Von Manuel Maus
Die Alternative für Deutschland polarisiert in dieser Zeit wie keine andere Partei Deutschlands. Ihr neutral gegenüber zu stehen scheint kaum möglich. 5vier.de versuchte es bei der Wahlkampfveranstaltung am Freitagabend. Mit mäßigem Erfolg.
Als die AfD Trier ihren Auftritt vor der Porta Nigra bekannt gab, war klar, dass es nicht die einzige Veranstaltung an diesem Tage bleiben wird. Der Verein „Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts“ meldete nur wenige Meter südlich eine Demonstration mit zahlreichen Unterstützergruppen an. Dazwischen gab es abgesperrte Bereiche, die es Unbeteiligten und –interessierten erlaubten, beide Veranstaltungen links liegen zu lassen. Sympathisanten durften nach einer kurzen Kontrolle auf den Vorplatz der Porta. Ein bekanntes Restaurant in der Nähe musste wegen der Veranstaltung geschlossen bleiben.
Der prozentuale Anteil derer, die sich vor Ort einfach ein eigenes, objektives Bild von der „Alternative“ machen wollten, dürfte sehr gering sein. Wir versuchten es, allerdings war dies ein schwieriges Unterfangen.
Gegen 18:15 Uhr gab es den ersten Redebeitrag der Demonstrationsveranstalter, es folgten weitere. Etwa eine Stunde später eröffnete Michael Frisch den Wahlkampfauftritt seiner Partei. Doch auch im vermeintlich neutralen Bereich verstand man Frisch nach dem Begrüßungssatz nicht mehr, zu laut das Gepfeife und Gebuhe. Auch ein Standortwechsel verbesserte die Möglichkeit des Zuhörens kaum. Erst im Laufe der insgesamt zweistündigen Reden ließ auch die Kraft der Lungen nach, sodass zwischenzeitlich auch mehrere Sätze in Folge zu verstehen waren.
Es waren nicht nur Gegner an den Zäunen. Vereinzelt vernahm man Bekundungen, dass das Verhalten der Demonstranten undemokratisch sei, man müsse sich ja immer noch austauschen können. Im direkten Kontakt tauschten sich beide Seiten aus, entschieden, aber fair und friedlich. Das ist naturgemäß aber die Ausnahme. Es stehen sich zwei Lager gegenüber, deren Ansichten nur schwer zu verbinden sind.
Frisch, Landtagsabgeordneter der AfD, Erwin Ludwig, Direktkandidat für den Bundestag des Wahlkreises Trier, Sebastian Münzenmaier, rheinland-pfälzischer Spitzenkandidat, Uwe Junge, Vorsitzender der Landtagsfraktion und Alice Weidel, eine der zwei Spitzenkandidaten der AfD, sprachen zu ihren Zuhörern. „Buntes Trier“ schätzte ihre Zahl auf etwa 80, die Polizei sprach später von 150. Es waren Menschen darunter, die man rein optisch durchaus auch auf der anderen Seite vorfinden könnte. Die AfD beweist, dass sie andere Wählergruppen anspricht als Parteien, die gerne mit ihnen in Verbindung gebracht werden.
Apropos: ein sehr präsentes Grüppchen stellten die Menschen dar, die sich offen als Angehörige der rechtsextremen Parteien „Der III. Weg“ und der NPD zeigten. Sie wurden begrüßt wie andere Anwesende, trotz offen provokantem Verhalten gegenüber den Demonstranten. Distanzierung sieht anders aus, da kann Michael Frisch noch so oft davon sprechen, die AfD sei weder extrem noch rassistisch.
Für Erwin Ludwig, der den blassesten Auftritt hinlegte, sind die Demonstranten „die Linksfront“. Dass diese Pauschalisierung genauso falsch ist wie der Vorwurf, in der AfD wären alle Nazis, sollte klar sein. Er sprach ein paar regionale Themen an, zum Beispiel den Moselaufstieg, wo die Mitredner meist bei gesamtdeutschen Themen blieben.
Mehr Stimmung auf beiden Seiten entfachten die Redebeiträge von Junge und Münzenmaier. Sie wandten sich mehrfach direkt der „krakeelenden vereinten Front aus Kommunisten, Grünen und Roten“ (Münzenmaier auf Facebook) zu. Der ehemalige Oberstleutnant Junge rief der protestierenden Masse zu: „Für euch brauchen wir die Hauptschule, meine Freunde!“ Ob er damit das im Wahlprogramm (zurück) geforderte „differenzierte Schulsystem“ wert- oder abschätzt, darf jeder selber beurteilen.
Interessant wäre zu wissen, wie sich Junge wohl mit seinen Mitrednern fühlte. Schließlich gingen nach ihm eine lesbische Frau (Junge soll eine lesbische Soldatin vor seinem Ruhestand mehrfach diskriminiert haben) und ein ehemaliger Zivildienstleistender, dem Raub und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird, ans Mikro.
Münzmaier war dabei noch offensiver als Junge. Er fragte die (nach Veranstalterangaben) 450 Demonstranten, ob sie nicht lauter sein könnten. Er bediente sich immer wieder Bildern, die die Kritiker der Partei als völkisch bezeichnen würden. Der Islam gehöre nicht zu Deutschland, „nicht mal zu Europa.“ Man müsse Politik wieder fürs eigene Volk machen. Das passt zur Projektion am Schwarzen Tor: „Hol dir dein Land zurück“.
Zuletzt kam Weidel ans Pult, die Pfeifen, Tröten usw. waren wieder allgegenwertig, von außen verstand man nur noch Schlagwörter. Themen waren Islam, Frauenrechte, Flüchtlingspolitik und weitere altbekannte klassische AfD-Themen. Und wiederkehrend die Aussage fast aller Redner, die Alternative für Deutschland sei die einzige echte Oppositionspartei in Deutschland.
Das Ende der Veranstaltung verlief ruhig. Bis auf etwas Gehabe zwischen der Antifa und den oben genannten Rechten verliefen sich beide Gruppen. Für die Polizei und Security-Firma neigte sich der Tag einem erhofft friedlichen Ende zu. In der Pressemitteilung der Polizei Trier sprach man von „keinen besonderen Vorkommnissen“.
Die Porta Nigra hat schon viel erlebt. Dieser Abend wird ihr wahrscheinlich nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben.
Bernhard meint
Hallo Herr Frisch,
wie stehen Sie denn zu völkischen, nationalistischen und rechtsextremen Positionen innerhalb Ihrer eigenen Partei?
Wenn Sie Angst haben, immer in die extremistische Ecke gedrängt zu werden, wäre es dcoch ein Leichtes sich von diesen Aussagen und Personen zu distanzieren.
Michael Frisch meint
Leider verschweigt der Artikel (vielleicht ging es auch im Lärm unter), dass ich mich im Namen der AfD ausdrücklich von allen Links- und Rechtsextremisten auf dem Platz distanziert habe. Wir hätten sie gerne entfernt, aber die Polizei hat uns klar zu verstehen gegeben, dass das aus rechtlichen Gründen nicht geht. Da es eine öfffentliche Veranstaltung war, mussten wir alle zulassen, die nicht gestört haben. So es gewesen und nicht anders. Wer behauptet, es habe keine Distanzierung von rechtsextremen Personen gegeben, sagt die Unwahrheit!