Krimi in der Ulmer Kuhberghalle – Ulm mit den stärkeren Nerven und dem besseren Stehvermögen – Trier erzwingt ohne Zwiener und Faßler zweifache Verlängerung – Joyce, Stewart und Bynum jeweils mit über 45 Minuten Einsatzzeit – John Bryant überragender Ulmer mit 27 Punkten und 18 Rebounds
Die Zuschauer in der Ulmer Kuhberghalle sahen im ersten Viertel ein extrem schnelles Spiel, das beim Stand von 20:20 endete. Dominiert wurde der Abschnitt auf Seiten der Ulmer vom effektivsten Spieler der Liga: Center-Hüne John Bryant kam schon in den ersten Minuten auf 11 Punkte und 6 Rebounds und bereitete den Trierer Centern reichlich Kopfzerbrechen. Doch schon nach wenigen Minuten hatte sich das Team von Henrik Rödl besser auf das Ulmer Tempo eingestellt und war im Spiel drin. Center George Evans erzielte mit einem Hakenwurf zum 16:17 die erste Führung für die Gäste, aber die Freude war nur von kurzer Dauer, weil der Ulmer Aufbauspieler Tommy Mason-Griffin kurz vor der Sirene den Ausgleich für seine Mannschaft erzielte.
Das zweite Viertel fing für Rödls Truppe vielversprechend an. Barry Stewart versenkte schon seinen zweiten Dreipunktwurf zum 22:23 Zwischenstand. Rückkehrer Daniel Fitzgerald, Sprungwunder Roderick Trice und Nationalspieler Per Günther hielten dagegen und brachten ihre „Spatzen“ mit 31:25 in Führung. Nach einem Alley-Oop von John Bynum auf Barry Stewart rief Gästetrainer Mike Taylor zur ersten Auszeit in Halbzeit Eins. Henrik Rödl forderte seine Spieler in dieser Unterbrechung vor allem zu mehr Geduld auf, mahnte ein schnelleres Umschalten vom Angriff in die Verteidigung an und wollte die vielen Schnellangriffe konsequent genutzt sehen. John Bryant interessierte die Trierer Taktik wenig, der Center schaltete und waltete vor der Pause, wie er wollte und brachte sein Team in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Coleman Collins mit 39:29 in Front. Eine sehr schnelle, gut funktionierende Verteidigung in Kombination mit Bryant unter dem Korb machte der TBB hier schwer zu schaffen. Joyce und Stewart konnten den Rückstand bis zur Halbzeit nur auf 43:34 drücken. Bryant hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 15 Punkte und 9 Rebounds auf dem Konto.
Nach der großen Pause kehrten die Trierer wacher auf das Parkett zurück und schafften durch zwei Treffer von Kapitän Dragan Dojcin und Center George Evans den Anschluss zum 45:40. Nach einem 10-2 Lauf der Gäste, die von Evans und Bynum jetzt wichtige Impulse erhielten, musste Ulms Coach Taylor seine Mannschaft beim Stand von 45:44 zur Auszeit rufen. Im Anschluss gelang es Dojcin sogar, die Führung zurück zu erobern (45:47), aber Dan Fitzgerald konterte eiskalt mit einem Dreier und brachte sein Team wenig später mit einem erneuten Dreier weiter in Front (53:49). In einer hektischen Phase musste der mit vier Fouls belastete George Evans auf der Bank Platz nehmen, hatte bis zu diesem Zeitpunkt aber bereits 14 Punkte und 5 Rebounds erarbeitet. Vor allem der Ex-Ulmer Dru Joyce versuchte, seine Mannschaft jetzt im Spiel zu halten (59:55), aber Fitzgerald blieb nervenstark, so dass Ulm mit einer 61:55-Führung in den Schlussabschnitt gehen konnte.
Im vierten Viertel ging es weiter auf und ab: Ulm baute die Führung aus, Trier kämpfte sich zurück, mit einem Drei-Punkt-Spiel und einem Dreipunktwurf war es weiterhin Joyce, der wichtige Impulse gab. Maik Zirbes brachte Trier mit einem Korbleger nochmals mit 70:71 in Front und legte in der folgenden Verteidigungssequenz mit einem starken Block nach. In einem sehr hektischen Spiel mit vielen Fehlern auf beiden Seiten ging es jetzt um alles: Barry Stewart war es, der mit zwei Freiwürfen zum 70:73 die Ausgangssituation für Trier noch verbesserte. Es sah jetzt sehr gut aus, für die TBB Trier. Doch Dan Fitzgerald hatte andere Pläne: Mit einem erneuten Dreier erzielte der US-Amerikaner den Ausgleich. Im letzten Angriff der regulären Spielzeit schaffte es Trier nicht mehr, zu punkten, so dass die Partie in die Verlängerung ging.
Die Begegnung blieb auch in den jetzt zu absolvierenden zusätzlichen fünf Minuten eng und extrem spannend: Kein Team schaffte es, auf mehr als drei Punkte davon zu ziehen, es entwickelte sich eine Nervenschlacht an der Freiwurflinie. Nationalspieler Per Günther vergab zweimal nacheinander für Ulm (78:77), George Evans erzielte im Gegenzug einen wichtigen Treffer für Trier (78:79), Günther traf jetzt beide Freiwürfe sicher (80:79), bevor Dru Joyce 7 Sekunden vor dem Ende der ersten Verlängerung an der Freiwurflinie die Chance hatte, Trier mit einem Punkt in Führung zu bringen. Aber der Trierer Anführer versenkte nur einen seiner beiden Versuche, beim Stand von 80:80 musste eine zweite Verlängerung die Entscheidung bringen.
Jetzt machte sich die größere Rotation der Ulmer „Spatzen“ endgültig bezahlt, auf Seiten der TBB schwanden die Kräfte. Bryant traf wichtige Freiwürfe, der ansonsten sehr unauffällige Robin Benzing punktete aus dem Feld (85:81), George Evans glich noch einmal aus (85:85), aber Joyce beging kurz darauf mit einem Offensiv-Foul sein fünftes Foul und musste vom Parkett. In einer jederzeit offenen Schlussphase siegte Ulm mit 90:85 gegen aufopferungsvoll kämpfende Trierer, die dem Kräfteverschleiß jetzt Tribut zollen mussten.
Henrik Rödl: „Es war ein unglaublicher Marathon, in einem Spiel, das keinen Sieger oder Verlierer verdient hat. Uns ist vielleicht etwas die Kraft ausgegangen und wir haben ein oder zwei schlechte Entscheidungen getroffen, aber es waren am Ende viele Kleinigkeiten, die das Spiel hätten entscheiden können. Es war heute eine Riesenchance, zu gewinnen. Aber wir haben alles gegeben und uns nichts vorzuwerfen. In der zweiten Verlängerung hatte ich das Gefühl, dass bei dem einen oder anderen die Beine schwer wurden. Eine Mannschaft muss ein solches Spiel gewinnen, und das war heute Ulm.“
Stewart (11 Punkte), Joyce (24), Dojcin (7), Bynum (18), Evans (18), Picard (0), Clay (0), Zirbes (7)
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