Jahrzehnte lange Bühnenerfahrung und mit der Musik groß geworden, blickt Triers Musiker Achim Weinzen auf ein taktvolles Leben zurück. Seine Hits mit rauchiger Stimme sind tiefgründig, authentisch und gefühlvoll. Im Interview mit 5vier.de gibt der Musiker nun einen tiefen Einblick in seine Anfänge, beäugt die Gegenwart und wagt auch einen Blick in die Zukunft.

Guten Tag Herr Weinzen! Die Frage – die man praktisch jedem Musiker stellt, wie kamen Sie auf die Musik?
Achim Weinzen: Als Fünfjähriger wollte ich unbedingt Gitarre spielen lernen, nachdem die Initialphase der musikalischen Berührung zwei Jahre vorher mit Heintje begonnen hatte. Da dies jedoch in den Augen meiner Eltern Teufelszeug und nur was für langhaarige Verlauste, für Junkies und lichtscheue Gestalten war, hatte ich die Auswahl zwischen Akkordeon und Posaune, eventuell hätte ich sie noch auf Saxophon runterhandeln können, woran ich wegen “weiße Segel im Wind Musik“ damals auch keine große Interesse hatte. Es blieb also bei der Quetschkommode, die ich in Ermangelung von Ska Polka und ähnlich etwas cooleren Songs in meinem Lern-Portfolio nach ca. drei Jahren in die Ecke warf. Das war es erstmal mit der Musikkarriere, Gitarre kam dann erst mit 16, motiviert von unserer Klassensprecherin, die im Englisch-Unterricht sozialkritische Songs spielte, (die dann danach unterrichtlich behandelt wurden), und mir zum „Anfixen“ ihre Gitarre ein paarmal in die Hand drückte.
Ein Eifeler Junge
Schnell zu Ihrer Person – was genau verbindet Sie mit Trier, wie und wo sind sie aufgewachsen?
Achim Weinzen: Ich bin aus der Eifel, unweit der Bierstadt Bitburg, wo ich geboren bin, in einem kleinen idyllischen 400 Seelen Dorf namens Sinspelt aufgewachsen. Dort war es aber damals schon immer zu eng – nichts los, logistisch unterirdisch, ein Eifeldorf eben, hübsch aber etwas langweilig. Nach Stellungsbefehl zur Bundeswehr und dem damit verbundenem Umzug nach Bayern und ein Jahr nach Köln, wusste ich, es muss sich was ändern – sofort, unverzüglich. Nach einer sechsjährigen Zwischenstation in Bitburg zog ich dann nach Trier, was ich von seinem Flair, seinen alten Mauern und doch seiner Überschaubarkeit und dem noch etwas zu spürenden provinziellen Touch, sehr liebe. Schon als kleines Kind an der Hand meiner Mutter fand ich Trier toll.

Die Bühne als Zuhause
Fast 40 Jahre haben Sie nun schon Bühnenerfahrung. Können Sie sich noch an Ihren allerersten Auftritt erinnern – wo war er und wie aufgeregt waren Sie?
Achim Weinzen: So schlimm es klingt, es sind sogar fast 50 Jahre, denn meinen ersten Auftritt hatte ich mit ca. acht Jahren in Neuerburg in der Pestalozzi Schule anlässlich einer Schulveranstaltung, und ich bin fast gestorben und hab mich auch tatsächlich einmal verspielt. Der erste Solo-Auftritt war mit 16 in einem Tanz-Kaffee in einem benachbarten Eifeldorf, wo ein Contest stattfand. Ich spielte „Massachusetts“ von den BeeGees und war völlig cool, warum weiß ich nicht mehr. Immerhin hat es für den zweiten Platz gereicht, mein ärgster Konkurrent und Erstplatzierter war ein semiprofessioneller schwarzer Sänger, der zu der Zeit schon seit Jahren in einer US-Militärband sang. Dies hat mich also nicht wirklich überrascht oder runtergezogen. Ich denke, ich kenne meine Grenzen und bin (manchmal leider) gnadenloser Realist. Schließlich kam dann die erste Tanzband und Gigs ohne Ende, da verliert man schnell das Lampenfieber.
Eines Ihrer bekanntesten Lieder heißt TRIER. Eine Liebeserklärung an Ihre Stadt. Wie kam es zu diesem Lied – gibt es darüber eine Geschichte?
Achim Weinzen: Keine spektakuläre Geschichte. Wie eben schon erwähnt, liebe ich die Stadt seit Kinderbeinen, natürlich gibt es aber auch hier Schattenseiten. Der initiale Gedanke für das Lied ist mir wirklich auf dem Fahrrad gekommen, als ich an einem wunderbaren Sommertag an der Mosel unterwegs war und der Rest war dann ob meiner Begeisterung kein Problem mehr.
Gefühle und Gedanken
Wenn Sie Musik machen, ganz egal wo und auch welche Richtung. Was fühlen Sie dabei?
Achim Weinzen: Das ist das tollste Gefühl überhaupt. Es geht zwar auch um die Umsetzung der eigenen Gedanken, die musikalisch eingebettet übermittelt werden. Jedoch ist beim Covern, alleine oder in 2er, 3er Kombi oder als Band das Gefühl, Menschen mit etwas so einzigartigem wie Musik zu begeistern, überwältigend. In einer Band oder Kombi setzt dann das Gemeinschaftsding oft noch eins drauf. Es ist faszinierend zu sehen welche Kraft Musik besitzt, wie sie Menschen beeinflusst, begeistert, nachdenklich, fröhlich oder eben auch aggressiv machen kann.
Aktuell darf man sich auch auf Ihr neues Album freuen. Was erwartet die Hörer in diesem Album?
Achim Weinzen: Sehr persönlich, autobiographisch, teils schwere Kost, zum Zuhören, u.a. Problemthemen, aber wie immer, lauter Dinge mit denen jeder Mensch tagtäglich mehr oder weniger befasst ist und sich rumschlagen muss. Teils sehr sparsam instrumentiert, je nach persönlichem Gusto und Stimmung des jeweiligen Songs, teils aber auch richtig “fett„ und bombastisch arrangiert. Alles auf deutsch und es wird hin und wieder etwas Wortmalerei betrieben (lacht). Das Genre ist nicht festgelegt, es geht von Pop, bluesig über Country bis hin zu Singer Songwriter, irgendwie von vielem ein bisschen. Ich denke mit Fug und Recht behaupten zu können, es ist nicht langweilig.
Liebe zu Trier…

