Alleinerziehende stehen vor einer besonderen Herausforderung, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, denn sie müssen ihren privaten und beruflichen Alltag alleine planen, organisieren und meistern. Dabei müssen sie allen Beteiligten – dem Kind bzw. den Kindern, dem Arbeitgeber, eventuell noch dem ehemaligen Lebenspartner sowie sich selbst – gerecht werden und verzweifeln dabei oftmals an den Anforderungen, die an sie gestellt werden.
Die alleinerziehenden Elternteile können den vielfältigen Anforderungen nur dann gerecht werden, wenn sie entsprechende Unterstützung durch eine qualitativ und quantitativ hochwertige Kinderbetreuung erhalten, verständnisvolle Vorgesetzte haben und auf Unterstützungsnetzwerke wie Freunde, Verwandte, Alleinerziehendentreffs etc. zurückgreifen können. Neben der Alltagsproblematik weisen Alleinerziehende außerdem ein erhöhtes Armutsrisiko auf. Der Anteil der Alleinerziehenden-Haushalte, die ihren Lebensunterhalt überwiegend aus Erwerbstätigkeit bestreiten, ist wesentlich geringer als bei Zwei-Eltern-Haushalten.
Mehr Unterstützung
Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit in Trier 889 Alleinerziehende gemeldet – davon 658 Bedarfsgemeinschaften aus dem SGB II Bereich und 157 im SGB III Bereich. Die Geschäftsführerin des Jobcenter Trier Stadt Frau Wallrich stellt die Zielgruppe der Alleinerziehenden daher sehr stark in den Fokus der arbeitsmarktpolitischen Förderung: „Alleinerziehende brauchen zusätzliche Hilfen, um dauerhaft eine finanzielle Unabhängigkeit von staatlichen Transferleistungen erlangen zu können. Dabei spielt eine gute und ausreichende Kinderbetreuung eine große Rolle, denn nur wer sein Kind gut versorgt weiß, kann sich auch auf seine eigene Arbeit ausreichend konzentrieren und den Anforderungen einer beruflichen Tätigkeit gerecht werden. Für uns ist es daher wichtig, gemeinsam mit Trägern wie dem Palais e.V. zur Verbesserung der Situation für Alleinerziehende einen Beitrag zu leisten.“
Das Jobcenter Trier Stadt bietet in Kooperation mit dem Palais e.V. unterschiedliche Projekte und Maßnahmen zur Unterstützung, Aktivierung und Förderung von Alleinerziehenden an. In der Beratung, Begleitung und Betreuung stehen neben den Themen der Berufsorientierung, Stellensuche und Bewerbungsaktivitäten vor allem Themen der Kinderbetreuung und -versorgung sowie psychosoziale Belastungssituationen im Vordergrund.
Meist reichen vorhandene Betreuungsstrukturen nicht aus, um der von einem Arbeitgeber oftmals geforderten zeitlichen Flexibilität zu entsprechen und somit auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Hinzu kommt, dass Betriebe sich häufig mit Themen wie Teilzeitausbildung nicht ausreichend auskennen. Alleinerziehende haben es im Bewerbungsverfahren daher besonders schwer, da oftmals Fragen zur Kinderbetreuung in Krankheit und/oder Ferienzeiten im Fokus stehen. Können diese nicht in ausreichendem Maße beantwortet werden, hat die Bewerberin oftmals trotz fachlicher Qualifikation keine Chance.
Neben der individuellen Arbeit mit den Alleinerziehenden steht daher auch Aufklärungs- und Informationsarbeit auf der Agenda. Denn nur wenn alle Einrichtungen und Betriebe flexibel und individuell auf die Situationen der Alleinerziehenden reagieren, können Integrationen dauerhaft erfolgreich gestaltet werden.
Ein gelungenes Beispiel
Jennifer, 23 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern, wurde im Projekt Aktivierung Alleinerziehende des Palais e.V. betreut. Bereits in der Anamnese erzählte Jennifer von ihrer Ausbildung als Köchin, die sie im dritten Lehrjahr abbrechen musste, weil sie schwanger wurde. Jennifer äußerte den Wunsch ihre Ausbildung zur Köchin wieder aufnehmen und beenden zu wollen.
Eine Ausbildungsstelle in Teilzeit, die mit der Kinderbetreuung kompatibel ist, ist jedoch in einem gastronomischen Betrieb schwierig zu finden. Im Rahmen eines Praktikums in der Küche des Café Balduin des Palais e.V. zeigte Jennifer ein hohes Maß an Motivation und Engagement, so die Mitarbeiter die Entscheidung trafen, eine zusätzliche Ausbildungsstelle im Café Balduin einzurichten.
Die Entscheidung wurde vom Jobcenter Trier unterstützt und mit einem monatlichen Ausbildungszuschuss gefördert, so dass Jennifer nun zum 1. August ins dritte Lehrjahr einsteigen konnte.
„Ich freue mich sehr über die Chance und die Möglichkeit, die ich hier erhalten habe, aber ich habe auch ein wenig Angst vor den Anforderungen, die auf mich zu kommen.“ Um Jennifer auch während der Ausbildung weiterhin zu unterstützen, wird sie auch zukünftig durch den Azubi-Coach des Palais e.V. begleitet. Auf diese Weise kann sie darin unterstützt werden ihren Alltag mit Familie und Ausbildung zu organisieren und den Anforderungen gerecht zu werden.
Kommentar verfassen