Die TBB Trier besiegt die favorisierten New Yorker Phantoms Braunschweig mit 74:65 – „Wir haben den Heimvorteil genutzt und sind überglücklich über dieses Spiel!“ – Dru Joyce Topscorer mit 22 Punkten; Maik Zirbes mit 13 Punkten, 4 Rebounds, 2 Assists; John Bynum mit 12 Punkten, 9 Rebounds, 3 Assists.
„Wer jetzt noch sitzt, ist selber schuld!“. Die herausgeschrienen Worte von Hallensprecher Chris Schmidt, sie waren mehr Beschreibung als Aufforderung, denn gegen Ende des vierten Viertels hielt es, mit Ausnahme des Anschreibetisches, in der Trierer Arena sowieso niemand mehr auf den Sitzen: die TBB Trier hatte in den Schlussminuten, dank einer überragenden Offensiv-Leistung von Maik Zirbes, einen Neun-Punkte-Rückstand gedreht. 4058 Zuschauer feierten am Ende eine Trierer Mannschaft, die sich gegen phasenweise dominante Braunschweiger nach allen Regeln der Kunst in die Partie zurückgekämpft hatte.
Bereits im ersten Viertel zeigte die TBB, dass sie geistig und körperlich voll bei der Sache war. Henrik Rödl hatte angekündigt, an die kämpferische Leistung aus dem Gießen-Spiel anknüpfen zu wollen – und wer geglaubt hatte, dass Rödls Spieler ob des nahenden Silvesterurlaubs (bis 4. Januar) schon mental im Flieger sitzen würden, wurde schnell eines Besseren belehrt.
Trier geriet zu Beginn kurz in Rückstand, als Nils Mittmann zweimal hintereinander aus der Distanz erfolgreich war. Doch dann begann die TBB ihre Arbeit in der Defensive, die den Gästen kein wirklich strukturiertes Angriffspiel mehr erlaubte. Offensiv ist es einmal mehr ein wichtiger Dreier von Dragan Dojcin, der das Trierer Spiel ordnet: aus der linken Ecke drückt der serbische Routinier zum 7:7 ab – die Gastgeber sind in der Partie.
Tony Skinn trifft gegen gute Defense mit Ablauf der Uhr aus der Distanz zum 7:9. Was dann folgte war vielleicht die beste Defensivleistung, die das Trierer Publikum in diesem Jahr zu Gesicht bekam: Trier steht in der eigenen Zone bombensicher. George Evans meldet Kyle Visser unter dem Trierer Korb komplett ab, schickt Dru Joyce auf die Reise, der legt zum 9:9 ein. John Bynum fliegt genau im richtigen Moment auf Ringniveau über den Braunschweiger Korb, um einen vergebenen Korbleger von George Evans zu „verwerten“: 13:9 und wieder mal ein Spiel im Gange, in dem jeder für den anderen läuft. Nur ein Dreier von Kevin Hamilton zum 15:12 hält die Phantoms im Spiel. Doch der letzte Angriff eines attraktiven ersten Viertels gehört der TBB, ein rasiermesserscharfes Anspiel von Joyce findet Evans unterm Korb, der legt ein: 17:12, Pause.
Der Trierer Center ist es auch, der das Offensivspiel der TBB im zweiten Viertel am Laufen hält, zweimal setzt er sich schön über die Baseline durch. Trier kann auf 23:17 davon ziehen, bevor die Phantoms aufwachen und sich mit dem 25:26 durch Jason Cain die erste Führung erarbeiten können. Der unermüdlich ackernde Dru Joyce hielt mit einem Dreier und Freiwürfen dagegen, Barry Stewart trifft, mal wieder, den Buzzer zur Halbzeit: 35:32 – ein knappes Spiel auf gutem Niveau, in dem George Evans bisher den Weg aufgezeigt hatte: der Ball muss ans Brett!
