Fotos und Text: Stefanie Braun
Zwei Designstudenten aus Trier gestalten T-Shirts mit spacigen und witzigen Motiven und haben nun sogar eine auf Trier bezogene Kollektion herausgebracht.
Slogans wie „Fuck Earth. We conquer Space.“ liest man auf ihren Shirts und tatsächlich kann Cliff Nußbaum die Zielgruppe von “Weltraumgangster” in einem Satz schmunzelnd zusammenfassen: “Da wir Weltraumgangster sind, ist unsere Zielgruppe natürlich erstmal die gesamte Erdbevölkerung.” Der 26jährige gebürtige Weimarer und gelernte Mediengestalter in Digital- und Printmedien kam zum Studieren nach Trier. Hier lernte er seinen Kommilitonen Christoph Kutta, mit dem er nicht nur das Studium meisterte, sondern auch die Bachelorarbeit bestritt, kennen. Als Thema suchten sich die beiden nichts „von der Stange“. Etwas ganz eigenes sollte es sein, was von Anfang bis Ende Gestaltungsmöglichkeiten offen ließe. Sie entschieden sich für eine selbst kreierte T-Shirt-Kollektion; Teil dessen war eine eigene Homepage auf der man die T-Shirts begutachten und bestellen konnte.
„Nach dem Bachelor war die Homepage als Basis da, wir haben in den letzten Monaten dann geschaut, wie es sich weiter entwickelt. Ob es „nur“ die Bachelorarbeit bleibt oder ob es real wird.“ Die Resonanz auf das Projekt war da, die Lust darauf auch. „Die Arbeit an „Weltraumgangster“ ist zwar zeitintensiv, aber macht einfach Spaß.“ Deswegen wollen beide nun ihren Master in Trier machen, eigentlich zog es sie für die nächsten zwei Jahre noch einmal in weite Ferne, aber Trier bietet ihnen eine regionale Base, die sie weiter nutzen können und möchten. „In unserer Masterarbeit wird es auch um die Nutzung kreativer Räume in Trier gehen.“ Den Master werden die beiden konkret allerdings erst im Oktober angehen, bis dahin wollen sie ihre T-Shirts weiter voranbringen. Zum Beispiel Präsenz auf Kreativ- und Designmärkten zeigen, aber auch ein Firmenkonto eröffnen und eine Gesellschaft gründen, was sie mittlerweile getan haben. Diese basalen Dinge müssen erfüllt sein, um gewerblich arbeiten zu können. Zum Beispiel, um sich von bestimmten Lieferanten mit Shirts ausstatten lassen zu können, die nicht an „Endkunden“ liefern, sondern eben nur an Gewerbetreibende. „So kommen wir auch noch mal an ganz andere Preise ran.“ Denn wie immer ist das Geld auch hier ein Problem. „Es fehlt an Investitionsmasse, wir stemmen eben noch viel aus unserem eigenen Vermögen.“ Dies bedeutet auch, dass Shirts bis vor kurzem nur auf Bestellung produziert werden konnten: Kunden bestellten Shirts, daraufhin bestellten Cliff und Christoph Rohware, bedruckten diese und lieferten sie an den Kunden. Das dauerte seine Zeit. „Wir sammelten einen Monat lang Bestellungen und machten die T-Shirts erst dann passgenau für den Kunden fertig. Wir konnten eben nicht 200 Shirts kaufen, bedrucken und auf den Dachboden stellen, um dann zu schauen, wie sie verkauft werden.“ Gerade haben sie den Onlineshop lizensiert, in wenigen Tagen wird dieser online gehen, Bestellungen können nun schneller bearbeitet werden.
