Eine Geschichte wie die eines Hollywood- Streifens. Die berühmte Sängerin Angèle Didier soll den alternden Großfürsten Basil Basilowitsch heiraten. Zu diesem Zweck muss jedoch erst mal ein Adelstitel her. Zum Glück gibt es da den verarmten Grafen von Luxemburg,…
…der soll Angèle, die vom neuen Ensemble- Mitglied Joana Caspar gespielt wird, zum Schein heiraten, um sich nach drei Monaten auch gleich wieder scheiden zu lassen. Getraut werden die beiden in der Wohnung des Malers Armand Brissard, einem Freund von Graf Rene, hinter einer spanischen Wand, um die Identität des jeweils Anderen im Geheimen zu halten. Dumm nur, dass Angèle und Rene sich wiedersehen und auch noch ineinander verlieben, ohne zu wissen, dass sie bereits verheiratet sind. Angèles eigentlicher Verlobter ist darüber selbstredend wenig erfreut und versucht sie wieder für sich zu gewinnen, bis seine Jugendliebe auftaucht und ihn an sein altes Eheversprechen erinnert.
Trauung hinter einer spanischen Wand
Klingt verwirrend, ist es aber nicht. Dafür auf jeden Fall bunt und mit seinen zeitgenössischen und aufwendigen Kostümen und Bühnenbildern ein absoluter Hingucker. Zwar wird man zu Anfang des ersten Aktes, der mitten im Pariser Karneval spielt, erschlagen von der Vielfalt der Kostüme; aber dies legt sich spätestens beim Auftritt des Malers Armand (Peter Koppelmann) und seiner Geliebten Juliette (Evelyn Czesla), die ihren Liebsten nur allzu gern vor dem Traualtar sehen würde. Besonders Peter Koppelmann spielt sich als heiratsscheuer Künstler schnell in die Herzen der Zuschauer, ihm zur Seite gestellt ist eine mädchenhaft freche Evelyn Czesla, die trotz aller Ausflüchte ihren Plan seine „kleine, süße Frau“ zu werden nicht aufgibt. Ein weiterer Liebling des Publikums wurde der liebestolle, wenn auch etwas in die Jahre gekommene Großfürst Basil, gespielt von Pawel Czekala, der trotz Rückenleiden nach der Pfeife seiner Angebeteten Angèle tanzte. Überhaupt dreht sich in diesem Stück alles um die Liebe, es wimmelt geradezu von frisch Verliebten und auch zärtliche Küsse bleiben hier nicht aus. Besonders zwischen Joana Caspar und Svetislav Stojanovic, der den Rene darstellt, kann man die Verliebtheit geradezu spüren. Stojanovic, der schon in MacBeth als racheübender Macduff auf sich aufmerksam machte, schlüpft hier scheinbar mühelos in eine ganz andere Rolle und spielt überzeugend den Bis-über-beide-Ohren-Verliebten. Frau Caspar überzeugt vor allem mit ihrem bezaubernden Sopran, der von den Zuschauern durchweg gelobt wurde.
Heiratsscheue Künstler und Bis-über-beide Ohren-Verliebte
Regisseur Klaus-Dieter Köhler setzt auf eine leichte und farbenfrohe Inszenierung im zeitgenössischen Stil, die beim Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde. Besonders das Bühnenbild ist aufwendig und detailreich gestaltet und verleiht dem Ganzen zusammen mit den ebenso aufwendigen und detailreichen Kostümen eine glanzvolle Atmosphäre. Köhler beweist ein Auge fürs prunkvolle Detail und für eine gekonnt witzige, ungezwungene Inszenierung, die die Handlung unterstreicht, ohne dabei tiefer in den Kitsch abzurutschen.
Insgesamt sind hier alle richtig, bei denen das Auge mit isst und die einen Abend voll Leichtigkeit und Witz dem schwerem Stoff vorziehen. Wer’s also bunt und den Bauch voller Schmetterlinge mag, der ist hier goldrichtig.
Claas meint
Da muss ich anonym recht geben. 🙂
anonym meint
super Artikel! Besser als die lokale Print-Konkurrenz!