Rund um den internationalen Gedenktag am 27. Januar, an dem an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird, gibt es in Trier eine Reihe von Angeboten, die vom Stadtrat unterstützt werden. Eines ist die Wanderausstellung „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand während des Holocaust“. Die Ausstellung untersucht eine ganz besondere Fragestellung.
Im Mittelpunkt der Wanderausstellung des United States Holocaust Memorial Museum steht die Frage, wie der Holocaust überhaupt möglich war. Die zentrale Rolle von Hitler und anderen Führern der NSDAP ist unbestritten. Doch die Abhängigkeit dieser Täter von unzähligen anderen für die Durchführung der NS-Rassenpolitik ist weniger bekannt. Im nationalsozialistischen Deutschland und in dem von Deutschland dominierten Europa entwickelten sich überall – in Regierung und Gesellschaft – Formen von Zusammenarbeit und Mittäterschaft, wo immer die Opfer von Verfolgung und Massenmord auch lebten.
Die 21 Plakate umfassende Ausstellung untersucht die Rolle der gewöhnlichen Menschen im Holocaust und die Vielzahl von Motiven und Spannungen, die individuelle Handlungsoptionen beeinflussten. Diese Einflüsse spiegeln oft Gleichgültigkeit, Antisemitismus, Karriereangst, Ansehen in der Gemeinschaft, Gruppenzwang oder Chancen auf materiellen Gewinn wider. Die Ausstellung zeigt aber auch Personen, die den Möglichkeiten und Versuchungen, ihre Mitmenschen zu verraten, nicht nachgegeben haben und daran erinnern, dass es selbst in außergewöhnlichen Zeiten Alternativen zu Kollaboration und Täterschaft gibt. Die Ausstellung wird durch lokale Informationstafeln angereichert. Zu sehen ist sie vom 17. Januar bis 25. Februar im Foyer der Stadtbücherei im Palais Walderdorff zu den Öffnungszeiten der VHS.
Die offizielle Eröffnung der Ausstellung mit Kulturdezernent Markus Nöhl und Dr. Thomas Grotum von der Universität Trier ist für Donnerstag, 20. Januar, 19 Uhr, im Raum 5 der VHS im Palais Walderdorff geplant. Historiker Grotum stellt an diesem Abend erste Ergebnisse aus einem regionalen Forschungsprogramm zu den Ereignissen in Trier um den 8./9. November 1938 vor. An diesem Abend gilt die 2G-Regel. Zutritt erhalten also nur Personen, die geimpft oder genesen sind. Interessierte werden gebeten, sich anzumelden (0651/718-1438 oder [email protected]).
Weitere Termine:
- Sonntag, 30. Januar, 11 Uhr, Rundgang: „Die Täter wohnten nebenan. Nazi-Täter und ihre Trierer Wurzeln.“ Start: Stadttheater, Veranstalter: AG Frieden.
- Sonntag, 13. Februar, 11 Uhr, Rundgang gegen das Vergessen: „Zivilcourage in der Nazizeit.“ Start: Porta Nigra. Veranstalter: AG Frieden.
PM – Stadt Trier
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Motivation ist wichtiger als Erfahrung!
Hans meint
Die zentrale Fragestellung, wie es zu diesen Verbrechen kommen konnte, konnte man – zumindest die Anfangsschritte – die letzten Monate live und in Farbe im Umgang mit den Ungeimpften miterleben. Es wurde eine umfassende Hetz- und Hasskampagne gegen diese Bevölkerungsgruppe gefahren, sie wurden als Todesengel, Sozialschmarotzer, Terroristen und Tyrannen beschimpft und gesetzlich diskriminiert und aus der Gesellschaft und Öffentlichkeit ausgeschlossen. Dies führte zu einem entsprechendem Echo in den sozialen Medien, in denen die Beiträge von Tränengas und Schlagstock gegen Demonstranten bis hin zu zu Zwangsarbeit, Lagern und Liquidierung reichten. Nicht auszumalen, wenn dieser Mob wirklich und vollumfänglich losgelassen worden wäre… Und es gab nur sehr wenige, die widersprochen haben, u.a. aus den oben genannten Gründen: „Gleichgültigkeit, Karriereangst, Ansehen in der Gemeinschaft, Gruppenzwang oder Chancen auf materiellen Gewinn… „. Erschreckend, diese Parallelen und wie schnell die bekannte Parole „Nie wieder!“ von Politik und Zivilgesellschaft in „Schon wieder…“ entwertet wurde. Die Erkenntnis reift: Es kann jederzeit wieder passieren! Und es sollte eigentlich klar sein: dies ist eine Feststellung und Warnung, keine Verharmlosung oder Relativierung des Holocaust.