Die TBB Trier startet in die Basketballbundesliga gegen die Löwen Braunschweig. Für die TBB ist es eine besondere Saison. Zum einen feiert der Verein Jubiläum im Basketballoberhaus, zum anderen hat die TBB vor der Saison Leistungsträger abgeben müssen. Notorisch ist das Budget an der Mosel knapp und die Kunst wird sein, wie schnell Coach Rödl die Neuverpflichtungen in den Kader integrieren und eine schlagkräftige Truppe formen kann. Die Vorbereitung liefert erste Einblicke.
Trier. Lange sehnten sich Verantwortliche und Fans der TBB Trier nach der kommenden Saison. Jetzt steht sie endlich vor der Tür. Am Tag der deutschen Einheit wird der Start in der heimischen Arena gefeiert. Diese Spielzeit ist eine besondere: Sie vervollständigt die vierteljahrhundertjährige Zugehörigkeit im deutschen Oberhaus. Das möchte der Verein entsprechend über die gesamte Saison zelebrieren.
Besondere Veranstaltungen wie die Streetball-Tour durch die Großregion, ein Public Viewing der historischen Partie gegen ALBA Berlin oder die Aktion „Trier Strickt“ – das Jubiläumsjahr soll ein besonderes werden und die ganze Stadt mit einbeziehen.
Optimismus vs. Pessimismus
Sportlich könnte die Saison 14/15 eine schwierige werden. Die individuell stärksten Kräfte haben sich anderen Bundesligisten angeschlossen. Mit Andreas Seiferth und Trevon Hughes verlassen die beiden ersten Offensiv-Optionen und damit statistisch etwa 27 Punkte, 9 Rebounds und 4,5 Assists die Mannschaft. Dass diese nicht einfach ersetzt werden können, war mit Sicht auf das chronisch kleine Budget zu erahnen.
Als auch noch bekannt wurde, dass die TBB die Lizenzauflagen nicht wie in den vergangenen Jahren ohne Auflagen oder Bedingungen bekommt und der Vertrag mit dem Hauptsponsor aufgelöst wird, machten sich Sorgen im Umfeld der AG breit. Könnte das fünfundzwanzigste auch das vorerst letzte Bundesliga-Jahr werden?
Neu dazu kamen Marko Lukovic (22) und Adin Vrabac (20), beide haben ihr Handwerk in der „jugoslawischen Schule“ gelernt. Technisch gut ausgebildet wollen sie in Trier ihr Potential mit ordentlich Spielzeit weiter ausschöpfen. Die Verträge dauern drei beziehungsweise sogar vier Jahre. Das Konzept, Kontinuität herzustellen und Talente voran zu bringen, wird somit aufrecht erhalten.
Seit 2010 steht nun Headcoach Henrik Rödl an der Seitenlinie. Seine Idee, mit jungen unfertigen Spielern in die Saison zu gehen ist nicht risikolos, bis heute funktioniert sie aber erfolgreich. Dabei soll sich dieses Jahr nochmal mehr als vergangenes auf die Tugenden Teamplay, leidenschaftlicher Einsatz und Identifikation besonnen werden. Es soll keiner herausstechen, sondern die Lasten auf mehrere Schultern verteilt werden. Die Vorbereitungsergebnisse lassen vermuten, dass dies bislang gut funktionierte. Auch gegen namhafte Gegner gab es enge und siegreiche Partien, in denen regelmäßig mehrere aus dem Kader zweistellig punkteten. Wenn man das auch in der Bundesliga umsetzen kann, werden einige Gegner vor schwierige Aufgaben gestellt werden und vielleicht auch wieder der ein oder andere Überraschungssieg herausspringen können.
Klar ist aber auch, dass es bei Rückschlägen richtig schwer werden kann. Verletzungspech wie in der Saison 13/14 oder Schwächephasen von Leistungsträgern wird das junge Team kaum kompensieren können. Außer den Veteranen Jermaine Bucknor, Jermaine Anderson und Kurzzeitverpflichtung Ricky Harris, der die Mannschaft voraussichtlich im November wieder verlassen wird, ist niemand älter als 25.
Doch wie in der Vergangenheit soll unter Rödl fehlende Erfahrung mit „Hustle“ und schnellem Spiel kompensiert werden. Der letzte Test gegen Vizura bewies, dass es funktionieren kann, aber nicht muss. Bei der knappen Niederlage zeigten die Akteure vielversprechende Ansätze. Doch Probleme bei elementaren Dingen wie dem Defensiv-Rebound waren unübersehbar. Das defensive Brett ist schon lange eine Baustelle, die wohl auch dieses Jahr bleiben wird. Wenn die Flügelspieler ihre Allroundqualitäten zeigen, könnten sie die Big Men bei der Reboundarbeit entlasten. Falls nicht, wird’s schwer.
Heimspiele vs. Auswärtsspiele
Apropos schwer: Die Anfangsphase der Saison hat es in sich. Schon in diesem Kalenderjahr kommen einige Topclubs in die Arena Trier. Artland Dragons, Baskets Bamberg, Bayern München, Baskets Oldenburg oder Alba Berlin setzen den Verein unter Druck, schon früh in der Saison vor allem auswärts zu punkten – gegen potentielle Konkurrenten um den Nichtabstieg wie den MBC, Göttingen und Crailsheim. Denn was der jungen Mannschaft richtig schaden wird, wäre ein Fehlstart in die Saison. Das würde wahrscheinlich die oben genannte Unruhe wieder aufflammen lassen.
Ohne die erste Partie zu überhöhen, ist das Aufeinandertreffen am 3. Oktober gegen die Basketball Löwen Braunschweig ein wichtiger Gradmesser. Dabei treffen die Mannen von der Mosel auf Ex-TBB’ler Dru Joyce, der im Sommer von Oldenburg dorthin wechselte. Auch bei den Raubtieren ist es nicht einfach, eine Prognose abzugeben. Nach dem Absprung des Namenssponsors fehlt auch dort Geld, allerdings stehen neben Joyce die erfahrenen Recken Immanuel McElroy und Derrick Allen im Kader der Niedersachsen.
Wer sich selbst überzeugen will, ob die Youngster gegen die Erfahrenen bestehen können, sollte spätestens um 17 Uhr seinen Platz in der Arena eingenommen haben. Mit der Hoffnung, dass das Jubiläum keine Ende, sondern eine Zwischenstation einer besonderen Geschichte vom Erstliga-Basketball in der ältesten Stadt Deutschlands bedeutet. (Manuel Maus)
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