Von Niklas Stilz
Es liegen harte Wochen hinter Trainer und Mannschaft der TBB Trier. Schwache Auftritte gegen Bremerhaven und in Hagen sorgten dafür, dass man an der Mosel langsam von einer kleinen Krise sprechen konnte. Der heutige Auftritt beim Heimspiel gegen die Artland Dragons brachte zwar leider ebenfalls nicht die erhofften Punkte, wohl aber eine erhebliche Leistungssteigerung. Nach einer Partie auf Augenhöhe fehlte am Ende das letzte Quäntchen Glück.
Wieder verloren. Wieder keine Punkte. Wieder ein Schritt Richtung Tabellenkeller. Und trotzdem suchte man die hängenden Köpfe auf Seiten der TBB Trier heute vergeblich. Im Gegensatz zu den blutleeren Auftritten gegen Bremerhaven und dem misslungenen Gastspiel in Hagen konnte man heute einem starken Gegner Paroli bieten. „Ich sehe Leben in meiner Mannschaft. Wenn wir jetzt den nächsten Schritt machen, dann werden wir auch wieder siegen“, war auch Trainer Henrik Rödl durchaus zufrieden mit dem Auftritt seines Teams.
Gutes Spiel, trotzdem keine Punkte: Stefan Schmidt und sein Team orientieren sich weiter nach unten. Foto: ThewaltDabei waren die Voraussetzungen alles andere als gut: Drei Pleiten in Folge hatten die Grün-Weißen auf dem Buckel, Top-Scorer Trevon Hughes kam nach einem Trauerfall in der Familie erst am Morgen wieder in Trier an und dann gastiert mit dem Tabellenfünften aus Quakenbrück auch noch eines der Top-Teams der Liga in der Arena. Dass sich das Rödl-Team trotzdem eine ganze Menge vorgenommen hatte, wurde den 3.665 Zuschauern schnell deutlich. Anders als zuletzt hielten die Trierer von Beginn an dagegen und ließen den starken Offensivakteuren der Gäste um Spielmacher David Holston wenig Platz zur Entfaltung.
Auch in der Offensive waren deutliche Fortschritte zu erkennen, insbesondere das Spiel unterm dem Korb wirkte deutlich verbessert. Kein Wunder also, dass die beiden Center Andi Seiferth und Stefan Schmidt im ersten Viertel acht der vierzehn Punkte ihres Teams erzielen konnten. Trotzdem war natürlich nicht alles wunderbar. Mit einer Trefferquote von lediglich 35% aus dem Feld musste man sich im ersten Abschnitt mit 14:21 geschlagen geben. Die Gäste trafen im selben Zeitraum hervorragende 59% ihrer Versuche, weshalb die Führung in dieser Phase auch in Ordnung ging.
Aufbäumen nicht von Erfolg gekrönt
Zu Beginn des zweiten Viertels wurde es dann laut in der Arena, die Fans merkten jetzt wie sehr das Team der TBB Wiedergutmachung leisten wollte. Einen 7-0 Lauf, in dem die Gäste sich einige Turnover leisteten, krönte Trevon Hughes durch einen Korbleger im eins gegen null mit dem Ausgleich zum 21:21. „Insgesamt bin ich froh, dass sich die Mannschaft nach dem schwierigen Beginn wieder in die Partie gekämpft hat“, hatte auch Henrik Rödl lobende Worte für die Einsatzbereitschaft seines Teams übrig.
„Insgesamt bin ich froh, dass sich die Mannschaft nach dem schwierigen Beginn wieder in die Partie gekämpft hat“ – Henrik Rödl
Was danach passierte, war vielleicht symptomatisch für die aktuelle Situation an der Mosel. Als gerade alle daran glaubten, dass Trier das Spiel jetzt an sich reißen könnte, zogen die Gäste das Tempo an und mit neun Punkten in Serie wieder davon. Die starke Phase der Dragons krönte dann Topscorer Brandon Thomas mit einem krachenden Alley-Oop zum 25:37. Im Unterschied zu den vergangenen Partien hielten die Trierer weiter dagegen und begrenzten den Schaden zur Pause bei einem 10-Punkte-Rückstand. Vor allem von der Dreierlinie musste man sich in der zweiten Hälfte verbessern; ganze null von sieben Versuche fanden den Weg durch die Reuse. Allein Jermaine Bucknor scheiterte viermal.
