Mit der Ausstellung „Kommunikation im Vorbeiziehen“ von Maria Steinmann öffnete die Bühne am 25. Oktober ihre Pforten. Fortan soll der ehemalige Kiosk an der Südallee Künstlern einen Raum bieten, sich zu präsentieren. 5vier.de war vor Ort.
Kiosk, Ausstellungsprojekt der FH – und zwischenzeitlich immer wieder brachliegend. Der ehemalige Kiosk liegt – an der Südallee, zur Saarstraße hin – weder an einem ruhigen noch an einem abgelegenen Ort. Vielleicht ist es irgendetwas dazwischen – zu zentral, um unsichtbar zu sein und doch an einer zu verkehrsbelasteten Stelle, um zu längerem Verweilen einzuladen.
Seit Freitag, 25. Oktober, hat das zuletzt leer stehende Gebäude offiziell eine neue Bestimmung. Um 14 Uhr fand die Eröffnung der Bühne statt – mit einer Ausstellung, die zu diesem Ort wie die Faust aufs Auge zu passen scheint: „Kommunikation im Vorbeiziehen“.
Maria Steinmann, die Künstlerin, gehört zu jenen, die auf dem Nachhauseweg täglich an dem Gebäude vorbeikamen. Natürlich sei ihr der „verwahrloste Zustand“ aufgefallen. Der Aufruf der EGP GmbH (der Gesellschaft für urbane Projektentwicklung, die sich des Kiosks angenommen hatte), auf den sie in der Zeitung gestoßen sei, habe gleich etwas bei ihr in Gang gesetzt.
Was – das zeigt ihre Ausstellung, die in drei, möglicherweise vier Schritten präsentiert wird, sehr deutlich.
Steinmann beschäftigt sich beruflich mit Innenarchitektur. Sie fände Räume vor und müsse etwas daraus machen. So sei es ihr auch bei dem alten Kiosk ergangen.
Die Idee, das Gebäude von seinem „verwahrlosten Zustand ins Weiß“ zu überführen, ist in der ersten Phase ihrer Installation deutlich sichtbar. Das komplette Innere des Raums ist sauber, frisch gestrichen. Mehr noch ist – nach diesem grundlegenden Schritt – Farbe hinzugekommen, die in einem satten Grün angenehm ins Auge fällt.
Auffällig unauffällig
Das Ganze dezent zu halten, sei Absicht gewesen, so die Künstlerin, die die unterschiedlichen Phasen ihrer Ausstellung erklärt. Leere sei die erste Thematik, die sie aufgegriffen habe. Dabei betont sie, ‚Leere‘ in diesem Kontext positiv zu meinen – im Sinne von Leichtigkeit. Sie spricht von einem „Spielen mit der Leere“ ,und das ist ihr gelungen. In seiner durchdachten und dennoch einfachen Komposition weniger Elemente steht das Innere der Bühne im Gegensatz zu der Betriebsamkeit, die außen herrscht. Doch für genau diese Betriebsamkeit, das Vorbeiziehen, ist die Ausstellung geschaffen. Das zweite Thema sei Licht. Zwar verbirgt sich die Sonne zur Zeit der Eröffnungsfeier hinter Wolken, das Spiel des Lichts, die Schatten, die die Säulen werfen, muss man sich an diesem Tag vorstellen. Doch durch Beleuchtung soll auch dieser Aspekt hervorgehoben werden. Weiter ginge es dann mit Luft. Und Luft umgibt die Bühne – sowohl in Form von Abgasen und Verkehrslärm als auch die frische Luft der nahen Parkanlage. All dies hat die Künstlerin im Blick. Diesen Aspekt plant sie, mit Gardinen darzustellen. Und mehr als das sollen die Gardinen eine Trennung von Öffentlichkeit und Privatem aufzeigen. Wer dem Gedankengang hinter der Ausstellung folgt, kann fast erraten, worin das Ganze – dem Plan nach – enden soll. „Es ist eingerichtet“, sagt Steinmann zu dem letzten Schritt und denkt dabei an künstlerische Möbelobjekte, die ihren Platz hinter den Fenstern finden sollen.
Ein Raum für Kunst in Trier
Die Idee zum Projekt „Bühne“ stammt von der EGP, die sich ansonsten für die Gestaltung von Quartieren wie dem Petrisberg oder Castelnau verantwortlich zeichnet. Ihr Fachgebiet: Städtebau, Architektur und Design. Drei Worte, die auch das Fenster des ehemaligen Kiosks zieren – und neugierig machen.
Ist damit das Programm der Bühne beschrieben, die Richtung aller kommenden Ausstellungen klar umrissen?
David Becker, Bereichsleiter Marketing bei der EGP, widerspricht dieser Vermutung. Sehr wohl lägen die drei genannten Bereiche im besonderen Interesse der EGP, doch Vorgaben für die Künstler habe es nicht gegeben. Zumal man um Kunst und Kultur erweitert habe. Damit ist der Raum offen für Künstler jeglicher Art. Einen solchen Ort, davon ist Becker überzeugt, habe Trier noch gebraucht.
Auf die Frage nach der Zielgruppe hat Becker eine denkbar einfache Antwort: „Alle.“ Und dafür spricht auch die Planung zukünftiger Ausstellungen. Zwei weitere sind bereits vorbereitet, der Raum ist bis April 2014 belegt. Insgesamt seien über 35 Bewerbungen eingegangen – laut EGP allesamt von hoher Qualität. Daher werde man für den Zeitraum ab Mai 2014 auch andere Bewerber ansprechen, um mit ihnen die Zukunft der Bühne zu gestalten.
Die Bühne ist kein Museum, für das man Eintritt bezahlt, für das man Zeit benötigt und Muße. Durch ihre Lage, durch das Glas ihrer Wände ist das Innere schon von Weitem zu sehen. Sie lädt dazu ein, innezuhalten und inmitten der städtischen Hektik Kunst zu betrachten. Vorbeiziehend – Kunst zu betrachten. Insofern ist Steinmanns Ausstellung nicht nur ein gelungener Anfang der Wiederbelebung des ehemaligen Kiosks, sondern eine gelungene Beschreibung des Charakters der Bühne.
Die Ausstellung „Kommunikation im Vorbeiziehen“ ist noch bis zum 13. Dezember zu sehen und sicherlich einen Blick wert. Ihr folgen werden Ausstellungen von Alexander Harry Morrison – „Stadtbild“ und Lukas Huneke – „Urbane (Lebens)Räume & Architektonische Strukturen“. Über Weiteres wird die EGP informieren.
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