Eine Komödie über Selbstmörder, wie kann das denn zusammenpassen? In der diese Woche in den Kinos angelaufenen Nick Hornby – Verfilmung „A Long Way Down“ wird eben dies versucht und das Ergebnis hat sich Andreas Gniffke im Trierer CinemaxX angesehen.
Der erfolgreiche Fernsehmoderator Martin Sharp (Pierce Brosnan) sieht sich mit den Trümmern seiner Existenz konfrontiert. Eine sexuelle Eskapade mit einer Minderjährigen hat ihn Job und Reputation gekostet und schließlich sieht er keinen anderen Ausweg, als sich in der Silvesternacht vom Dach eines Londoner Hochhauses zu stürzen. Dort ist er allerdings nicht allein. In einer der Nächte mit der traditionell höchsten Selbstmordrate finden sich auf dem Dach nach und nach noch die mit dem Leben und der Pflege ihres behinderten Sohnes überforderte Maureen (Toni Collette), die hysterische Politikertochter Jess (Imogen Poots) und der gescheiterte Musiker J.J. (Aaron Paul) ein. Da niemand vor Publikum den Sprung wagen will, schließt das ungleiche Quartett einen Pakt, nämlich sich bis zum Valentinstag nicht das Leben zu nehmen. Die vier Problemfälle finden als Team zusammen, doch als Reporter auf die merkwürdige Gemeinschaft aufmerksam werden, verändert sich alles. Von der Medienmaschinerie gejagt bricht man zu einem Kurzurlaub nach Teneriffa (das verdächtig nach Mallorca aussieht) auf. Eine Reise, die einiges verändert.
Nick Hornby hatte mit den Verfilmungen seiner Erfolgsromane bislang außerordentlich großes Glück. “High Fidelity”, “About a Boy” und natürlich “Fever Pitch” waren sowohl erfolgreich als auch überaus gelungen und überzeugten mit viel Herz und einer wohldosierten Prise britischen Humors. “A Long Way Down” ist sicherlich nicht sein stärkster Roman und auch der Film kann das Niveau der Vorgänger nicht erreichen. Das ernste Thema Selbstmord und Depression dient hier nur als Staffage, zu wenig Zeit nehmen sich Regisseur Pascal Chaumeil und Autor Jack Thorne, die Beweggründe zu beleuchten, die zu der nur knapp verhinderten Tat geführt hatten. Am besten gelingt dies noch bei Jess, was auch in der Ausdruckskraft der jungen Imogen Poots begründet liegt. Alle anderen Rollen bleiben blass, es ist kaum eine Entwicklung zu verzeichnen, die letztendlich zum schwülstigen Ende führen könnte. Der durchaus vorhandene schwarze Humor wird meist mit einer rosaroten Kitschpatina erstickt, auf Überraschungen oder kunstvolle Wendungen wartet der Zuschauer vergeblich. Das ist schade, denn sowohl die Schauspieler als auch das Thema hätten einiges Potenzial für einen guten Film gehabt. So bleibt allenfalls Durchschnitt, der Soundtrack ist allerdings wirklich gelungen!
Lesetipp:
Wie man mit dem Thema Selbstmord humorvoll umgehen kann, zeigt neben Nickt Hornby auch der finnische Autor Arto Paasilinna in seinem Roman “Der wunderbare Massenselbstmord”. Auch hier treffen sich zwei Verzweifelte zufällig am selben Ort, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aus diesem Zufall machen sie eine absurde Geschäftsidee,. Ein Bus wird gemietet, um mit einer Reisegruppe voller Lebensmüder einen geeigneten Platz zum gemeinsamen Freitod zu finden. Paasilinna erzählt dies warmherzig und mit viel trockenem Humor, eine echte Leseempfehlung!
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