Seit Januar 2012 ist er in Trier – und eines der hoffnungsvollsten Talente für den hiesigen Basketball. Luca Breu spielt mit 16 neben dem NBBL-U19-Team der TBB bereits für die MJC Trier in der Herren-Regionalliga Südwest und durfte in Trainingseinheiten und Testspielen sogar schon bei den TBB-Profis rein schnuppern. Im Gespräch mit 5vier zeigte er sich erfrischend aufgeschlossen und erzählte von seinem Alltag zwischen Schule und Sport, seiner noch sehr jungen Karriere sowie seiner sportlichen Entwicklung. Und er erklärt, warum er dabei auch auf die Eigenschaften eines gewöhnlichen Schwammes setzt.
Ohne viel spezifisches Wissen über Lucas Qualitäten auf dem Basketball-Court zu haben, ist ein großer Pluspunkt doch nach nur wenigen Sätzen nicht zu überhören: In Anbetracht der Tatsache, dass er am 6. April gerade einmal die 17 Lenzen voll macht, verfügt er über eine erstaunliche Reife, deren Konsequenz etwas ist, was andere Talente bei allen sportlichen Fähigkeiten häufig zu spät oder nie an den Tag legen: Die professionelle Einstellung und das damit verbundene Wissen, dass Talent alleine nicht reicht, um den Sprung nach oben schaffen zu können. Man muss auch kontinuierlich und hart daran arbeiten. So erkennt der Teenager: „Ich will mich in allen Bereichen vom Basketballspiel noch verbessern, vor allem bei meinen Dreierwürfen.“
Ganz zufrieden ist er dabei bereits mit seiner Physis sowie seinem Wurf aus dem Dribbling und aus der Mitteldistanz. Doch der nächste Entwicklungsschritt steht schon auf dem Zettel: „Ich muss jetzt neben meiner eigenen Punktausbeute lernen, meine Mitspieler mehr in Szene zu setzen, sie während des Spiels im Sinne der Mannschaft besser zu machen. Außerdem will ich stärker Verantwortung übernehmen. Gerade als Point Guard sind diese Qualitäten sehr wichtig.“
Bis dato pendelte er zwischen der Position des Spielmachers und der des Shooting Guards. „Ich bin aber momentan gemeinsam mit meinen Trainern auf dem Weg, mich auf das Spiel als Point Guard zu fokussieren. Da sehe ich mich in Zukunft eher“, erklärt er.
Von Wien über Jena nach Trier
Mit sieben Jahren begann der Vollblut-Basketballer in Wien mit der Arbeit an seinen Fähigkeiten. Da sein Vater Reinhold, früher Spieler und später auch Nachwuchskoordinator bei Eintracht Trier, kurz nach Lucas Geburt als Fußballprofi bei Austria Wien anheuerte, wuchs er in der österreichischen Hauptstadt auf. Bis er 15 war, spielte er bei den Donau City Timberwolves Wien, mit denen er mehrfach Landesmeister in den unterschiedlichen Altersklassen wurde. Im Sommer 2011 entschloss er sich dann zum Wechsel auf das Basketball-Internat in Jena, um das Pendeln zwischen Alpenrepublik und Deutschland für die Auswahlmannschaften zu vermeiden. „Außerdem ist Basketball in Österreich nicht so populär.“ Daher sah er in Jena ein höheres persönliches Entwicklungspotenzial.
Diese Erwartung wurde allerdings nicht erfüllt, sodass er seine Zelte bereits nach einem halben Jahr wieder abbrach: „Ich konnte mich dort in sportlicher Hinsicht einfach nicht so entfalten, wie ich mir das vorgestellt hatte.“
Warum also nicht nach Trier? Hier hat er nun den Vorteil, bei seinem Vater in Tarforst wohnen zu können, der inzwischen beim luxemburgischen Fußballverband unter anderem als U19-Nationaltrainer arbeitet. „In Trier wurden meine Erwartungen bisher gar übertroffen“, freut sich der Schüler des Max-Planck-Gymnasiums, wo er zurzeit die elfte Klasse besucht und in anderthalb Jahren sein Abitur machen will.
