Geschichten am Schweicher Winzerkeller schreiben sich meist lang und spektakulär. Spannung – Härte, Prestige und eine Menge Emotionen. Spiele von Kartenflut und Platzverweisen– harte Wortgefechte, schmerzhafte Fouls, umjubelte Tore und hitzige Minuten. Auf dem Platz – aber auch abseits, auf den oft vollen Rängen– fiebert man mit, peitscht lautstark an und reitet mit allen Sinnen auf der steilen Derbywelle mit.

Bild: Sebastian Schwarz
Am Freitagabend ab 20:00 Uhr wird zudem ein weiteres Kapitel zwischen den ewigen Rivalen aus Tarforst und Schweich geschrieben werden. „Flutlicht, viele Zuschauer und eine Derby-Atmosphäre, bei der die Hütte brennen wird – genau für solche Spiele spielt man Fußball“, freut sich Cheftrainer Patrick Zöllner im Vorfeld. Das insgesamt 13. gemeinsame Pflichtspiel lockt die Massen und könnte zumindest für ein Team weitreichende Folgen haben. Während Tarforst mit erst 31 Punkten und dem drittletzten Rang weiterhin schmerzlich ums blanke Überleben ringt, konnten sich die Schweicher im Abstiegskampf jüngst ein wenig Luft verschaffen und dank einer Erfolgsserie von zuletzt fünf Spielen in Folge ohne Niederlage sowie vier Siegen in Serie mit nun 36 Punkten auf Rang 13 der Fußball-Rheinlandliga vorrücken. Der Abstand selbst zum FSV beträgt nun satte fünf Punkte. Der Druck haftet nun an allen Ecken auf dem Trikot der Gäste vom Trierer Berg, die nicht nur am ehrwürdigen Winzerkeller gewinnen, sondern auch auf ein Scheitern der über dem FSV stehenden Konkurrenz hoffen müssen. Noch ist alles möglich – wenn auch nur mit einem dreifachen Erfolg in Schweich, der aus Sicht des FSV auch zweifelsfrei ganz oben auf der Maxime steht.
„Im Hinspiel konnten wir mit einer starken Leistung und einem klaren 4:1-Sieg überzeugen. Genau an diese kämpferische und leidenschaftliche Vorstellung wollen wir auch am Freitag wieder anknüpfen. Klar ist aber auch: Schweich hat sich in den letzten Wochen deutlich stabilisiert. In der Rückrundentabelle steht Schweich aktuell auf Platz 9, wir belegen Rang 12. Die Gastgeber konnten zuletzt vier Spiele in Serie für sich entscheiden und haben sich damit aus dem Tabellenkeller befreit. Es wird also ein Duell auf Augenhöhe, ein klassisches 50:50-Spiel“, so Zöllner weiter und setzt nach: „Dieses Derby ist eine reine Einstellungssache. Da zählt kein Tabellenplatz und keine Ausrede. Wir haben im Hinspiel gezeigt, dass wir Schweich schlagen können– und genau das wollen wir am Freitagabend wiederholen.“ Verzichten muss Patrick Zöllner – der weiterhin krankheitsbedingt fehlen wird– auf Julian Schmitz, der aktuell eine Rot-Sperre absitzen muss. Wieder mit an Bord ist dagegen Noah Schuch – der jüngst aufgrund einer Rot-Sperre unfreiwillig pausieren musste. Wieder eine Option könnten zudem Moritz Hannappel und Niklas Gouverneur sein – die beide in dieser Woche wieder das Training aufgenommen haben.
Hoffnung und Frust liegen aber weiterhin dicht beisammen. Es knistert unschön auf der Trierer Höhe – nicht vor Aufregung, vielmehr vor einem drohenden Abstieg, der sogar schon am Wochenende, sollte alles gegen den FSV laufen, bittere Realität werden könnte. Gewinnt der auf dem ersten Nichtabstiegsplatz rangierende VfB Wissen und verliert der FSV das Derby in Schweich, wird bei vier Absteigern die Reise für den FSV in der Fußball-Rheinlandliga nach 15 Jahren in Folge beendet sein. Doch noch hat man alles selbst in eigener Hand. Gewinnen heißt der Schlüssel zum Erfolg – am besten dreimal in Folge, und das Happy End aus Sicht der Trierer Höhenkicker könnte mit einem blauen Auge doch noch erreicht werden. Dass die Tarforster Schweich schlagen können, bewies schon einst das Hinspiel in eigener Stube. Damals schlug man die Mosella mit einem deutlichen 4:1 an den Winzerkeller zurück und kürte sich verdientermaßen zum Derbysieger. Man lechzt nach einer Wiederholung – die an Wichtigkeit kaum zu überbieten ist. Kampfgeist, Moral und der letzte Funke Hoffnung will man am Freitagabend unter Flutlicht auf den Platz tragen, um nicht nur ein weiteres Derby zu gewinnen, sondern viel mehr das eigene Überleben einmal mehr zu wahren. AM
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