Der Bierbotschafter und Biersommelier Andy Gniffke wurde, wenn auch verspätet, wie er uns erzählte, durch seine Leidenschaft gepackt. Mittlerweile ist er ein bekanntes und aktives Mitglied der Trierer Bierszene. Im Interview sprach er mit uns über seine Ausbildung, Wasser, Bierkarten und über das Risiko, häufig Alkohol zu trinken.

5vier.de: Hallo Andy. Wir treffen dich hier in der Craftprotz Kreativbierbar in deiner Funktion als Biersommelier und Bierbotschafter. Erkläre uns zunächst bitte mal, was genau das bedeutet.
Andy Gniffke: Der Bierbotschafter ist ein möglicher erster Schritt auf dem Weg zum Biersommelier. Im Januar letzten Jahres fand der Kurs im Blesius Garten statt und ich habe ihn mit Freunden aus der Trierer Bierszene absolviert, um uns einfach noch mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht und einen ganz neuen Blick auf Bier eröffnet, allein wenn man an das Thema Foodpairing denkt oder an Sensorik.
Und weil es so viel Spaß machte, wollte ich das unbedingt weitermachen. Aufgrund von Corona war das aber etwas schwierig. Sozusagen auf dem letzten Drücker, kurz bevor wieder alles dichtmachen musste, habe ich dann bei Doemens [Fachakademie für Brau- und Getränketechnologie, A. d. R.] in der Nähe von München noch den Abschluss zum Biersommelier machen dürfen.
Andy Gniffke hat 2 Biertitel erworben
Muss man da ein Projekt vorstellen oder eine Prüfung bestehen oder wie läuft das ab?
Die Vorstellung eines Bierprojekts ist einer der Prüfungsteile. Mein Thema war Wein und Bier, beziehungsweise wie man Bier in einer Weinstadt verkauft. Das passt natürlich nach Trier und dieses Thema möchte ich hier generell vorantreiben. Dann gibt es noch eine praktische Prüfung, bei der man Biere zuordnen muss, die sich sehr ähnlich sind. Eine Klausur muss man dann auch noch ablegen, damit ist dann der theoretische Baustein abgedeckt.
Beim Sommelier verläuft es ähnlich, es geht aber noch mehr in die Tiefe. Da ist der theoretische Teil deutlich umfangreicher und es fühlte sich sehr ungewohnt an, nachdem die Schul- und Unizeit schon so lange vorbei ist. Aber trotzdem hat das wieder sehr viel Spaß gemacht. Das Highlight war, dass wir in der Brauerei Riegele in Augsburg ein Bier brauen durften.
Es gibt einige Weiterbildungsmöglichkeiten
Und wem das nicht genug ist, kann dann noch den Kurs zum Master of Beer absolvieren. Das ist natürlich kein regulärer Masterstudiengang, aber inhaltlich geht es schon in den akademischen Bereich. Außerdem gibt es für Sommeliers Wettbewerbe wie Deutsche Meisterschaften und Weltmeisterschaften.
Und was kannst du der Menschheit als Biersommelier bieten? Warum sollte man Andy Gniffke buchen?
Als ich mit den Weiterbildungen begann, habe ich mir eigentlich keine Ziele gesetzt, was ich mit den Abschlüssen machen möchte. Durch Kontakte habe ich dann die Gelegenheit bekommen – zunächst aus purem Eigennutz – das Craftbier-Sortiment in einem Supermarkt aktiv mitzugestalten. Da unterstütze ich das Team vor Ort bei Einkauf und Organisation und veranstalte seit einigen Jahren im Markt Tastings mit den Bieren aus dem Sortiment. Craftbiere verkaufen sich nicht von allein, der Kunde muss herangeführt und dafür sensibilisiert werden, das hohe Qualität eben einen gewissen Preis haben muss. Hierfür biete ich auch Mitarbeiterschulungen an, damit Fragen beantwortet und dem Kunden vor dem Regal aktiv geholfen werden kann, zum Beispiel wenn es ums Foodpairing geht.
Was bietet ein Biersommelier?
Mittlerweile betreibe ich außerdem meinen Bierblog. Er soll ein Platz sein, wo sich die Trierer Bierszene virtuell trifft und gegenseitig Ratschläge geben kann, vor allem auf Instagram oder Facebook. Über meine eigenen Dienstleistungen kann man sich außerdem auf https://biersommelier-trier.de/ informieren. Man kann mich dort auf Honorarbasis für diverse Dinge wie beispielsweise Beratungen, Tastings, Foodpairings buchen. Ich bin für alle Vorschläge offen, egal ob privat, für Unternehmen, Vereine, Gruppen oder Einzelpersonen, online oder offline. Man kann mich einfach kontaktieren und wir besprechen, wie ein schöner Abend gestaltet werden kann.
Klar, mit Alkohol können viele Menschen einen schönen Abend haben. Aber warum sollte man einen Biersommelier buchen? Welche Kompetenzen bringst du mit?
Mir geht es in erster Linie darum zu zeigen, dass Bier mehr sein kann. Die meisten Menschen haben schon mal Bier getrunken. Oder Wein. Beim Wein weiß man aber, wie groß die Vielfalt ist, was manchmal etwas abschreckend wirken kann. Beim Bier gibt es das so noch nicht, sondern es gibt noch wahnsinnig viel zu entdecken. Und das ist die Aufgabe eines Bierbotschafters. Bier muss qualitativ hochwertig sein, es existieren so viele kleine Betriebe, die eine riesige Vielfalt bieten. Dazu gibt es ganz unterschiedliche Traditionen des Brauens in den verschiedenen Regionen oder Ländern.