In Ihrem Lied TRIER drücken Sie aus, wie wohl Sie sich in dieser Stadt fühlen. An welchen Plätzen fühlen Sie sich außerhalb des Liedes wohl – wo verbringt Achim Weinzen in Trier gerne seine Zeit?
Achim Weinzen: In den wunderschönen alten Bier- und Weingärten der Innenstadt, an der Mosel, in meinem Garten vor dem Haus mitten in der Stadt am Hauptmarkt und am Kornmarkt, da ist immer ein bisschen was los aber nicht stressig.
Sie selbst sind was für eine Person – bzw. wie könnt man Sie kurz und bündig beschreiben?
Achim Weinzen: Ein zufriedener Mensch, dem eigentlich nichts fehlt. Der viel Glück im Leben hatte und das auch zu schätzen weiß, teilweise angekommen und doch ein ewig Suchender, der glaubt das die Phase, in der das Leben Überraschungen bereithält, nie endet.
Was machen Sie noch außerhalb der Musik, gibt es sonstige Hobbys in Ihrem Leben?
Achim Weinzen: Sport, aber nicht übertrieben, alles was sich so bietet, saisonal angepasst. Und ich liebe Frauen (lacht), (die Geschworenen mögen diese Bemerkung bitte mit einem Zwinkern sehen).
Sorgen dank Corona…
Trier durchläuft derzeit ja leider keine schöne Zeit, geschuldet dem Virus. Wie groß sind Ihre Sorgen was ihre Stadt angeht?
Achim Weinzen: Natürlich ist Trier eine verhältnismässig kleine Stadt mit verhältnismässig kleiner Infrastruktur. Einige der eben auch verhältnismässig kleinen Läden werden diese Krise, die ja ewig dauert und einfach nicht enden will, nicht überleben, das ist sehr traurig. Denn die Alteingesessenen gehören zum Stadtbild, man will da auch nichts Moderneres o.ä., ausserdem sind viele besitzergeführte Betriebe einfach quasi Inventar. Ich selbst hab ja nichts zu befürchten aber um die, die ihre Existenz verlieren werden, tut es mir natürlich sehr leid.
Wie könnte man die Kulturszene in Trier noch ausbauen bzw. optimieren – hätten Sie als “alter Hase“ da ein Rezept?
Achim Weinzen: Das ist nicht mein Metier, es wird aber schon sehr viel auf den Weg gebracht und als Musiker hilft man, indem man Initiativen gründet und auch öfter mal umsonst für die Sache musiziert. Ansonsten ist Trier tatsächlich was Kultur betrifft noch etwas im Dornröschenschlaf. Da könnten die Stadtväter mal raushelfen, indem Kultur einfach eine andere, wichtigere Rolle zukommt. Aber ansonsten passiert schon einiges hier aber wie gesagt, dass Meiste durch persönliche Initiativen angeschoben. Das Problem, man kann Kultur weder essen noch trinken. Wenn man allerdings mal soweit wäre – sie als Seelennahrung zu sehen, wären wir vielleicht schon einen Schritt weiter (lacht).
Worauf freuen Sie sich am meisten im Jahr 2021?
Achim Weinzen: Auf die heißersehnte Öffnung der Gastronomie (nicht nur Außenbetrieb, sondern auch innen) und damit verbunden, dass es hoffentlich bald wieder losgeht mit öffentlichem Leben und mit Musik.
Okay Herr Weinzen, ich danke Ihnen für das sehr offene und ehrliche Interview und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und viel Gesundheit!
Achim Weinzen: Danke ebenfalls!
André Mergener
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