Morgen steht der Startschuss zum tatsächlich „wilden Treiben“ an. Weiberfasnacht läutet den Straßenkarneval und damit die wirklich tollen der „tollen Tage“ ein. Bis wir am Aschermittwoch mit einem möglichen Kater sagen „es war wieder eine verrückte Zeit“. – Und genauso mag es auch denen gehen, die als Flüchtlinge, die als Asylbewerber nach Deutschland gekommen sind. Es wurden Infoflyer zum besseren Verständnis verteilt, doch der Beobachter, der Zuschauer kann nur sagen: „Die sind verrückt, die Karneval-Feiernden“.
Trier. Auch die 5vier.de Redaktion hat von Zeit zu Zeit Praktikantinnen und Praktikanten, die sich mit dem Schreiben auseinandersetzen. Unsere Praktikantin heißt Bettina Klumbies und ihr erster Text widmet sich dem Thema, das ihr spontan in den „Sinn“ kam. – „Es passt“, war unsere einstimmige Meinung. Es passt vor allem für den heutigen Abend, denn morgen spaltet sich Trier in zwei Lager: Die Pro-Karnevalisten und die Contra-Karnevalisten. Und wenn da gegenseitige Toleranz im Spiel ist, kann diese auch den Neuankömmlingen in unserem Land entgegengebracht werden. Verbunden mit deren Toleranz unseren „Verrücktheiten“ gegenüber.
Doch nun zu dem Text von Bettina Klumbies:
Angst vor der Zukunft?
Das Vertraute mit dem Neuen verbinden
Das Jahr 2015 hatte so einiges an dramatischen Vorfällen zu bieten. So standen und stehen immer noch Flüchtlinge im medialen Fokus und dieses Thema behauptet sich als unendliche Diskussionsrunde in fast allen Unterhaltungsformaten. Wurde es einst als Thema ganz getreu dem Motto „ Es betrifft uns nicht“ gehandhabt, so lassen die Einwanderungsströme den deutschen Bürger nicht unberührt. Das Leid des Krieges, das Leid der Flucht, das Leid der Habseligkeiten, die sich mitunter nur auf das auf der Haut Getragene bezog, wurden uns vor die Augen gebracht. – Nicht umsonst waren und sind unzählige Freiwillige tagtäglich in der Flüchtlingshilfe aktiv.
Doch umso mehr Menschen geradezu in unser Land strömten, umso nachdenklicher und besorgter wurden die Bürger in Deutschland. So auch in unserer Stadt. Da Trier als viertgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz dennoch als eine überschaubare Stadt gilt, war das Neue unmittelbar sichtbar. Politiker wurden mit Fragen konfrontiert, die sich auf den Arbeitsplatz, die eigenen vier Wände oder die humane Sicherheit bezogen. Da es in der Stadt Trier eine hohe Nachfrage in Bezug auf Wohnungen gibt, jedoch die Angebote überschaubar bleiben, häuften sich skeptische Aussagen. So wird teilweise behauptet, dass sich die Wohnsituation durch die Flüchtlinge weiter zuspitzt und vor allem die Studierenden darunter zu leiden hätten. Auf der anderen Seite sollte nicht vergessen werden, dass viele dieser Menschen ihr Haus und Hof verloren haben und sie sich nach einem Dasein sehnen, so wie wir es in Deutschland führen dürfen und so, wie sie es von ihrem Land, aus dem sie geflohen sind, her kennen.
Umso aufmerksamer sollten wir unser friedliches Miteinander und unsere soziale Sicherheit in Deutschland wie in Europa als Wert erachten. – Nichts ist perfekt, vieles kann und wird auch in unserem „System“ verbessert werden. Doch haben wir seit mehr als 25 Jahren Mauern abgeschafft, weil wir gelernt haben, dass wir uns gleichwertige Menschen auf diesem einen Planeten befinden. – Neues, geschweige denn Ungewohntes, bedeutet nicht automatisch Furcht. Es kann sehr belebend sein, sich mit anderen Kulturen auszutauschen. Weiterhin kann es durchaus auch für unser Denken eine Erweiterung sein, zu erfahren, wie andere Menschen ihr bisheriges Leben gestaltet haben. Wie diese die Welt, das Leben, die Familie, das Sein und das Miteinander betrachten.
Angst vor der Zukunft? Der Philosoph Hugo Kükelhaus begegnete dieser Frage mit folgendem Satz: „Was uns erschöpft ist die Nichtinanspruchnahme unserer Organe und unserer Sinne, ist ihre Ausschaltung und Unterdrückung. Was aufbaut, ist Entfaltung. Entfaltung durch die Auseinandersetzung mit einer mich im Ganzen herausfordernden Welt.“
Damit verführt unsere Praktikantin Bettina Klumbies zu folgendem Schluß:
Wir sind nur dann sicher, wenn wir uns einschließen, abschotten und dem Leben verweigern. Doch was für jedes Säugetier und auch den Menschen gilt: irgendwann verlassen wir den schützenden Raum der Gebärmutter und sind auf dieser Welt. Wir leben im großen Miteinander unter Menschen, als Mensch. Und je älter wir werden, desto unsinniger wird der Begriff „Grenze“ oder der Sachverhalt einem Anders-Denkenden, -Fühlenden, -Glaubenden oder -Sehenden die ausgestreckte Hand zu verwehren.
Foto: B. Klumbies
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