Von Monika Pradelok (Text und Fotos)
Seit dem 26. August werden in der Grabenstraße 10-11 archäologische Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse gestern vorgestellt wurden. Dr. Joachim Hupe, Referent für Stadtarchäologie, stellte einen Teil des Fundspektrums vor, das einen Zeitraum von über 1800 Jahren umfasst. 5vier war vor Ort.
Sigillate aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, die metallisches Geschirr nachahmten. Gebrauchskeramik – sogenannte Belgische Ware – die lokal produziert wurde. Eine Amphorenscherbe sowie ein Henkelkrug aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Eine kleine, aber feine Auswahl an Funden, die nach Meinung von Hupe alle interessant sind. Doch eine lakonische Marmorplatte aus dem westlichen Peloponnes sei mit Abstand das interessanteste Ausgrabungsstück. Aber auch eine rotgestrichene Keramik aus dem 5. Jahrhundert zähle er dazu.
„Es sind im ersten Moment unscheinbare Funde, die uns aber wertvolle Hinweise auf Siedlungsaktivitäten geben“, hebt der Stadtarchäologe hervor. Neben den römischen Fundobjekten findet sich auch ein mittelalterliches Trinkgeschirr aus Stein wieder, welches über die Jahrhunderte stets verfeinert und später sogar geprägt wurde. So z. B. eine tönerne Wasserflasche – um genau zu sein – eine Sprudelflasche der Marke Gerolsteiner aus dem 19. Jahrhundert. Auch wenn es sich bei diesen Entdeckungen um keinen prunkvollen Goldschatz handele, so geben sie Aufschluss über die Menschen, die hier über vor fast 2000 Jahren siedelten sowie die städtebauliche Entwicklung.
Unter erschwerten Arbeitsbedingungen
„Das Grundstück ist für die mittelalterliche Geschichte hochspannend“, erklärte Dr. Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, in seiner Begrüßung. Denn normalerweise würde man immer römische Relikte erwarten. Zwar befinden sich unter der Ausbeute römische Siedlungsspuren, doch viel fesselnder seien die Einblicke in die mittelalterliche Geschichte.
Er betonte weiterhin, dass Ausgrabungen in der Innenstadt eine besondere Herausforderung für Archäologen darstellen, da sie zum einen unter beengten Verhältnissen arbeiten müssen. Zum anderen seien die Datierungen aufgrund der zeitlichen Überlagerungen immens knifflig. Je mehr Spuren von Menschen, die viele Jahrhunderte an ein und der selben Stelle siedelten, desto schwieriger sind sie auseinander zu halten.
Interessante Stadtgeschichte
Neben den unzähligen Artefakten gab es außerdem eine kleine Exkursion in die Stadtgeschichte Triers, die unter anderem die Überreste der römischen Ost-West-Straße thematisierte. Denn unter der Sohle der ausgegrabenen Kelleranlage in der Grabenstraße 10-11 wurden ein mit Flusskies geschotterter Straßendamm sowie Muschelkalkplatten aufgedeckt. Aber auch die mittelalterlichen Spuren sind bemerkenswert. So fanden die Archäologen weiterhin einen gotischen Keller mit „einer Grundfläche von ca. 6,95 x 6,95 Metern“. Das spätmittelalterliche Kreuzgratgewölbe, das auf einem zentralen Sandsteinpfeiler ruhte, sollte ursprünglich in den Neubau integriert werden. Dies lässt sich jedoch aufgrund der statischen Instabilität nicht umsetzen. Und auch die Geschichte der „Ludolfschen Mauer“ wurde angeschnitten, die die Domstadt des Erzbischofs mit eigener Gerichtsbarkeit von der weltlichen Stadt abgrenzte. So wurde ein Teil einer historischen Mauer bei der Ausgrabung freigelegt, die sich in der Fluchtlinie der „Ludolfschen Mauer“ befindet.
Selber entdecken
Es passiert nicht alle Tage, dass sich einem die Möglichkeit bietet, in die Nähe einer archäologischen Ausgrabungsstätte zu kommen. Noch viel rarer ist es, wenn man diese besichtigen kann. Im Rahmen der Sonderausstellung “Tatort Archäologie – Spurensuche im Boden” am Rheinischen Landesmuseum Trier, die bis zum 12. Januar 2014 dort zu sehen ist, bekommen Interessierte am 17. sowie 20. Oktober die Gelegenheit, das Grabungsareal in der Grabenstraße 10-11 zu betreten. Zudem erhält man einen Einblick in die Arbeit von Archäologen, Grabungsleitern sowie Restauratoren.
[statistik]
Für die Besichtigung ist eine Anmeldung erforderlich (0651-9774-0), da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Die erste findet am Donnerstag, 17. Oktober um 17 Uhr statt, während der zweite Termin am Sonntag, 20. Oktober um 15 Uhr wahrgenommen werden kann.
Die Teilnahme ist kostenfrei und dauert voraussichtlich 45 Minuten. Festes Schuhwerk ist ein Muss.
[/statistik]
Kommentar verfassen