Wasser ist entscheidend für gutes Bier
Allein was man aus den vier Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser machen kann, ist unglaublich. Es gibt unzählige Malze, die man ganz unterschiedlich behandeln kann. Es gibt hunderte Hopfen- und ebenso viele Hefesorten. Vor allem das Wasser ist total unterschätzt. Ein Großbetrieb wie die Bitburger Brauerei betreibt enormen Aufwand, damit das Wasser immer die gleiche Qualität hat, denn das „natürliche“ Wasser ist eben nicht immer gleich. Das alles beeinflusst den Geschmack.
Ich sehe noch großes Potential, aktiv auf die Gastronomie zuzugehen und dort Beratung anzubieten. Weinkarten sind etwas normales, Bierkarten aber in Deutschland immer noch eine Seltenheit. In Belgien ist das ganz anders, es herrscht eine riesige Vielfalt. Auch dort werden zwar überwiegend „Standardbiere“ konsumiert, aber die Spezialbiere sind viel verwurzelter. Bier und Wein existieren dort gleichberechtigt nebeneinander. Bei uns ist der Blesius Garten was das angeht noch eine löbliche Ausnahme.
Du bist aber nicht hauptberuflich Bierverkoster. Erzähle uns bitte mal was du sonst so machst, woher du kommst und wie der Weg dich zum Sommelier geführt hat.
Ich bin nach der Schule 1996 von Koblenz nach Trier gezogen, um hier Germanistik und Geschichte zu studieren. In Luxemburg habe ich danach mit einer Arbeit über mittelalterliche Namenkunde meinen Doktor gemacht. Dann habe ich erst einmal einige Zeit im journalistischen Bereich gearbeitet und bin jetzt seit zehn Jahren in einer Software-Firma in Luxemburg im Bereich Kundenbetreuung und Marketing angestellt.
Den Ruf des Bieres hat Andy Gniffke erst verspätet ereilt
Die Leidenschaft zum Bier hat mich verspätet erwischt. In Koblenz bin ich mit Königsbacher sozialisiert worden. So wie man hier hauptsächlich mit Bitburger sozialisiert wird. Als ich umzog, hat gerade die letzte Trierer Brauerei, die Löwenbrauerei, den Betrieb aufgegeben. In Kneipen gab es gefühlt ausschließlich Bitburger oder Karlsberg. Das fand ich langweilig, daher begann ich Viez zu trinken. Später folgte Wein, womit ich mich dann intensiver beschäftigte. Dort habe ich dann bereits einige Fähigkeiten erworben, zur Sensorik beispielsweise.
Als der Blesius Garten vor einigen Jahren sein 2. Bierfestival veranstaltet hat, habe ich eine neue Bierwelt kennengelernt. Das hat mich dann richtig gepackt. Ich habe darüber Leute kennengelernt und so kam ich immer mehr da rein. Wenn mich etwas richtig interessiert, möchte ich mich da reinarbeiten. Und so wurde das ein ernstzunehmendes und teilweise auch teures Hobby. Das wollte ich durch die Weiterbildungen zum Bierbotschafter und -sommelier bestätigen.
Durch die Kontakte, die ich in der wachsenden Bierszene knüpfen konnte, bekam ich mit, dass die Craftbeer-Community aus sehr coolen Leuten besteht. Ich fühle mich darin sehr wohl und bin seitdem „gefangen“. Und meine Tätigkeiten sind eine kreative Abwechslung zu meinem Beruf.
Wo bist du denn am aktivsten unterwegs? In deinem Blog oder woanders?
Am meisten bekommt man bei Instagram von mir mit. Dann bin ich sozusagen Stammgast beim Digital Tasting von Craftprotz. Ich bin sehr stolz, bis Februar habe ich noch keines verpasst. Leider ist meine Serie wegen eines anderen Tastings gerade unterbrochen worden, aber die schaffen das auch einmal ohne mich.
Der Stammgast beim Digital Tasting
Die Digital Tastings sind sehr gefragt. Dort werden in der Regel sechs unterschiedliche Biere vorgestellt. Der Trend geht allgemein stabil in die Richtung des Craftbeers. Und immer mehr Menschen versuchen sich selbst als Hobbybrauer. Braust du auch eigene Kreationen?
Ich habe schon gebraut. (grinst) Was mich aber wahnsinnig genervt hat, war alles zu putzen und steril zu halten. Das Brauen an sich hat Spaß gemacht, aber das Aufpassen nicht. Ich überlasse das lieber denjenigen, die das wirklich gut können. Ich habe neuerdings eine Serie über Hobbybrauer in der Region. Da verkoste ich Biere aus der Gegend. Das machen wahnsinnig viele Leute mit ganz unterschiedlichen Ansätzen, nicht nur Craftbeer-Nerds. Denen möchte ich eine Plattform geben.
Nun ist es trotz allem Spaß so, dass Alkohol ein Suchtmittel ist. Wenn man sich damit haupt- oder nebenberuflich beschäftigt, ist das doch eine Gefahr für die Gesundheit.
Das ist eine der besonderen Themen, die man im Biersommelier-Kurs vermittelt bekommt. Es ist eine Grundaufgabe eines Sommeliers, zu vermitteln, dass Bier ein Genussmittel ist, das Gefahren birgt. Wer bewusst trinkt und genießt, entwickelt automatisch ein Bewusstsein für den Konsum. So können die negativen Folgen geringer gehalten werden.
Ich trinke sehr viele unterschiedliche Biere, (grinst) aber normalerweise trinke ich am Tag nur eines. Und das ganz bewusst. Bei Festivals und Events sieht das natürlich auch anders aus. Aber das wollen wir vermitteln: Bier kann faszinierende Geschmackswelten eröffnen, die man verpasst, wenn man es ohne nachzudenken einfach nebenbei konsumiert.
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