Es gibt Leute, bei denen wäre man froh, wenn es sie nicht geben würde. Personen, die irgendwie für alle ihre Mitmenschen unerträglich sind. Kurz: Menschen wie Doktor Lucky. Jeder, der ihn kennt, will ihn nicht nur tot sehen, nein, jeder hat den Ehrgeiz, ihn eigenhändig ins Jenseits zu befördern. Auch ihr kennt heute nur ein Ziel: Kill Doktor Lucky!
Ganz im Gegensatz zu der verhassten Hauptperson ist „Kill Doktor Lucky“ ein Spiel, das man vermisst hat. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass es eine Neuauflage gibt, die diese Tage in den Handel kommt. Perfekt für die Sommerferien, denn das Spiel findet fast überall Platz, egal ob in der Badetasche, im Handgepäck oder einem Touren-Rucksack.
Klein, aber fein
Das Spiel selbst besteht aus 98 Karten und dem Spielplan, der aus mehreren Blättern dicken Papiers zusammengesetzt ist. Spielfiguren gibt es keine, aber die lassen sich bei Bedarf schnell improvisieren: zu Hause beraubt man einfach ein anderes Spiel, auf Reisen tun es Münzen oder bunte Pappschnitzel von der Schachtel Müsliriegel…
Die eher spartanische Ausstattung gehört zur Philosophie des Verlags. Um die Produktionskosten und den Ladenpreis niedrig zu halten, verzichtet Mario Truant auf austauschbares Zubehör wie Würfel oder eben die Spielfiguren. Ich habe aber noch niemanden getroffen, den das gestört hätte und unserem Spielspaß hat es auch noch nie Abbruch getan. Aber wenn es darum geht, zum Beispiel für eine Zugfahrt ein Spiel einzupacken, dann ist „Kill Doktor Lucky“ immer ein heißer Kandidat. Käme das Spiel mit einem normalen Spielplan aus dickem Karton, extra Figuren und dem Extra-Platz der zu vielen Spielekartons gehört, wäre das anders, dann wäre das Spiel zu schwer und unhandlich für unterwegs.
Bringt ihn um
Wie aber befreit man nun sich und die Welt von Doktor Lucky? Die Regeln des Spiels sind recht einfach, auch das ein großer Vorteil für unterwegs.
Zu Spielbeginn versammeln sich die mordlüsternen Gäste im Empfangsraum des Landhauses. Die Figur des Doktors wird in einen zufällig bestimmten Raum gestellt, dort beginnt seine Wanderung, die ihn mit jedem Spielzug in den Raum mit der nächsthöheren Nummer bringt. Jeder der Spieler bekommt sechs Karten auf die Hand und dann geht es los: Der Doktor trottet durch das Haus und alle machen Jagd auf ihn.
Normalerweise sind die Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe, es sei denn, man findet sich gewollt oder ungewollt mit dem Doktor im selben Raum ein; der Spieler, dem das passiert, ist an der Reihe. Auch wenn er gerade erst am Zug war. Während des eigenen Spielzugs kann man seine Figur einen Raum weiterziehen, Karten ausspielen und entweder nach hilfreichen Gegenständen stöbern (das bedeutet eine Karte ziehen), oder dem Hausherren nach dem Leben trachten.
Es gibt vier Arten von Karten, die die Spieler zu ihrem Vorteil einsetzen können: Bewegungskarten erlauben es, sich oder den Doktor eine bestimmte Anzahl von Räumen weiter zu bewegen und mit Raumkarten kann man seine Figur oder den Doktor in einen bestimmten Raum ziehen. Waffenkarten machen einen Anschlag auf den alten Herren gefährlicher und zwingen die Mitspieler, mehr ihrer Fehlschlagkarten auszuspielen, die den Mordversuch vereiteln. Schließlich will ja jeder selbst derjenige sein, der die Welt von Doktor Lucky befreit. Da jede gespielte Fehlschlagkarte aus dem Spiel genommen wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis niemand mehr einem der Mörder die Tour vermasseln kann. Wer zum entscheidenden Schlag ausholen will, der muss allein mit dem Doktor in einem Raum sein und es darf keine Zeugen geben, die aus einem Nebenraum durch die Türen linsen könnten.
Schwarzes Vergnügen für zwischendurch
„Kill Doktor Lucky“ ist ein kurzes Spiel, mit dem sich kein kompletter Spieleabend bestreiten lässt. Aber es ist ein herrlich schwarzes Vergnügen, um sich für den Spieleabend in Stimmung zu bringen, für zwischendurch oder eben auch für unterwegs. Manchmal macht es einfach mehr Spaß, als Täter durch dunkle Flure zu schleichen, als herauszufinden, wer wo mit welcher Waffe… ? Apropos Waffen: Bei diesem Spiel ist man nicht auf die Klassiker wie Messer, Revolver und den guten alten stumpfen Gegenstand beschränkt, eine (stumpfe?) Bastelschere kann, im richtigen Raum gezückt, mächtiger sein als das Schwert.
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Fazit
„Kill Doktor Lucky“ ist ein einfaches und schnelles Spiel, das am besten funktioniert, wenn man eine Portion schwarzen Humor hat und seine Züge mit etwas schauspielerischem Einsatz begleitet. Wenn ein Mitspieler nach verstohlenem Blick in die Runde zischt: „Ich werde ihn erledigen – mit meiner treuen… BASTELSCHERE!“ dann muss man sich schon beherrschen, um ernst zu bleiben. Aber warum sollte man das wollen?
Außerdem ist das Spiel perfekt für alle, die nicht so viel Geld ausgeben wollen und für diejenigen, die ein Spiel mit in den Urlaub nehmen wollen, aber nicht viel Platz haben.
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