Willkommen in einem Märchen: Der gute König Andan ist krank und steht unter dem Bann der verschlagenen Zauberin Vanestra. Jetzt sind der tapfere Prinz Collin und seine treuen Gefährten die Einzigen, denen es noch gelingen kann die finsteren Pläne Vanestras zu durchkreuzen und das Königreich zu retten.

Liebevoll gestaltete Figuren, besondere Würfel – diese Ausstattung lässt keine Wünsche offen. Foto: Stephan Nestel
Der Kampf gegen Vanestra ist natürlich alles andere als einfach, und auf die Helden warten jede Menge Abenteuer. Im Angesicht der Gefahr müssen sie zusammenhalten und brauchen all ihren Mut und all ihre Klugheit. Und soviel Käse wie möglich. Und eine Rüstung aus Nussschalen oder ein Hosenknopf-Schild sind auch nicht zu verachten. Denn Prinz Collin und seine Getreuen sind – Mäuse. Kleine, niedliche Mäuse. Wie der Prinz und seine Freunde zu Nagern geworden sind, das ist der Anfang von „Trauer und Erinnerung“, der Geschichte des Spieles „Maus und Mystik“.
Mehr als ein Brettspiel
„Maus und Mystik“ ist nicht nur ein Brettspiel, es ist auch auch eine spannende Geschichte in elf Kapiteln. Zu Beginn jeder Partie wird der Anfang des aktuellen Kapitels vorgelesen. Die Spieler erfahren, wo die Helden sich befinden und welche Aufgaben die tapferen Mäuse diesmal zu bestehen haben. Ob sie erfolgreich sind – das entscheidet sich dann am Spieltisch. Mit dieser Idee haben die Autoren einen ganz großen Wurf gelandet, denn wenn zu Beginn der Partie einer der Mitspieler aus „Trauer und Erinnerung“ vorliest, dann lauschen nicht nur kleine Kinder. Auch die Erwachsenen hängen wie gebannt an den Lippen des Vorlesers. Und danach sind alle in der richtigen Stimmung für die märchenhaften Abenteuer, denn die Geschichte ist wirklich schön geschrieben.
Die zweite richtig gute Idee der Autoren war, Ihr Spiel so zu gestalten, dass sich hier der siebenjährige Steppke an der Seite von Mama und Papa ins Abenteuer stürzen kann. Ich kenne kein anderes Spiel, das sich so sehr an die ganze Familie richtet und die verschiedenen Altersgruppen gemeinsam an den Spieltisch bringen will. Das ist ein Wagnis und kann schiefgehen, aber bei diesem Spiel funktioniert es wunderbar. Wenn keine Erwachsenen mit am Tisch sitzen, dann sollten die Spieler allerdings deutlich älter sein als sieben Jahre – eher 12 bis 14.
Schönes Material und gute Regeln
Ein Augenschmaus für Spieler jeden Alters ist das Spielmaterial. Vor allem die Spielfiguren stechen ins Auge, denn es gibt hier keine bunten Holzpöppel, sondern detailreiche Miniaturen. Nicht nur für die Helden des Spiels, sondern auch für die meisten Gegner. Da sind zum Beispiel Ratten, die im Dienste Vanestras stehen, oder Ungeziefer wie Kakerlaken (die den Mäusen den Käse wegfressen), Hundertfüßer und Spinnen. Und wo es Mäuse gibt, da sind ja auch meistens auch irgendwo Katzen… (Aber weil eine Katzenfigur im Vergleich zu den anderen Figuren riesig sein müsste, wird dieser Gegner durch einen Marker mit einer Pfote dargestellt.) Das Artwork der Spielteile passt gut zu dem märchenhaften Thema und auch das Regelheft ist voll mit schönen Illustrationen.

Das wird knapp – wenn die Sanduhr das „Ende“ erreicht, haben die Spieler verloren.
Foto: Stephan Nestel
Wie läuft nun eine Partie „Maus und Mystik“ ab? Der Spielplan besteht aus einzelnen Kacheln, die die Orte zeigen, welche Helden durchqueren müssen. Wohin es Collin und seine Begleiter verschlägt, steht für jedes Kapitel in der Geschichte. Wenn der Plan ausgelegt ist, beginnt die Reise. Immer wenn die Mäuse einen neuen Ort betreten, werden sie dort von Gegnern erwartet. Und erst wenn alle Gegner besiegt sind, können Collin und seine Freunde weiter in den nächsten Raum ziehen. Für alle Aktionen im Spiel gibt es besondere Würfel. Da die Gegner keinen Spieler haben der sie kontrolliert, muss irgendeiner der Spieler für sie würfeln. Ob Angriff, Verteidigung, die Suche nach nützlichen Gegenständen… – immer entscheiden die Würfel. Und manchmal wird auch ein Stück Käse erwürfelt. Für die Spieler ist der Käse wichtig, um sich neue Fähigkeiten zu besorgen oder um ihre Fähigkeit einzusetzen – beispielsweise, um einer verletzten Maus erste Hilfe leisten zu können. Und da das Spiel von Kapitel zu Kapitel schwieriger wird, müssen die Spieler zusehen, dass ihre Mäuse dank neuer Fähigkeiten stärker und stärker werden.
Den Gegnern dagegen hilft der Käse dabei, den Sieg der Spieler zu verhindern: Jeder Käse, der bei einem Würfelwurf für die Gegner erscheint kommt auf das „Käserad“ der Schicksalstafel. Und jedes mal wenn das Rad voll ist, dann bekommen die Gegner nicht nur Verstärkung; dann rückt auch das Ende des Kapitels näher und wenn das Kapitelende erreicht ist, bevor die Mäuse ihre Aufgabe erfüllt haben, verlieren sie das Spiel.
Fazit: „Maus und Mystik“ ist ein Spiel mit einem wunderschönen Design und erzählt eine spannende Geschichte um sechs putzige Helden (den Prinz Collin, die Heilerin Tilda, den Tüftler Rex, Maginos den Zauberer, Finger den Gauner und die Bogenschützin Lilly). Dank der märchenhaften Handlung eignet sich das Spiel gut für Kinder und die Regeln sind dabei anspruchsvoll genug, dass auch Erwachsene auf ihre Kosten kommen. Natürlich kann man das Spiel auch in einer reinen Erwachsenenrunde spielen – aber ich empfehle gerade Familien mit Kindern, sich „Maus und Mystik“ einmal genauer anzusehen.
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