Schon seit Jahren gelten AnnenMayKantereit als eine der bekanntesten Singer-Songwriter-Gruppen Deutschlands, die auch Erfolg über die Landesgrenzen hinaus haben. Besonders sticht die Stimme von Sänger Henning May heraus, die das Einzigartige des Quartetts ausmacht. Am Dienstag füllten sie die Arena Trier bis auf den letzten Platz.
Trier. Wenn sich die Fahrzeuge entlang an den Zufahrtsstraßen zum Verteilerkreis am späten Abend stauen, muss ein besonderes Event in der Arena Trier die Massen locken. Diese Woche war es wieder so weit. Mit AnnenMayKantereit gastierte eine der bekanntesten und beliebtesten Formationen der Republik in Trier – zum ersten Mal, wie Sänger Henning May feststellte. 5.800 Menschen gaben sich die raue, tiefe Stimme und die musikalische Variabilität des Quartetts.
Drei Namen, fünf Musiker
Drei Namen, vier Bandmitglieder, fünf Musiker: was für die treuen Fans leicht zu erklären ist, erschließt sich dem Gelegenheitshörer nicht auf Anhieb. AnnenMayKantereit gründete sich im Jahre 2011 durch die Namensgeber Christopher, Henning und Severin. Kurz darauf stieß ein weiterer Musiker dazu, der 2014 vom jetzigen (festen) Mitglied Malte Huck ersetzt wurde. Und als ständiger Gastmusiker ist Ferdinand Schwarz mit am Start – der Einzige, der an diesem Abend namentlich vorgestellt wurde.
AMK stehen für zeitgemäße Texte, in denen sich viele Zuhörer wiederfinden können. Liebe, Trennung, Familie, Feiern – gerade die „nachwachsenden“ Generationen bilden den Stamm der Anhänger. Doch greift die Reduzierung als Studenten-Band deutlich zu kurz, was man auch in den Menschenmengen erkennt. Jedes Alter ist vertreten, viele Pärchen, Einzelbesucher und große Gruppen – alles fand sich wieder.
Den Abend eröffneten Leoniden. Die 5-köpfige Band aus Kiel, die mit Kids im vergangenen Jahr sowohl im Radio als auch in TV-Shows sehr präsent waren, schafften einen guten Einstieg mit modernem Sound zwischen Alternative Pop und Elektro. Leider war das Kuhglockenspiel des Sängers Jakob Amrs während seines Stagedives nicht zu hören, was wohl das Highlight ihres selbstbewussten und lebhaften Auftritts bedeutet hätte. Nichtsdestotrotz brachten sie die passende Stimmung ins Haus, mit dem Hinweis, dass man sie auch diesen Sommer in kleinerem Ambiente in Trier sehen kann.
Mehr Musik als Show bei AnnenMayKantereit
Um 21 Uhr war es dann soweit. Ungewöhnlich unspektakulär betrat die Stammformation die Bühne, ganz ohne Intro. Die Musik stand im Vordergrund, nicht die große Show. Verständlich, denn das musikalische Talent der Musiker, dass sie an verschiedensten Instrumenten zeigten, wusste zu überzeugen. Henning May startete mit seiner kraftvollen Stimme an der Ukulele mit Marie. Und schon sprang der Funken über.
Es wurde viel über das andere Geschlecht gesungen, aber auch über Tod und Politik. Nach wenigen Liedern wurde die noch abgehangene Bühne geöffnet, im Hintergrund eine weiße Wand, gebildet aus vielen kleinen weißen Elementen. Sie diente nicht nur als Live-Videokulisse, sondern auch als Vergegenwärtigung der Barriere, die reich und arm voneinander trennt. Der irritierende, fast schon verstörende Text und das passende Video dazu bildeten den Kontrast zu den sonst oft seichten oder tanzbaren Songs von AnnenMayKantereit.
AnnenMayKantereit macht glücklich
Diese luden zum Mitsingen und -tanzen ein. Spätestens bei Oft gefragt kann kaum noch jemand darauf verzichten. Zum Ende folgten die weiteren großen Hits Pocahontas und Barfuß am Klavier. Nur kurz unterbrochen mit einem neuen Lied, was fernab der Bühne performt wurde und somit die (auch gefühlte) Distanz in der ausverkauften Arena zumindest kurz ein wenig verringerte. Die letzte Zugabe Ich geh heut nicht mehr tanzen bildete ein passendes Finale, dass die zahlreichen Zuschauer mit einem guten Gefühl nach Hause gehen ließ – sofern sie nicht noch länger im Stau gefangen waren.
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