Die Bahn stellt den Fernverkehr nach Luxemburg ein und streicht vier von sechs ICE Zügen. Von Seiten der Bahn heißt es, die Züge seien nicht genug ausgelastet – aber es steckt mehr dahinter.
Ab dem 11. Dezember werden ICE-Pendler eine böse Überraschung erleben. Die Deutsche Bahn (DB) setzt die Schere an die Fernzug-Verbindungen an. Anstatt der zur Zeit verkehrenden fünf IC-Zugpaaren auf der Strecke Luxemburg-Trier-Koblenz-Köln-Norddeich und dem einen ICE-Zugpaar auf der Strecke Trier-Koblenz-Berlin verkehren ab Dezember nur noch drei IC-Zugpaare von Trier nach Norddeich, wovon eines Luxemburg anfährt.
Unzureichende Nachfrage und keine weiteren Zahlungen
Fragt man die Bahn nach den Gründen für die Kürzungen, so bekommt man eine einfache Antwort: Seit mehreren Jahren sei die Nachfrage an den Fernverkehrsverbindungen der Moselstrecke gering und würden daher nicht benötigt. Die beiden am stärksten frequentierten Zugpaare würden bestehen bleiben. Zudem böten die ICE/IC-Verbindungen auf diesem Streckenabschnitt kaum Zeitvorteile gegenüber den Regionalexpresszügen.
Tatsächlich ist dies aber nicht nur eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Rheinland-Pfalz ist nicht mehr bereit, die vom DB-Fernverkehr angesetzten Unterstützungszahlungen für das Weiterbestehen der ICE-Zugpaare zu zahlen. Das Land lehnte zwei Konzepte der Bahn zum Erhalt der Fernverbindungen als nicht rentabel ab. Vor allem in Luxemburg stieß die Entscheidung der Bahn auf großen Unmut. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Zuschüsse des Großherzogtums für die IC-Züge, ungefähr 800.000 Euro im Jahr, ab 2012 vollständig wegfallen werden.
Flickwerk bis 2015
Bis Ende 2014 werden Reisende auf diesen Strecken also mit deutlichen Einschränkungen zu rechnen haben. Je nach Tageszeit kann zum Beispiel die Fahrt von Luxemburg nach Hamburg oder Berlin bis zu drei Stunden länger dauern. Rechnet man nun die hohen Fahrtkosten mit ein, so ist die Fahrt auf der Schiene kaum noch sinnvoll. Fahren nur zwei Personen zusammen ist es schon günstiger einen Mietwagen zu nehmen – und man ist sehr viel schneller am Ziel.
Ab 2015 soll mit dem Rheinland-Pfalz-Takt 2015 eine verlässliche Bedienung der Moselstrecke im Stundentakt sichergestellt werden. Dieser RLP-Takt muss dann um all die Fahrgäste buhlen, die nun von den schlechten Verbindungen verschreckt werden – und dabei handelt es sich nicht gerade um eine kleine Gruppe. Die Meinung der Fahrgäste auf dem Bahnsteig Trier kurz vor der Abfahrt einer der bald nicht mehr existenten ICEs ist jedenfalls eindeutig.
„Das ist eine bodenlose Frechheit“, erklärt Karl-Heinz Meder, ein regelmäßiger ICE-Fahrgast, „Ich habe keine Ahnung, wie die Bahn darauf kommt, die Züge seien nicht ausgelastet. Jeden Tag, wenn ich fahre – und das ist dreimal die Woche – ist der Zug brechend voll.“
Busse sollen Abhilfe schaffen
Ganz ohne Ersatz soll der Fernverkehr allerdings nicht abgeschafft werden. Eine Kooperation zwischen den Stadtwerken Trier und dem luxemburgischen Busunternehmen Voyages Emile Weber plant eine Fernbusverbindung auf der Strecke Luxemburg-Trier-Birkenfeld-Kaiserslautern-Mainz-Frankfurt Hbf. Sollte diese Strecke tatsächlich zustande kommen, so könnten Fahrgäste demnächst über die Autobahnen A62 und A63 auch Anschlüsse wahrnehmen, die via Schienenweg nicht erreichbar sein würden. Zu diesem Zeitpunkt ist allerdings noch kein Zeitpunkt für die Einführung des Bussystems bekannt, und ob es überhaupt eine Alternative zu einem ICE sein kann bleibt abzuwarten.
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