„Wir werden durch fast alles inspiriert. So wie das sein soll.“
Die fehlende Investitionsmasse bremst die beiden zwar nicht aus, allerdings würde alles flüssiger mit mehr davon gehen. Dies lässt sie aber keineswegs stillstehen. In ihrer hauseigenen kleinen Druckereikammer auf dem WG-Dachboden probieren sie ständig neue Motive aus. Experimentieren mit Farbverlauf und Stoffen, machen so auch Fehler und lernen jeden Tag dazu. Zwar erstmal nur einfarbig, aber die Ideen sind unerschöpflich: „Mittlerweile werden wir durch fast alles inspiriert, einfach weil wir mit einer ganz anderen Einstellung durchs Leben gehen. Aber so soll das bei Gestaltern ja auch sein“, weiß Cliff Nußbaum.
Nach der Idee kommt die Ausfertigung, zunächst klassisch mit dem Stift aufs Papier, dann am PC und dann an die Siebe, denn Weltraumgangster bedrucken ihre Shirts mit Siebdruck. Der wäscht sich, anders als günstigere Bepflockdrucke, bei guter Pflege nicht aus. Die feinen Siebe werden gleichmäßig mit einer UV-empfindlichen Emulsion beschichtet, darüber kommt eine Schablone, die das spätere Motiv darstellt. Danach setzt man alles UV-Strahlung aus, ein paar Stunden in der Sonne reichen, um die Emulsion auszuhärten, außer dort wo die Schablone lag. Der Rest in der Schablone wird ausgewaschen. Ist alles einsatzbereit wird das noch blanke T-Shirt auf eine Druckplatte gespannt, das Sieb darüber. In das Sieb kommt die gewünschte Farbe, dann drückt man diese gleichmäßig an und wartet bis sich die Farbe mit dem Stoff verbunden hat. Gerade das macht die Leidenschaft für Cliff Nußbaum aus: „Am Ende hat man ein T-Shirt in der Hand, bei dem man von der ersten Idee bis zum fertigen Shirt alles in der Hand hatte. Man wird sofort für Stunden Arbeit entlohnt und möchte direkt weiter drucken.“ Knapp 25 Euro kostet ein T-Shirt, der Versand ist bereits drin: „Wir wollen, dass der Kunde mit den 25 Euro alles in allem hat und nicht noch über Versand nachdenken muss.“ Dass die Shirts nicht nur wenige Euro kosten, wie beim Discounter, gehört zur Philosophie. „Wir verwenden Shirts, die in Europa unter fairen Bedingungen produziert wurden.“ Für Menschen, die Verantwortung spüren und individualistisch denken.
Verantwortung spüren und individualistisch denken
„Wir wollten anders sein, auch als andere Designstudenten. Daher auch der Name, als Griff nach den Sternen. So haben wir uns auch nach dem Bachelor gefühlt, wir wollten arbeiten und hatten Lust, zu gestalten. Erstmal das machen, was uns Spaß macht, hinter dem wir zu 100 % stehen und dann erst wirtschaftlich denken.“ Lieber leidenschaftlich gestalten und selbstständig sein, als sich jeden Tag für einen Chef abbuckeln und mit einem langen Gesicht ins Büro zu gehen, so die Devise.
Der Weg in ein Büro fehlt den beiden aber doch: „Es ist einfach mental etwas anderes, wenn man sich morgens für die Arbeit fertig macht und zur Arbeit gehen kann, anstatt alles von Zuhause aus zu machen. Man braucht einfach Platz, um frei arbeiten zu können. Man braucht Raum, auch als Weite, damit man sich gerade als Kreativer nicht eingeschränkt fühlt.“
In ihrer Masterarbeit würde genau dies das Thema sein: Raum für Kreative: „In Trier gibt es viel kreatives Potential, aber eben keinen Platz für die Kreativen. Wir sehen es als Herausforderung, dass dieses Potential gefördert wird, eben auch mit neuen Räumlichkeiten.“
Am Wochenende sind die Weltraumgangster mit einem Stand auf dem Kunstrasen am Moselufer zu sehen. Wer sich von ihrer Arbeit überzeugen will, kann dies dort live tun.
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