Tolle Kulisse – Gäste abgezockt
40 Sekunden dauerte es in Hälfte zwei, bis jener Bucknor dann endlich traf und den Bann brach. Prägende Figur war in dieser Phase aber ein Anderer. Der zuletzt schwache Litauer Laurynas Samenas verkürzte den Vorsprung der Gäste innerhalb von zwei Minuten auf nur noch zwei Punkte. Sein Dreier zum 43:45 ließ auch die Zuschauer in der Halle wieder von ihren Sitzen springen. Der Ausgleich lag zwar in der Luft, fallen wollte er aber nicht. Mit 51:56 ging es dann ins entscheidende letzte Viertel.
„Scharfschütze“ Laurynas Samenas erwachte zu Beginn des dritten Viertels. Foto: ThewaltDessen Beginn gehörte wieder klar den Gastgebern. Ein Dreier von Marin Petric läutete die Aufholjagd ein, nach vier Minuten und weiteren Punkten durch Samenas und Seiferth war es schließlich Warren Ward, der sein Team erstmals mit 62:60 in Führung brachte. Doch statt das Momentum zu nutzen, wiederholte sich das Geschehen aus der ersten Hälfte. Wieder ließ sich die Mannschaft der TBB das Ruder aus der Hand nehmen und lag nach einem Steal von Brandon Thomas gegen Warren Ward und dem danach verwandelten Freiwurf wieder mit 62:67 zurück. Trevon Hughes, der neben zwölf Punkten auch fünf Assists beisteuerte, hatte dann noch zwei mal die Chance sein Team durch Freiwürfe wieder heranzubringen, scheiterte aber jeweils ein mal und konnte den Abstand nicht mehr nennenswert verkürzen. Schlussendlich unterlag die TBB Trier den Artland Dragons mit 64:72.
Lebende Legende: Kult-Masseur Axel „Aggy“ Mock. Foto: ThewaltLetztlich war es wohl eine unglückliche Mischung aus Pech und mangelndem Selbstvertrauen, dass die TBB am Ende den Sieg kostete. Für Trainer Henrik Rödl zwar ärgerlich, aber kein Grund den Kopf hängen zu lassen: „Natürlich hilft uns diese Niederlage in der aktuellen Situation nicht weiter. Allerdings hat die Mannschaft sich heute gut gefunden, sich eine Siegchance erarbeitet und einen wichtigen Schritt gemacht.“ Besonders für den starken Center Stefan Schmidt hatte der Coach noch ein Sonderlob parat: „Vor allem Stefan Schmidt muss ich hier erwähnen. Er hat wie immer viel gekämpft und konnte heute einige wichtige Punkte machen.“
750 mal Aggy
Ein bisschen gefeiert wurde trotzdem – wenn auch vor dem Tip-Off. Das 750. BBL-Spiel für Masseur, Maskottchen und Kultfigur Aggy Mock stellt ein Novum im deutschen Basketball dar. Deshalb bekam er vor der Partie auch ein besonderes Trikot mit zahlreichen Unterschriften überreicht, ebenso wie ein nagelneues E-Bike. Das der 54-Jährige den zusätzlichen Motor im Fahrrad tatsächlich brauchen könnte, darf bezweifelt werden. Zu seiner Turneinlage beim Einlauf jedenfalls wäre wohl niemand in der Lage, der nicht mehr topfit ist – beste Voraussetzungen für die nächsten 750 Spiele.
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Statistik
TBB Trier: Hughes (12), Seiferth (10), Samenas (10), Schmidt (9), Ward (9), Bucknor (7), Chikoko (4), Petric (3)
Artland Dragons: Thomas (21), King (11), Frease (9), Hill (9), Holston (8), Graves (7), Topper (5), Grünheid (2)
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