Am 1. April fand in Saarbrücken die 1. Retrobörse Saarland statt. Das Event ist eines der ersten seiner Art in der gesamten Großregion und hat auch jede Menge Spielefans aus Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Frankreich angelockt. Unser Redakteur Markus Huppert ist selbst leidenschaftlicher Gamer und hat seinen Streifzug durch die Güdinger Festhalle hier in einem abenteuerlichen Bericht festgehalten.
Volles Haus
Als ich am frühen Nachmittag in der Güdinger Festhalle ankomme ist dort bereits die Hölle los. Vor den fast 20 Ständen, die über die ganze Halle verteilt sind, tummeln sich Männer und Frauen, vom Kleinkind bis zum Rentner. Hoffentlich haben die noch was für mich übrig gelassen…
Direkt am ersten Stand wird mir klar warum die Börse so viele Altersgruppen anzieht. Die Bandbreite an Videospielen, die hier angeboten werden, ist riesig. Auf dem Tisch liegt alles von Amiga und Atari Spielen aus den frühen 80er Jahren bis hin zu PlayStation 2 Discs, die erst im neuen Jahrtausend erschienen sind. Die Händler haben auch die Spielekonsolen selbst und jede Menge Spielzeug im Gepäck. Die ganzen Skylanders Figuren braucht und will mittlerweile eigentlich niemand mehr. Aber etwas ausgefallenere Sachen, wie die Hot Wheels-Autos mit Mario-Motiven, ziehen dann doch die Aufmerksamkeit von einigen vorbeilaufenden Nintendo-Fans auf sich.
Ein anderer Stand hat sich voll und ganz auf alte Spieleberater und Gaming-Bücher spezialisiert. Ein Buch verspricht die Komplettlösung von 25 beliebten GameBoy Spielen und übertreibt damit kein bisschen. Jedes Spiel wird ausführlich inklusive Cheatcodes und Bildern auf jeweils 5-10 Seiten besprochen. Ein solches Buch macht schon wesentlich mehr Spaß als einfach die Lösung zu googlen.
Frust und Freude
Beim nächsten Händler wühle ich mich durch die PlayStation Spiele. Irgendwo muss doch Croc zu finden sein. Das niedliche Jump-n-Run Spiel erschien 1997 auf der Sony PlayStation. Da ich damals diese Konsole aber nicht hatte, kam ich nie dazu das Spiel auszuprobieren. Ich habe die Suche eigentlich schon aufgegeben, da taucht Croc am Boden der Kiste doch noch auf. Allerdings sagt mir der Aufkleber auf der Hülle, dass der Spaß 30€ kosten soll…Dabei geht das Spiel auf Ebay für 5-15€ über die Theke. Bei so einem hohen Preis hilft auch kein verhandeln mehr.
Da lass ich meinen Frust gleich mal an der Pinball-Maschine aus, die direkt nebenan aufgestellt ist. Mitgebracht hat sie die Firma Pinball Dreams aus Saarbrücken, die alte Maschinen nicht nur repariert, sondern auch vergoldet, verchromt und auf andere Art aufmotzt. Während ich die Kugel durch das Gerät jage, erzählt mir einer der Mitarbeiter, dass sie schon Automaten nach Schweden und Neuseeland verkauft haben. „Dann ist das Teil eben zwei Monate auf dem Schiff unterwegs.“ Nach einigen Runden wollen zwei Jungs, die offensichtlich so eine Maschine noch nie in echt gesehen haben, das Ganze auch mal ausprobieren. Die beiden können ihr Glück kaum fassen, als sie erfahren, dass man umsonst spielen darf. Wie man die Flipper bedient, muss ich ihnen aber erst noch erklären.
Wertvolle Sammlerstücke und günstige Schnäppchen
Weiter geht die Reise, vorbei an einer ganzen Menge von originalverpackten Super Nintendo und Nintendo 64 Spielen. Als jemand, der schon auf ähnlichen Messen in den USA war, fällt mir direkt auf wieviel pfleglicher die „90s Kids“ aus Deutschland mit ihren Spielsachen umgegangen sind. Hier ist von den Papphüllen noch wesentlich mehr übrig geblieben. Die Preise sind auch sehr fair. Allerdings kann ich mir mit meinem heutigen Budget keine Spiele in solch einem Sammlerzustand leisten.
Da greif ich lieber beherzt in eine riesige Kiste mit alten Atari Spielen auf der fett geschrieben steht: „4 für 10€“. Bei so einem günstigen Preis muss ich auch nicht unbedingt wissen was mich bei Titeln wie „Der kleine Bär“ oder „Schnapp die Apfeldiebe“ am Ende erwartet.
In der hinteren Hecke der Halle versteckt sich ein Stand der etwas anderen Art. Ein Film begeistertes Ehepaar hat einige Kisten voll mit Filmen, vor allem aus dem Horrorbereich, auf VHS und Laserdisc mitgebracht. Die Beiden freuen sich über die vielen Gleichgesinnten, die sie auf der Börse kennen gelernt haben. Anscheinend sind die gigantischen Laserdiscs in ihren Schallplatten-großen Hüllen ein Überraschungshit. Zwar kann kaum noch wer heutzutage das ausgestorbene Format abspielen, aber allein die schicken Cover sind die 5€ wert. Da nehm ich mir doch gerne die Laserdisc von Jurassic Park mit und häng mir ein Stück Filmgeschichte zu Hause an die Wand.
Croc sei Dank!
Auf der Zielgerade bietet ein französischer Händler zu guter Letzt Fans von in Deutschland eher unbekannten Spielekonsolen, wie der NeoGeo, etwas Auswahl. Am liebsten würd ich ihm die Hälfte davon abkaufen, aber ich bräuchte erst mal die Geräte selbst und die sind leider richtig teuer. Dann schau ich mir doch lieber seine Sammlung an GameBoy Spielen an. Die haben eh meist englischen Bildschirmtext und ob auf dem Sticker jetzt Der König der Löwen oder Le Roi Lion steht ist mir eigentlich egal.
Mittlerweile ist auch fast Feierabend und die Halle leert sich langsam. Vielleicht noch einmal die Gelegenheit für ein Schnäppchen?! Bei einem letzten kurzen Streifzug vorbei an den abbauenden Händlern entdecke ich dann plötzlich das Gesicht von Croc auf einer der PlayStation-Hüllen. Die verlangten 12 € liegen schon wesentlich näher an meiner Wunschvorstellung. „Für 10Euro nehm ich’s mit.“…Und schon drückt der Verkäufer mir das Spiel in die Hand. Jetzt kann ich auch zufrieden nach Hause gehen.
Auf dem Weg zum Ausgang läuft mir dann noch Mitorganisator Mark Gomez über den Weg (man hat mir verraten, dass ich ihn an seiner NES-Baseballcap erkenne). Er ist völlig fertig aber anscheinend auch völlig zufrieden: „Hast du es schon gehört? Es waren über 900 Leute hier!“ Auf meine Frage. ob die Händler denn auch was verkauft haben, meint er nur: „Alle haben gestrahlt!“
Als ich mich verabschiede stehen schon wieder ein paar Leute Schlange bei ihm, um heraus zu finden ob die Retrobörse denn im nächsten Jahr wieder statt finden wird. Ich wäre jedenfalls wieder dabei…
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