Das Kartellamt hat nun beweisen können, was alle Autofahrer eigentlich schon wissen: Die Preise sind zu hoch und werden von den Ölkonzernen nach Gutdünken diktiert.
TRIER. Zwischen 1,519 und 1,649 Euro kostet der Liter Superbenzin zur Zeit in Trier. Aufregen tun sich die Autofahrer über die hohen Preise schon lange, aber nun wird (sehr teures) Benzin ins Feuer gegossen – und zwar vom Bundeskartellamt.
Fünf Konzerne beherrschen den Markt
Schon seit letztem Jahr untersuchen 300 Mitarbeiter des Bundeskartellamtes die Entwicklung der Benzinpreise in Deutschland. Dabei fanden sie heraus, was eigentlich jeder Autofahrer spätestens in den letzten Jahren bereits vermutet hat. Die Benzinpreise werden gezielt hoch gehalten und von den Ölkonzernen kontrolliert. Mehr als 70% des Marktes werden von fünf Firmen kontrolliert: Aral/BP, Shell, Jet, Esso und Total.
„Die Untersuchung enthüllte Marktstrukturen, die dem Wettbewerb abträglich sind“, erklärte Kartellamtssprecher Kay Weidner dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Die Konstellation der fünf Konzerne hat sogar einen Namen: Oligopol.
„Wir haben schon seit längerem die Arbeitshypothese eines Oligopols. Die Ergebnisse der Untersuchung der Wettbewerbshüter unterstrichen, dass es sich um ein solches handelt“, so Weidner.
Einer erhöht, die anderen ziehen mit
Den Untersuchungen des Kartellamtes zur Folge funktionieren die Preiserhöhungsrunden des Oligopols immer nach dem gleichen System. Eine der Firmen, meist Aral oder Shell, erhöhen die Preise, die anderen ziehen innerhalb weniger Stunden nach. Bei Preissenkungen läuft das Ganze genauso ab, nur dauert es dort länger. Nach den Ermittlungen des Kartellamts betreiben die Konzerne zu diesem Zweck ein weitverzweigtes Beobachtungs- und Meldesystem.
„Wir haben uns nie mit dem Verdacht auf etwaige Preisabsprachen befasst, das ist eine andere Baustelle“, erklärte Weidner, „Es geht um die Marktstrukturen, und da muss man schauen, was man machen kann und ob man was machen kann.“ Das Kartellamt selbst ist nicht in der Position, mehr als die Daten zu liefern. Reagieren muss nun vor allem die Politik. Aber auch hier gibt es Probleme, denn Deutschland hängt am Tropf er Ölkonzerne.
„Die Mineralölgesellschaften schaukeln gegenseitig den Preis hoch. Erst wenn die Käufer streiken, geben die Preise auch wieder nach“, sagte Björn Dosch, verkehrspolitischer Sprecher des Automobilclubs. Dass es tatsächlich zu einem Verfahren gegen das Oligopol kommen wird. Die Konzerne bewegen sich nicht im Bereich der Illegalität und ihre weltweite Vernetzung schützt sie weitesgehend vor den Machtapparaten einzelner Staaten.
Die Region ist ein Spiegel
Die Region Trier ist aufgrund ihrer Nähe zu Luxemburg ein Spiegel, in dem man die bundesweite Entwicklung der Benzinpreise deutlich erkennen kann.
„In der Region ist der Absatz nicht so gut, wie in weiten Teilen Deutschlands“, erklärte der ADAC auf Nachfrage, „Die Tankstellen müssen schneller reagieren, um Verluste zu vermeiden.“ Auch werden in der Region Trier die Preise früher und deutlicher erhöht, als im Rest von Deutschland, da die Empörungsschwelle durch die alternativen Tankmöglichkeiten bei den Trierern weit niedriger ist.
Was kann man tun?
Wie es nun weitergeht bleibt abzuwarten. Es gibt zwar Pläne, den fünf großen Konzernen den Kauf weiterer freier Tankstellen zu verbieten, aber konkrete Schritte wurden noch nicht eingeleitet. Was kann man nun als einzelner Autofahrer tun, um diesem Trend entgegenzuwirken?
„Es gibt zwei Dinge, die jeder Autofahrer tun kann“, heißt es aus den Hallen des ADAC, „Zuerst sollte man natürlich Benzin sparen, wo man nur kann. Gerade jetzt, wo das Wetter besser wird ist das Fahrrad eine gute Alternative. Auch kann man auf freie Tankstellen ausweichen, wenn die Preise steigen und vor allem, das ist sehr wichtig, sollte man nicht sofort wieder zu den großen Fünf zurückkehren, sobald die Benzinpreise wieder sinken. Tun Sie dies, so spielen Sie der Politik der Ölkonzerne direkt in die Hand.“
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