Am Sonntag, 25. August, eröffneten Modedesignerin Ursula Schäfer-Wirth und Fotografin Melanie Reuß im Café Balduin, im Rahmen der Aktion „Rufus und Rufa“, ihre Ausstellung So, wie du bist zum Thema Inklusion. Modell für die ausgestellten Fotos waren 14 Jugendliche mit und ohne Handicap.
„‚Inklusion‘. Das ist doch ein Fremdwort“, stellte Ursula Schäfer-Wirth fest. Wenn man für etwas ein Fremdwort braucht, dann wird es in den Köpfen noch nicht mit Leben und Verständnis gefüllt sein, schlussfolgerte sie. Was bedeutet „Inklusion“ denn? Bedeutet es nicht eigentlich „gemeinsam, miteinander leben“? Wie sie mit ihrer Schwester zusammenlebte, die ebenfalls eine Behinderung hat oder mit ihrer alten Schulfreundin, die ihr anvertraut worden war, damit diese nicht auf die Sonderschule gehen musste. „Manchmal war es schon etwas mühsam, immer warten zu müssen. Warten, bis jemand die Treppe hinaufgestiegen war, obwohl man eigentlich weiter wollte“, erinnert Schäfer-Wirth sich. „Andererseits wurde man so immer wieder daran erinnert, dass man nicht alleine auf der Welt ist. Etwas, was viele im Produktiv-sein-müssen und Egoist-sein vergessen.“
Ihre Models für die Ausstellung zum Thema „Inklusion“ sind selbst Teil dieser. Auf ihre Frage hin, wer bei dem Fotoprojekt mitmachen wollte, meldeten sich die 14 Jugendlichen sofort begeistert. „Das war keine Selbstverständlichkeit“, weiß Schäfer-Wirth. Wer sieht sich schon gerne auf einem Foto? Und dann noch in einer Ausstellung?
Vorsichtig gingen jedoch nur die Initiatorin und die Fotografin an das Thema heran, die Jugendlichen waren sofort Feuer und Flamme. Und entspannt: „Ich war positiv überrascht, wie locker und freundlich alle waren, da gab es überhaupt keine Bedenken“, erzählt Fotografin Melanie Reuß. Dafür, wie bei jedem Shooting, versteckte Eitelkeiten.
„Ich hatte meinen Laptop dabei, damit man zwischendurch immer wieder Fotos gucken konnte.“ Doch nicht nur die Models, sondern auch Initiatorin Ursula Schäfer-Wirth brachten der 24 Jahre jungen, ausgebildeten Fotografin großes Vertrauen entgegen: „Sie hat sofort versucht, sich auf die Models einzustellen, sie kennenzulernen und so die Persönlichkeit einzufangen.“
Dieses Bestreben sieht man jedem einzelnen Foto an. Die Bilder wirken authentisch, echt, persönlich und lebensnah. Nichts Gestelltes, nichts Gekünsteltes, eben so, wie der Mensch auf dem Foto ist, so wie sie sind… Teil der Ausstellung sind aber nicht nur die Models, sondern auch die beiden Puppen „Rufus und Rufa“, der Römer und seine Frau, die zwei neuen Mitglieder der Souvenierkultur in Trier werden. Seit einiger Zeit saßen sie schon bei Frau Schäfer-Wirth in der Wohnung und warteten auf ihre Veröffentlichung, mit der Ausstellung ließen sich die beiden Aspekte nun verbinden. Mit Rufus und Rufa-T-Shirts ließen sich die Jugendlichen fotografieren und zeigten damit weit mehr als die beiden neuen Trierer, sie demonstrierten sich als Trierer. Als Teil der Stadt und ihres kulturellen Gutes, ihrer historischen Vergangenheit, sowie ihrer Gegenwart.
Für einen weiteren kulturellen Aspekt auf der Ausstellungseröffnung sorgten die jungen Nachwuchssänger rund um Musiker Daniel Bukowski: Sascha, Benni und Michael, die im Rahmen eines neuen Musikprogramms im Palais drei Songs gemeinsam einstudiert hatten. „Es hat einfach Spaß gemacht und das war ja auch Sinn der Sache“, so der 22-jährige Sascha. Für den 25-jährigen Michael bedeutet das Mitsingen noch etwas anderes: „Es ist einfach eine Herausforderung, ein neuer Abschnitt.“
So individuell, wie die Motivation zum Singen ist, so individuell sind auch die Fotos der Jugendlichen. Nur in einem sind sich alle einig: Eine rundum gelungene Eröffnung. „Jedes Leben ist individuell, jeder Mensch ist individuell und ich glaube, das ist das eigentlich Gemeinsame der Menschheit. Und je enger wir zusammenleben, umso weniger Berührungsängste kann es geben“, so Ursula Schäfer-Wirth.
5vier.de wünscht allen Beteiligten für die Ausstellung und die Versteigerung zugunsten des „Rollstuhl-Sportclub Rollis 1985 Trier e.V“ alles Gute!
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