Schule und Trainingsintensität unter einen Hut bekommen? „Das ist kein Problem.“ Bis 13 Uhr ist Unterricht, dann stehen Hausaufgaben und gegebenenfalls Lernen für Kursarbeiten oder sonstige Tests an. Und danach endlich Training. Jeden Tag mindestens einmal. Neben den Mannschaftseinheiten (während der Saison zweimal pro Woche mit dem MJC-Regionalliga-Team plus einmal mit der NBBL-Mannschaft) umfasst das Pensum montags (mit Frank Baum), dienstags und donnerstags (jeweils mit Josip Bosnjak) Individualtraining. Aber damit nicht genug: „An Tagen, an denen ich nur einmal Training habe, gehe ich zusätzlich noch ins Fitness-Studio, um auch außerhalb der Basketball-spezifischen Einheiten was für den Körper zu tun.“
MJC und NBBL-Team – „Die Doppelbelastung habe ich mir ja selbst ausgesucht“
Aktuell liegt Lucas Fokus auf dem MJC-Team, da die Saison mit der U19 in der NBBL bereits beendet ist und erst im Mai und Juni wieder wichtige Spiele für die Qualifikation zur nächsten Saison anstehen. Seinen Coach im Herren-Regionalliga-Team, Josip Bosnjak, bezeichnet er indes als wohl besten Trainer, unter dem er bislang spielen durfte: „Bei Josip habe ich mich unglaublich gut entwickelt.“
In der Regionalliga Südwest (vierthöchste deutsche Spielklasse) sind noch einige Partien zu absolvieren und der Klassenerhalt ist nicht ganz in trockenen Tüchern. „Aber wenn wir die nächsten Spiele gut bestreiten und gewinnen, sollten wir aus dem Schneider sein“, blickt er optimistisch voraus, nicht ohne ehrgeizig zu äußern, dass ihn die immer noch prekäre Tabellensituation wurmt. „Die zweite Saisonhälfte war richtig gut. Aber die erste haben wir teilweise verschlafen. Das muss nächste Saison anders werden, denn wir haben ganz sicher das Potenzial, in dieser Liga weiter oben zu stehen.“
Auf die häufige Doppelbelastung an Wochenenden mit Spielen in zwei Mannschaften angesprochen, reagiert der Schüler gewohnt professionell: „Ich bin mit dieser Belastung groß geworden, mein Körper ist daran gewöhnt. Und ich hab es mir ja auch selber so ausgesucht“, lässt er keinerlei Wehklagen aufkommen. Vielmehr spricht aus diesen Worten seine Liebe zum Spiel, die längst nicht damit gestillt wird, samstags und sonntags auf dem Court zu stehen.
Training und Testspiele mit den TBB-Profis
Die unterschiedlichen Eindrücke von Herren- und Juniorenbasketball fasst er mit den im Seniorenbereich höheren Anforderungen an Athletik, Kraft, Handlungs-und Spielgeschwindigkeit zusammen. Um sich daran zu adaptieren, konnte Luca zusätzlich schon Erfahrungen bei den ganz „Großen“ sammeln. Stolz und freudig berichtet er: „Ich hätte nie damit gerechnet, in der Vorbereitungsphase im Sommer bei den TBB-Profis mittrainieren und sogar in zwei Testspielen mitwirken zu dürfen.“
Von den Erfahrungen, die er dort sammeln konnte, erzählt er voller Begeisterung: „Man kennt die Jungs ja sonst nur aus den Medien. Dann plötzlich mit denen in der Kabine oder im Bus zu sitzen und einfach Zeit mit ihnen zu verbringen, war schon was ganz Besonderes.“ Dabei wurde er von den Stars sehr gut aufgenommen und konnte viel für seine weitere sportliche Entwicklung lernen: „Alle waren total offen, jeder kommuniziert untereinander. Viele kamen während der Einheiten auf mich zu und haben mir Ratschläge gegeben, was und wie ich es besser machen kann.“
Dass es für Luca ein großes Ziel ist, selbst Basketball-Profi zu werden, ist klar. Doch zunächst ist er noch zwei Jahre lang im Junioren-Bereich spielberechtigt und will sich in dieser Zeit „so gut wie möglich verbessern und so weit entwickeln, wie es geht. Dann wird man sehen, was kommt.“
„Ich will wie ein Schwamm sein“
Das Gespräch neigt sich mittlerweile dem Ende entgegen, und die Erkenntnisse der ersten Sätze, dass man hier nicht mit einem gewöhnlichen Jugendlichen spricht, werden mit der Antwort auf die abschließende Frage nach einem sportlichen Vorbild zusätzlich manifestiert. Denn nach kurzem Grübeln folgt mit bemerkenswerter Überzeugung: „Es gibt nicht einen Spieler von dem ich sage, so wie der möchte ich sein. Ich will erst einmal mein eigenes, individuelles Spiel entwickeln. Um das zu erreichen, schaue ich mir bei mehreren Spielern etwas ab und versuche, das was sie gut machen wie ein Schwamm für mein Spiel aufzusaugen.“ Die Fähigkeiten von Kyrie Irving (Cleveland Cavaliers), Derrick Rose (Chicago Bulls) sowie vor allem von Kobe Bryant (Los Angeles Lakers, „Mein Favorit“) und Milos Teodosic (ZSKA Moskau, „speziell weil er ebenfalls Point Guard spielt“) nennt er als hauptsächliche Quellen für seinen Schwamm.
Und mit knapp 17 Jahren hat Luca in jedem Fall genügend Zeit, mit seinem enormen Fleiß an dem großen Talent und seinem Spiel zu feilen, damit sich viel versprechende Nachwuchs-Basketballer irgendwann vielleicht etwas von ihm abschauen wollen. Wenn sie das nicht ohnehin bereits tun können.
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