Am gestrigen Donnerstag tagte der Fußball-Regional-Verband (FRV) „Südwest“ mit den Vereinen der Oberliga. Dort wurde über die Möglichkeiten der Fortführung der Saison beraten. Über den Austausch und zu erwartenden Folgen sprachen wir mit Alfons Jochem, Vorstand von Eintracht-Trier.
Trier. Schon lange ist klar, dass der SV Eintracht-Trier 05 zu einer kleinen Minderheit gehört. Zumindest was die Ansichten über den Fortbestand des Oberliga-Spielbetriebs angeht. Das änderte sich erwartungsgemäß auch gestern nicht, als der FRV „Südwest“ alle Vereinsvertreter der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (RPS) zu einer Videokonferenz einluden. Der SVE hat nur zwei weitere Vereine an seiner Seite, die sich für eine Fortsetzung der Saison aussprechen. Bei einer Enthaltung sprachen sich die restlichen 20 Vertreter für den Abbruch aus.
Bereits am Dienstag, so erzählt uns Alfons Jochem, Vorstand von Eintracht-Trier, kam es auf Initiative der Vereine zu einem ersten Austausch. Dort wurde die Haltung der meisten Vertreter schon deutlich. Das offizielle Treffen der Oberliga fand dann am gestrigen Donnerstag statt. Hier ging es um Vorschläge des Spielausschusses, wie man die Spielzeit zu Ende spielen könnte.
Alfons Jochem ist für die Saisonweiterführung
„Der Spielausschuss hat sich viele Gedanken gemacht, die Vorschläge sind aus Sicht von Eintracht-Trier durchaus gut. Sie sind kreativ und leistbar. Wir möchten den Spielbetrieb auf Grundlage dieser Vorschläge gerne fortsetzen. Es ging aber nur um ein Meinungsbild, entscheiden wird der Verband erst nach der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) am 23. März.“, so Jochem.
Klar ist für alle Beteiligten: Sollte bei dieser MPK weiterhin der Trainingsbetrieb untersagt bleiben, macht keine Form des weiteren Spielbetriebs in diesem Halbjahr Sinn. Wenn das Training allerdings möglich werden würde, müssten viele Fragen beantwortet werden. Aus Sicht der Eintracht ist die wahrscheinlich wichtigste die des Aufstiegs.
Das vorgeschlagene Modell des Ausschusses sieht einen Trainingsbeginn Anfang April und einen Re-Start des Spielplans Anfang Mai vor. Dann könnte die Hinrunde beendet werden, was für Trier noch zwei Spiele bedeuten würde. Die jeweils ersten sechs Mannschaften aus der Oberliga RPS Nord und Süd würden dann gegeneinander antreten. Das würde weitere acht bis neun Spiele bis Mitte Juni bedeuten. „Das ist aus unserer Sicht leistbar, wenn man das will“, sagt Jochem.
Ein Abbruch bringt Probleme mit sich
Doch die wenigsten wollen das. Damit ist es äußerst unwahrscheinlich, dass der FRV dieses Modell aufzwingen wird. Allerdings betont Jochem, dass sich in dem Fall viele Probleme ergeben würde:
„Die Saison würde annulliert werden. Da entsteht das Problem des Auf- und Abstiegs. Absteiger gäbe es nicht. Wir möchten aber natürlich aufsteigen. Die Regionalliga über uns spielt komplett durch. Dort sollte es sechs Absteiger geben. Aber was ist, wenn keiner aufsteigt aus der Oberliga?
Das ist ein sehr komplexes Thema. Die Regionalliga muss mögliche Aufsteiger erstmal aufnehmen. Darüber wird abgestimmt. Die sechs potentiellen Absteiger würden von Vereinen aus den Oberligen Südwest, Hessen und Baden-Württemberg ersetzt werden. Hessen und BW werden nach jetzigem Wissensstand weiterspielen wollen. Das ist allerdings noch nicht endgültig entschieden. Für uns ist nach acht Spielen noch nicht klar, ob wir das Recht haben, aufzusteigen. Das wird in den nächsten Wochen diskutiert werden.“
Darf man in die Regionalliga aufsteigen?
Diese Diskussionen werden auf den Verbandsebenen stattfinden. Das bedeutet die Regionalliga und die drei Verbände, die den FRV bilden. Das sind der Fußballverband Rheinland, Südwestdeutscher Fußballverband und der Saarländischer Fußballverband. Laut Alfons Jochem bereitet sich der SVE seit Wochen auf die Szenarien vor, weshalb sie sich so deutlich für das Weiterspielen einsetzen können.
Die Regionalliga, so ist zu vermuten, wird kein Interesse haben, sechs Vereine absteigen zu lassen. Das würde bedeuten, dass sie sich gegen die Aufnahme von Aufsteigern aussprechen würden. Jochem: „Das ist eine Frage der Verbände, der Spielordnungen und der Ausschüsse. Das ist womöglich auch juristisch zu klären.“
Da kommt die Frage auf: Würde die Eintracht im Zweifel die Anwälte anrufen? „Im letzten Jahr gab es den Fall mit Hessen Kassel. Die haben sich in die Regionalliga rein geklagt. Wir als Verein müssen erstmal abwarten. Wir wollen nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Allerdings muss eine stichhaltige Argumentation der Verbände kommen, wenn es zu einem Abbruch kommt.“
Weiterführung und Abbruch laut Alfons Jochem unlogisch
Interessant würde es, wenn die Saison abgebrochen, aber der Rheinlandpokal weitergespielt werden sollte. Die Verbände möchten diesen nämlich auf jeden Fall fortsetzen. Für Jochem wäre die Kombination Abbruch und Weiterführung unlogisch: „Wir sind erst in der 2. Runde. Die Verbände wollen unbedingt den „Tag der Amateure“ am 29. Mai durchführen. Es gibt Verträge, es geht um Geld und bundesweite Aufmerksamkeit.
Wir sagen ganz klar: Wenn wir die Saison nicht spielen, dann macht es auch keinen Sinn beim Pokal weiterzumachen. Wenn die Gefährdungslage den Oberligabetrieb nicht zulässt, kann es ja nicht den Pokalbetrieb zulassen. Unser Vorschlag wäre dann, sollte die Saison abgebrochen werden, einen harten Schnitt zu machen. Kein Fußball bis zum 30. Juni und dann den Pokal in der neuen Saison ausspielen. Das ging im vergangenen Jahr auch, das hat funktioniert.“
Freilich vertritt Alfons Jochem nur die Interessen seines Vereins. Andere Vereinsvertreter sehen andere Argumente als triftiger an. So zum Beispiel Christian Rauen im Namen des FSV Salmrohr. Der ging an die Öffentlichkeit, weshalb ein Saisonabbruch Sinn macht. Dieses Vorgehen ist laut Jochem legitim. „Salmrohr hat seine Position, wir haben unsere. Das ist völlig in Ordnung.“
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