Wir haben uns mit dem jungen, aber erfahrenen Trainer der PST Trier Stampers getroffen und uns über American Football unterhalten. Schon zum zweiten Mal stieg Kristóf Kozák mit seiner Mannschaft auf und möchte dieses Mal auch die Liga nicht mehr nach unten verlassen. Selber als Spieler schon in der Bundesliga aktiv gewesen, ist er ein Glücksfall für die Footballgemeinde in Trier.
Kristóf, ihr seid kürzlich Meister in der Oberliga Mitte (Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland) geworden und somit in die drittklassige Regionalliga aufgestiegen. Welche Ziele setzt ihr euch für die kommende Saison?
Wir würden sehr gerne im oberen Drittel mitmischen, davon sind wir auch überzeugt. Leider ist im Verband noch nicht klar, wie die Liga aufgeteilt wird, das erfahren wir erst Mitte Dezember. Daher wissen wir noch nicht genau, wen wir alles als Gegner auf dem Feld sehen werden. Eins ist aber natürlich klar, absteigen wollen wir nicht!
Seit wann bist du selbst aktiver Footballspieler?
Ich habe in Budapest/Ungarn gespielt, nach dem Umzug 2008 als 18-Jähriger nach Deutschland bin ich als Spieler in Trier aktiv, seit 2009 in der 1. Mannschaft und vor 4 Jahren habe ich als Trainer begonnen.
Das heißt, du hast schon recht jung die Position des Headcoachs ausgefüllt.
Richtig. 2013 habe ich mein Fußgelenk ruiniert, wollte aber dem Sport erhalten bleiben. Als ein Jahr später die Position des Coaches vakant war, war das dann auf diesem Wege möglich. Heute kann ich auch wieder als Running- oder Fullback (Ballträger) spielen, aber primär bin ich als Trainer tätig.
Ihr seid immer auf der Suche nach Nachwuchs, nach eigenen Angaben egal welchen Alters und welcher Statur. Ist das wirklich so? Könnte ein 2 Meter Mann mit 65 Kilogramm einsteigen? Oder ein 1,60 m großer Spieler, der drei Zentner auf sich verteilt?
Tatsächlich, der Große könnte durchaus als Receiver (Passempfänger) anfangen, sofern er eine gewisse Hand-Augen-Koordination hat. Das könnte man ja auch bei uns trainieren. Der 1,60 Mann wäre ideal für die „Line“ (Aufstellung nahe dem ruhenden Ball vor einem Spielzug), offensiv wie defensiv. Er sollte sich etwas bewegen können, aber auch das bringen wir ihm bei.
Natürlich muss man auch Eigeninitiative mitbringen. Wir können Hilfen wie Trainings- oder Ernährungspläne anbieten, trotzdem ist es gut, wenn man neben dem zwei Mal in der Woche stattfindenden Training selber was macht.
Wir brauchen schon lange nicht mehr händeringend Aktive, nur um den Spielbetrieb aufrechterhalten zu können. Unser Ziel ist es, nachhaltig etwas aufzubauen. Wir haben einen Kern der jedes Jahr älter wird und der natürlich auch mit Familie, Beruf usw. irgendwann zunehmend ausgelastet ist. Dazu braucht man einfach immer Leute, um das aufzufangen. Der Kader sollte schon konstant mindestens 35 Leute am Spieltag beinhalten, man hat schließlich den Angriff, die Verteidigung, und das Special Team.
Für Außenstehende sieht das zwar manchmal so aus, als würde man fast die ganze Zeit nur außen rumstehen, aber wenn man sich vorstellt, man muss mit 150 kg auf 1,60 m 25 Mal zehn Yards weit sprinten – da kommst du einfach an deine Grenzen. Wenn man was im Football macht, dann zu 100 %. Dann ist es auch nicht so wichtig, wenn man denkt: „Ich bin etwas kleiner“ oder „Ich bin etwas schwerer oder langsamer“. Wenn die Leidenschaft und Durchsetzungskraft da ist, kriegt man das definitiv geregelt.
