Trierer. Auch „Fan-Stürmer“ Marco Quotschalla konnte die Rolle an vorderster Front gegen Pfullendorf nicht zufriedenstellend ausführen und hing gegen die starke Defensive der Südbadener oft in der Luft. Die angepeilte Verpflichtung eines weiteren Stürmers konnte im Winter nicht wie gewünscht realisiert werden, die Konkurrenten aus Großaspach und Freiburg können dagegen aus dem Vollen schöpfen.
Die Finanzen & das Umfeld
Tolle Unterstützung: Wie zuletzt in Koblenz feuern die treuen Anhänger des SVE ihre Mannschaft über 90 Minuten an – haben aber auch hohe Erwartungen.Die finanziellen Mittel an der Mosel sind knapp, im Vergleich zu den direkten Konkurrenten um die vorderen Plätze der Regionalliga Südwest backt man im Moselstadion eher kleine Brötchen. Weil man in der Hinserie aber trotz der schwierigen Bedingungen den eigenen Anhang immer wieder mit fantastischen Auftritten begeistern konnte, wuchs die ohnehin hohe Erwartungshaltung im Umfeld weiter an. Für Fans und Presse schien der Aufstieg phasenweise nur noch Formsache zu sein.
Inzwischen hat der Wind gedreht, die zuletzt ausbleibenden Resultate haben die hohen Erwartungen wie Blei auf die Schultern der Spieler gelegt. Anders als noch in der Vorrunde wirkt das Team gehemmt, nach den schwachen Spielen gegen Pfullendorf und Koblenz mussten sich die Eintracht-Kicker in Kurve und Fanblock rechtfertigen – geringer wird der Druck dadurch nicht. Zumal es im Vorfeld der Partie gegen die TuS am Koblenzer Hauptbahnhof auch noch zu unschönen Zwischenfällen vonseiten der Trierer kam. Ob das junge Team den hohen Erwartungen in der Zukunft gerecht werden kann, bleibt also offen und wird sich wohl in den nächsten Wochen zeigen.
Im Film um den unausstehlichen Reporter und den Murmeltiertag kommt es am Ende zum Happy End. Der Protagonist vollzieht eine beeindruckende Wandlung und wird am Ende mit dem Ausbruch aus dem immer gleichen Trott belohnt. Das Mädchen bekommt er auch noch. Dass der Fußball allerdings nicht immer ein Happy End bereithält, dürfte gerade an der Mosel hinlänglich bekannt sein. Vorerst gilt es, im Viertelfinale des Bitburger Rheinlandpokals an der TuS aus Koblenz Revanche zu nehmen und das große Ziel Pokalsieg weiter zu verfolgen. In der Liga braucht es inzwischen wohl ein Wunder, möchte man noch mal in das Rennen um die Relegationsspiele mitspielen. Die Chance, den immer gleichen Fehlstart zu verhindern, gibt es nämlich leider erst in einem Jahr wieder.
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+++Update: Roland Seitz beurlaubt, Jens Kiefer neuer Trainer+++
So schnell kann es gehen. Nur zwei Tage nach der Pleite in Koblenz haben die Verantwortlichen des SVE reagiert und Cheftrainer Roland Seitz beurlaubt. Seine Nachfolge tritt der ehemalige Elversberger Übungsleiter Jens Kiefer (Foto) an, der außerdem auch als sportlicher Leiter tätig sein wird.
Nach den zuletzt ernüchternden Resultaten ein überraschender, aber auch ein nachvollziehbarer Schritt des Eintracht-Vorstands. Offensichtlich fehlte es dem geschassten Roland Seitz zuletzt an Einfluss auf die Mannschaft. Neben den erwähnten Führungsspielern, kann es ja bekanntlich auch ein Trainer sein, der ein Spiel, sei es mit taktischen Kniffen, oder besonderer Motivation von außen, noch zu Gunsten des eigenen Teams beeinflussen kann. Dies war dem Oberpfälzer zuletzt nicht mehr gelungen.
Außerdem mangelte es dem Coach an Erklärungen und Verbesserungsvorschlägen. Immer wieder kam er zurück auf die individuellen Fehler der vergangenen Spiele, zu selten konnte er positiv auf die Mannschaft einwirken. Offensichtlich musste nach fast vier Jahren mal wieder eine Veränderung her. Mit dem neuen Trainer Jens Kiefer bleibt den Anhängern des SV Eintracht Trier jetzt die große Hoffnung, den verfluchten Murmeltierrythmus endlich zu durchbrechen.
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schustermanni meint
auch ich, war nicht immer mit den entscheidungen von roland seitz zufrieden, aber ihm fehlte der mut, auf die jugend der eintracht zusetzen , was sollssehen wir einmal , ob es was bringtihn zubeurlauben , bin der meinung, warum in die ferne schweifen, wenn das gute sonah ist, beispiel , ein paul linz, mit dem wir in die zweite bundesliga aufgestiegen und abgestiegen sind , hoffe nun auf ein aufbäumen der mannschaft und einen klaren sieg gegen worms, immerhin sind noch , wenn ich mich nicht irre 33 punkte zuholen gruß manni
rlbeobachter meint
Super. Wieder einmal trifft es den Trainer weil die Spieler zu schlecht vor dem gegnerischen und mittlerweile auch vor dem eigenen Tor spielen. Was in der Vorrunde alles gut war ist jetzt plötzlich schlecht? Wohl kaum ist der Fehler bei Seitz zu suchen. Es gilt die Söldner aus zu sortieren die sonst keiner will.
Asbach kann aus dem vollen schöpfen? Die haben doch niemend im Winter geholt. Ein musterbeispiel wie ein Kader aufgestellt gehört. Dies könnte sich Seitz mit dem gesamten Führungsgremium ankreiden lassen. Nur ohne Moos nix los…
Wie hoch genau ist der Jahresetat unserer Eintracht und die der Ligakonkurrenten? Bitte keine Schätzungen wehrte Sportredaktion.