„Es gibt Menschen, die fallen in unserer vom Leistungsdruck geprägten Welt durchs Raster“, sagt Uta Kirsten Leiterin des Altenheims St. Josef in Schweich. „Sie kommen nicht so schnell mit, benötigen mehr Zeit als andere, um sich Sachverhalte zu merken oder Abläufe von Tätigkeiten einzuprägen.“

Für Menschen mit diesen Voraussetzungen ist es schwer, am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Doch das Altenheim St. Josef, das vom Orden der Franziskanerinnen vom hl. Josef getragen wird, gibt ihnen die Möglichkeit zur Teilhabe. „Wir folgen dem Geist der Franziskanerinnen, der dem Dienst am Nächsten verpflichtet ist, indem wir Schwächeren eine Chance geben“, sagt Uta Kirsten. Seit Jahren bietet ihr Haus lernbehinderten jungen Menschen, die im Mehringer Berufsbildungszentrum Haus Elisabeth eine auf ihren erhöhten Förderbedarf abgestimmte hauswirtschaftliche Ausbildung absolvieren, betriebliche Praktika an.
Ein anderer Blick auf die Menschen
Allein in den letzten fünf Jahren hat das Altenheim St. Josef rund 20 Auszubildenden Praktika in den Bereichen Küche, Reinigung und Wäscherei ermöglicht. Und mehr noch, acht von ihnen nach erfolgreichem Abschluss in eine Festanstellung übernommen. Dafür ist die Einrichtung jetzt mit dem Inklusionszertifikat 2021 der Agentur für Arbeit Trier ausgezeichnet worden. „Durch ihr vorbildliches Engagement zeigen Sie beispielhaft, wie Inklusion gelingt. Durch Sie erhalten junge Menschen, die es schwerer haben als andere, die Chance auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben und Perspektiven für ihre Zukunft“, lobt Heribert Wilhelmi, Chef der Agentur für Arbeit Trier, anlässlich der Verleihung. Bewusst überreicht er die Auszeichnung in der Woche der Menschen mit Behinderung, denn: „Wir wollen Zeichen setzen und für die Beschäftigung von Menschen werben, die trotz guter Arbeitsmarktlage nicht zum Zuge kommen, weil sie über ihre Handicaps statt über ihre Stärken definiert werden“, sagt Heribert Wilhelmi.
Im Altenheim St. Josef ist der Blick auf den Menschen ein anderer. „Für uns sind der Charakter und das Tun entscheidend“, sagt Uta Kirsten. Wie förderlich das sein kann, zeigt die Geschichte der heute 33jährigen Annika Kramkowski. Aufgrund einer ausgeprägten Lernschwäche ging sie in eine Ausbildung für behinderte Menschen mit Förderbedarf im Haus Elisabeth, die von der Agentur für Arbeit gefördert wird. Im Zuge dessen machte sie auch ein Praktikum in St. Josef. Nach ihrem Abschluss als Hauswirtschaftshelferin fand sie dort schließlich eine Stelle als Reinigungskraft. Doch die Menschen in ihrer Umgebung, insbesondere Schwester Ana vom Franziskanerorden des hl. Josef, trauten ihr mehr zu, denn es fiel auf, wie einfühlsam Annika mit den Bewohnern umging. „Schwester Ana wiederholte immer wieder diesen einen Satz, den ich nie vergessen werde: Du bist zu jung zum Putzen, verstecke dein Lächeln doch nicht im Putzeimer! Geh‘ doch bitte in die Pflege!“, erzählt Annika Kramkowski. Und trotz großer Angst, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, wagte die junge Frau den Schritt und bildete sich erfolgreich zur Pflegehelferin weiter. Kraft und Mut gab ihr, dass alle Bezugspersonen fest an sie glaubten. Seit 2016 ist sie nun in einem Wohnbereich des Altenheims St. Josef in ihrem neuen Beruf tätig und sehr glücklich.
„Intensive Begleitung ist sehr wichtig“
Möglich war diese Erfolgsgeschichte nicht nur durch den Mut der jungen Frau, sondern auch das Zusammenwirken fördernder Kräfte. Das ist einerseits die Agentur für Arbeit. „Wir fördern Ausbildungen für behinderte Menschen, suchen die für sie passenden Maßnahmen und Anschlussbeschäftigungen oder stellen Eingliederungszuschüsse bereit“, sagt Annika Lehnertz, Reha-Beraterin der Arbeitsagentur. Desweiteren das Haus Elisabeth: „Wir stehen in sehr engem Austausch mit dem Altenheim St. Josef oder anderen Betrieben. Wir kennen die Stärken unserer Auszubildenden und können entsprechend passende Praktika vermitteln“, sagt Heidemarie Gulden, die Ausbilderin von Annika Kramkowski. Und schließlich die Arbeitgeberin: „Die intensive Begleitung ist sehr wichtig“, bilanziert Uta Kirsten. „Es ist manchmal mühsam und fordert Geduld, aber wir haben auch einen ganz großen Gewinn: Motivierte, engagierte und dankbare Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen unserer Bewohner etwas haben!“
Pressemitteilung Agentur für Arbeit Trier
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