Wie sieht denn eure Trainingssituation aus? Ihr trainiert in Heiligkreuz, aber auch an anderen Orten.
Die Platzsituation in Trier ist ja nicht ideal, davon sind auch wir betroffen. Unsere Spiele richten wir in Heiligkreuz aus, beim Training müssen unsere Herren und Junioren den Ascheplatz mit dem VfL Trier teilen. In der Vorbereitung ist das nicht so schlimm, aber während der Saison, wenn wir nicht auf den Rasenplatz dürfen, ist das schon schwierig, mit insgesamt 90 Leuten auf einer Platzhälfte zu trainieren.
In der Vorbereitung, in der wir ohne Ausrüstung trainieren, dürfen wir glücklicherweise sowohl in die Arena als auch ins Waldstadion. Das ist sehr hilfreich. Da müssen wir auch nicht bis 21 Uhr das Training beenden, da es dort keine Probleme mit Lärmbelästigung oder Ähnlichem im Wohngebiet geben kann. Das kommt vor allem den Berufstätigen entgegen.
Ihr habt mittlerweile auch eine Damen-Footballmannschaft. Wie sieht es dort aus?
Hier ist es leider auch schwierig. Aktuell nehmen wir da noch nicht am Spielbetrieb teil. Wenn wir das täten, würden wir gleich in der 2. Bundesliga antreten, da es nur diese und die 1. Bundesliga gibt. Die nächstliegenden Standorte sind Saarbrücken, Stuttgart, Köln und Aachen. Das würde natürlich auch längere Fahrten bedeuten.
Wir versuchen interessierte Frauen zu finden, um einen Kader von mindestens 22 Spielerinnen zusammenzustellen. Ab dieser Zahl kann eine funktionierende Mannschaft entstehen. Aber klar, da das eine Randsportart ist, ist es nicht ganz einfach.
Hat denn der Hype um American Football, der schon seit Jahren zu beobachten ist, euch personell nachhaltig genützt?
Der Hype ist vorbei, lustigerweise. American Football ist Teil des Sonntagabends im Fernsehen geworden, aber der Andrang von vor zwei Jahren ist abgeebbt. Wir stehen wieder wie vor vier, fünf Jahren da. Dennoch hatte der Hype auch etwas Gutes. Mehr Menschen wissen mittlerweile wie der Sport funktioniert. Wir haben keine blutigen Anfänger mehr, die nur mal reinschnuppern wollen.
Trier ist eine Uni-Stadt. Wir wollen Menschen für anderes als Fußball oder Basketball begeistern und sie dauerhaft weiterentwickeln. Hier gibt es natürlich auch das Potential etwas auf die Beine zu stellen.
Für viele Menschen gilt American Football als besonders gefährlich und verletzungsanfällig. Kannst du das bestätigen?
Nein, Football ist nicht risikoreicher als zum Beispiel Fußball. Wir legen viel Wert auf ordentliches Training, Aufwärmen ist wichtig. Wir hatten in der letzten Saison fast keine muskulären Verletzungen. Und durch gezieltes Training für Stabilität im Knie, in der Schulter, Ellenbogen usw. beugen wir viel vor.
Du hast gesagt, ihr habt ein Offensive, ein Defensive und ein Special Team. Man hört immer wieder, dass man da gerne unter sich bleibt. Stimmt das?
Je mehr man in den Profibereich schaut, stimmt das schon. Bei uns ist das aber nicht der Fall. Wenn man in unseren Bus steigt, sieht man nicht, wer zu welchem Team gehört, das ist bunt gemischt. Es ist auch nicht erwünscht, sich da so abzuspalten. Natürlich soll man im Training gegeneinander spielen, aber vorher und nachher werfen sich alle das Bällchen zu (lacht).
Weckt dieses Interview Interesse am American Football bei euch? Dann schaut einfach mal in einer Trainingseinheit vorbei. Die Zeiten findet ihr hier. Ihr braucht zu Beginn erstmal nichts außer Sportklamotten. Wenn euch dann die Begeisterung packt, stehen die Trier Stampers mit Rat und Tat für alles weitere zur Seite.
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