Es gibt aktuell sicherlich dankbarere Aufgaben, als nach Ulm zu reisen. Das Team von Headcoach Thorsten Leibenath hat in der BBL aktuell drei Siege in Folge eingefahren – gegen Trier soll morgen (18:30 Uhr, ratiopharm Arena) der nächste Erfolg her.
Ulm/Trier. Wenn man rein nach der Statistik der letzten Spiele geht, könnte man ratiopharm Ulm schon vorab zum Sieger küren. Drei Siege in Folge, immer besser in Fahrt kommend und man darf zu Hause ran. Trier hingegen hat das Parkett in den letzten sechs Spielen lediglich einmal als Sieger verlassen – vor zwei Wochen beim Heimspiel gegen medi Bayreuth. Zudem haben die Moselstädter seit dem letzten Spiel in einer fragwürdigen Kategorie den Spitzenplatz erreicht: Man ist in der Offensive mit 70,4 Punkten pro Spiel das schwächste Team der gesamten BEKO BBL.
So einfach ist die Rechnung dann aber doch nicht. Die Schützlinge von Henrik Rödl präsentierten sich in den letzten beiden Begegnungen stark verbessert und treffen in Ulm auf ein Team, das im Rebound ebenfalls Probleme hat. Außerdem gehören die Trierer in der Defense zu den besseren Teams von Deutschlands Beletage.Weiterhin hat Ulm mit der Doppelbelastung aus EuroChallenge und BBL zu kämpfen. Hoffnung schöpft man sicher auch aus dem letztjährigen Erfolg in der ratiopharm Arena und den beiden Niederlagen, die Per Günther und Co. schon in dieser Saison zu Hause hinnehmen mussten.
Eben jener Günther laborierte zu Saisonbeginn an einer Knieverletzung und konnte erst am 5. Spieltag ins Geschehen eingreifen. Mittlerweile ist er wieder zu Topleistungen fähig, schoss Bonn am vorletzten Spieltag im Alleingang mit 29 Punkten ab. Im Saisonverlauf bringt es der Spielmacher auf 14,8 Punkte und 3,5 Assists pro Spiel. Eine überragende Saison spielt bislang Will Clyburn. Der us-amerikanische Modellathlet blüht in seiner zweiten BBL-Saison förmlich auf und dominiert nicht nur die Bretter mit 7,5 Rebounds pro Partie, sondern steuert auch noch 15,5 Punkte bei. Sollte der 2,01-Meter große Forward auch noch einen zuverlässigen Drei-Punkte-Wurf zu seinem Repertoire hinzufügen, bringt er das komplette Paket mit. Der seit Jahren von Verletzungen geplagte Tommy Mason-Griffin kann endlich wieder Basketball spielen, ist aktuell aber noch kein großer Faktor im Spiel der Donaustädter.
Auf den deutschen Positionen gibt es bislang Licht und Schatten. Adam Hess enttäuscht auf ganzer Linie, trifft nur 23,1 Prozent seiner Würfe von jenseits der 6,75-Meter-Linie. 2,6 Punkte in knapp neun Minuten Spielzeit sind für einen Mann seiner Klasse zu wenig. Auch Phillip Schwethelm blieb zu Saisonbeginn hinter den Erwartungen zurück, trifft aber wieder zuverlässig seinen Dreier (51,3 Prozent!). Neu im Team sind Tim Ohlbrecht, der mit 12,3 Punkten und 4,6 Rebounds pro Spiel die Erwartungen mehr als erfüllt und Isiah Philmore. Philmore ist us-stämmig und spielt nur eine geringfügige Rolle in der Rotation der Ulmer.
Auf den ausländischen Positionen sicherte man sich mit Boris Savovic und CJ Harris zwei Spieler mit BBL-Erfahrung. Während der Serbe Savovic, der vom Meister FC Bayern München an die Donau wechselte, die hochgesteckten Erwartungen vollends erfüllen kann, hat CJ Harris (6,8 Punkte pro Spiel) Probleme in seiner neuen Heimat. Im letzten Spiel stand Harris gar nicht im Kader, sondern der vor einigen Wochen wegen der „angespannten Personalsituation“ nachverpflichtete Guard Deonte Burton. Der athletische US-Amerikaner kam bislang auf zwei Kurzeinsätze, wartet aber noch auf seine ersten Punkte in der BEKO BBL.
Ebenfalls neu im Team und der BEKO BBL sind Power-Forward Maarten Leunen und Guard Jaka Klobučar. Auch hier gibt es wieder Licht (Klobucar) und Schatten (Leunen). Klobučar hat sich schnell zurechtgefunden und ist einer der Eckpfeiler der Ulmer Offensive. Der Slowene ist auch defensiv einer der besten Akteure in der Mannschaft von Thorsten Leibenath und wird wohl mit der Sonderaufgabe „Ricky Harris“ betraut werden. Leunen hat in einigen Partien enttäuscht, verwandelte aber am vergangenen Spieltag den Buzzer-Beater zum Sieg gegen die Eisbären Bremerhaven. Der Knoten beim wurfstarken Finnen (42,3 Prozent Dreier) könnte also geplatzt sein.
Auf Seiten der Moselstädter braucht man sich auch keine Hoffnungen zu machen, dass die Ulmer das eigene Team unterschätzen. „Mir macht es richtig Spaß, der Trier Mannschaft zuzusehen, denn man erkennt wieder die Handschrift von Henrik Rödl – seine Teams spielen immer hart und intensiv. Um Trier zu schlagen, müssen wir eine sehr gute Leistung zeigen. Wichtig wird sicherlich sein, dass wir Ricky Harris nicht zur Entfaltung kommen lassen. Wichtig ist aber auch, dass wir eine sehr gute und intensive Trainingswoche hatten“, äußert sich der Coach trotz des Saisonverlaufs positiv über den Kontrahenten.
So oder so wird es eine extreme schwere Auswärtsaufgabe für das junge Team von Henrik Rödl. Ulm verfügt über jede Menge Optionen in der Offensive und ist auch defensiv personell stärker aufgestellt als im Vorjahr. Damit man Chancen auf einen Auswärtssieg hat, muss wirklich alles passen und die Turnover abgestellt werden. „Das wird eine ganz schwere Auswärtsaufgabe gegen einen potenziellen Halbfinalteilnehmer in der BEKO BBL. Ulm hat in den letzten Wochen auch gut gespielt und verfügt über zehn sehr gute Spieler. Offensiv haben sie sehr viel Talent, sind unglaublich vielseitig und schwer unter Kontrolle zu kriegen“, macht Rödl keinen Hehl daraus, dass gegen Ulm alles stimmen muss. „Wir müssen die Ballverluste minimieren, weniger Fehler machen und dann haben wir vielleicht auch in Ulm eine Chance.“
Die Stimmung im Team sei laut Rödl gut, welcher der sieben ausländischen Spieler auf der Bank Platz nehmen muss wird laut dem Trierer Headcoach erst kurzfristig entschieden.
[statistik]
Die letzten drei Spiele des morgigen Gegners:
Walter Tigers Tübingen – ratiopharm Ulm 83:92 (S)
ratiopharm Ulm – Telekom Baskets Bonn 82:77 (S)
Eisbären Bremerhaven – ratiopharm Ulm 86:88 (S)
Tip-Off ist um 18:30 Uhr. Telekom Basketball überträgt ab 18:15 Uhr im Livestream.
[/statistik]
Kommentar verfassen