Die Phantoms kamen zur zweiten Hälfte als erstes aus der Kabine – und hatten sich offensichtlich einiges vorgenommen. Zwar kann Trier die Führung durch Dru Joyce weiter ausbauen (42:36), doch die Gäste kontern mit einem 12:0-Lauf, angeführt von den starken Brandon Thomas und Kevin Hamilton, Trier tat sich schwer mit Braunschweigs druckvoller Presse und der Umstellung auf Zonenverteidigung. Mit 43:48 ging’s ins letzte Viertel, das LaMarr Greer mit einem Dreier eröffnete – das sah schlecht aus für die TBB Trier. Doch die Gäste hatten die Rechnung ohne Dru Joyce, John Bynum, Maik Zirbes und das Trierer Kollektiv gemacht: War Zirbes im ersten Viertel noch eher zurückhaltend zu Werke gegangen, um dann dem gut aufgelegten Routinier George Evans Platz zu machen, war es jetzt genau umgekehrt: 12 seiner 13 Punkte erzielte der 20jährige im letzten Abschnitt, acht davon in Folge. Braunschweig war gerade durch einen Dreier von Brandon Thomas auf neun weggezogen, da steckt John Bynum Maik Zirbes in der Braunschweiger Zone „unauffällig“ den Ball zu, Zirbes springt ab und lässt es krachen – ein Weckruf für die Arena und Braunschweigs Coach Sebastian Machowski, der direkt die Auszeit nimmt. Erfolglos: Zirbes, Bynum und Joyce attackieren den Gästekorb, Maik Zirbes punktet mit traumwandlerischer Sicherheit gegen Marcus Goree, dem Mann vor dem vorher alle gewarnt hatten. Am Ende von Maiks persönlichem 8:0-Lauf steht es 53:56. Dann eine weitere Schlüsselszene mit viel Symbolkraft: John Bynum trifft mit Foul zum 55:56, verlegt den extra-Freiwurf und holt sich den eigenen Rebound. Statt direkt schwierig abzuschließen, gibt er ab auf den wartenden Dru Joyce, der clever neu aufbaut und selbst einlegen kann: Trier führt mit 57:56, die Arena tobt. Maik Zirbes krönt seine Leistung mit einem schwierigen Tip-In von Oskar Faßler – so spielt ein junger Center mit Selbstvertrauen. Faßler selbst sorgt für die Vorentscheidung, als er nach einem unsportlichen Foul von Kyle Visser einen Freiwurf zum 62:58 trifft. Braunschweig muss so schon eine Minute vor Ende beginnen, die Trierer mit Fouls an die Linie zu schicken, doch die geben sich trotz insgesamt eher durchwachsener Freiwurfquote in der Schlussphase keine Blöße mehr. Ein Dreier von Cain bleibt Ergebniskosmetik, die TBB Trier gewinnt gegen den Favoriten New Yorker Phantoms Braunschweig mit 74:65.
Und damit war es NOCH nicht vorbei: Unter dem lautstarken Jubel des Publikums führte das Team gleich im Anschluss den neu einstudierten Siegestanz zu Curtis Mayfields Soulklassiker „Superfly“ vor – ein neuer youtube-Favorit wirft seinen Schatten voraus.
TBB-Headcoach Henrik Rödl: „Wir sind überglücklich über dieses Spiel, nachdem wir im dritten Viertel recht deutlich hinten waren und uns wieder heran kämpfen konnten. Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass sie anfangen muss, die Arena als ihre Heimhalle zu entwickeln, die Fans mit ins Spiel zu bringen – um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir den Heimvorteil auch gegen gute Mannschaften nutzen. Das ist uns heute gelungen. Und dass die Halle am Ende wie ein Mann hinter uns gestanden hat, hat dabei sehr geholfen. Die Spieler haben jetzt wohlverdient fünf Tage frei, auch deshalb war das Spiel etwas Besonderes: Mit „gepackten Koffern“ so aufzuspielen und sich so in den Dienst der Mannschaft zu stellen ist eine große mentale Leistung. Ich bin froh, Trainer dieser Mannschaft zu sein, das macht mit diesem Team großen Spaß – ein Traum für jeden Trainer.“
Sebastian Machowski, Headcoach New Yorker Phantoms Braunschweig: „Glückwunsch an Henrik und sein Team zu einem am Ende verdienten Sieg vor einer tollen Kulisse. Wir haben es nicht verstanden, am Ende die richtigen Entscheidungen zu treffen, wir haben gefoult aber nicht getroffen. Es ist uns auch nicht gelungen, Evans und Zirbes im eins gegen eins stoppen – das war ein Problem, weil wir ihnen die leichten Punkte nicht wegnehmen konnten. Mit unserer Leistung kann ich nicht zufrieden sein, wir werden einige Sequenzen dieses Spiels sehr gründlich durchgehen müssen, um uns zu verbessern. Unser Ziel, die Playoffs zu erreichen haben wir mit dieser Leistung sicher nicht verdient.“
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