Vor einigen Monaten haben wir in unserer Review für Life all unsere Hoffnung für anspruchsvollen Sci-fi-Horror in Alien: Covenant gesetzt. Nun ist Ridley Scotts Prometheus-Fortsetzung endlich da. Kann sie unsere Erwartungen erfüllen?
Prometheus wurde von Kritikern und Zuschauern vor fünf Jahren mit sehr gemischten Meinungen aufgenommen. Viele Reviews kritisierten die Figuren und die Logik des Films, Fans meckerten über den akuten Mangel an Alien-Action und immer wieder hieß es: Warum gibt der Film keine Antworten auf seine Fragen?
Ridley Scott hat sich diese Kritik wohl sehr zu Herzen genommen. Alien: Covenant fährt nämlich mit all der Alien-Action und den Antworten auf, die die Zuschauer so sehr vermisst haben in Prometheus.
Ein knappes Jahrzent nach der Prometheus-Mission befindet sich das Kolonisierungsschiff Covenant auf dem Weg zu einem angeblich bewohnbarem Planeten. An Bord befinden sich knapp 2000 eingefrorene Kolonialisten, Unmengen an menschlichen Embryos und eine aus Pärchen bestehende Crew, die den neuen Planeten bevölkern soll. Außerdem dabei: Der Android Walter, der für die Technik verantwortlich ist. Nach einem Unfall, bei dem auch die Crew aus dem Hyperschlaf aufwacht, empfängt das Raumschiff plötzlich einen menschlichen Funkspruch. Er scheint von einem nahen Planeten zu kommen, der noch viel erdenähnlicher ist, als der eigentliche Zielplanet der Covenant. Was die Crew dort erwartet, ist allerdings alles andere als ein Paradies.
Um spoilerfrei zu bleiben wird hier auch nicht mehr verraten. Dass die berühmten Xenomorphs diesmal wieder im Mittelpunkt der Geschichte stehen, verrät ja bereits der Titel. Alien: Covenant beschäftigt sich sehr intensiv mit deren Herkunft und Sinn. Selbst in seinen besten Momenten kommt Alien: Covenant aber nicht an die philosophischen Stärken seines Vorgängers heran. Ridley Scott liefert den unzufriedenen Zuschauern in diesem Film die ersehnten Antworten. Prometheus-Hasser werden also erfreut sein, dass der Film mit all den Infos rausrückt, die bisher verschwiegen wurden. Wer den etwas mysteriösen Prometheus aber mochte, dürfte von der Direktheit in Alien: Covenant enttäuscht sein. Der Film spricht vieles aus, was nicht ausgesprochen werden muss. Anstatt seine tiefgründigen Fragen anzudeuten, verbringt der Film den gesamten zweiten Akt damit diese dem Zuschauer vorzubuchstabieren.
Generell versucht Alien: Covenant mainstream-freundlicher zu sein. Klassischen, klaustrophobischen Alien-Horror, mit Chaos auf engem Raum gibt es nur zwei bis drei mal. Diese Szenen sind großartig! Die meiste Zeit ist der Film aber einfach zu modern. Die hektischen Action-Szenen sind gut gefilmt und das computeranimierte Alien sieht meist überzeugend aus, leider kennen wir das alles aber schon. Früher versteckte sich das Alien in dunklen Ecken und im Schatten. Es schlug zu, wenn man es nicht erwartete. In Alien: Covenant sehen wir es in seiner ganzen Pracht. Es hüpft über den Bildschirm und ist immer voll ausgeleuchtet. Das können andere Filme aber auch und besser. Selbst der von uns kritisierten Life, hatte mehr klassischen Alien-Horror als Alien: Covenent.
Der neue Alien Film ist alles andere als schlecht. Es ist nur etwas enttäuschend. Alien: Covenant hat Mainstream-freundliche Action, Mainstream-freundliche Philosophie und eine vorhersehbare Story. Scott ist immer noch einer der besten Regisseure in Hollywood und so sieht alles auch besser auch als in vielen anderen Filmen.
Die Wahl der Schauspieler gilt auch als Stärke von Scott. Katherine Waterston (bekannt aus Fantastische Tierwesen) und Danny McBride (sonst eher durch Kiffer-Komödien bekannt) spielen die menschlichen Hauptfiguren des Films und sind dem Zuschauer direkt sympathisch. Die eigentliche Hauptfigur des Films ist aber der von Michael Fassbender verkörperte Android, der auch der Mittelpunkt der philosophischen Aspekte des Films ist. Ist er menschlich oder doch unmenschlich? Ist er vielleicht sogar übermenschlich? Wie dem auch sei: Allein die Tatsache, dass wir uns die Frage stellen, zeigt: Fassbender ist einer der beste Schauspieler in Hollywood. Der Zuschauer darf sich freuen, dass er sich nicht zu fein für Genre-Kino ist.
Alien: Covenant ist leichter zugänglich als Prometheus. Seine Geschichte und seine Action sind mehr an ein allgemeines Publikum gerichtet als an Science-Fiction Fans. Wer nicht zu viel erwartet, wird von dem handwerklich gut produzierten Film auch unterhalten werden. Aber eigentlich wünscht man sich von Ridley Scott mehr Risiko. Lieber ein etwas abgefahrener Prometheus mit vielen Macken, als ein sauberer Alien: Covenant, der versucht es allen Zuschauern recht zu machen.
Unseren Artikel mit den 8 Fakten die man vorm Schauen von Alien: Covenant wissen sollte findet ihr hier.
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