Was für ein Ausrufezeichen: In einer hochspannenden Begegnung zieht die TBB dem FC Bayern München mit einem Offensivfeuerwerk die Zähne. Trier verwandelt 14 Dreier und gewinnt mit 90:84, dem bis dato höchsten Trierer Sieg in dieser Saison.
“Spiele in Trier waren immer ein hartes Stück Arbeit”, hatte Svetislav Pesic im Interview mit 5vier.de am Donnerstag noch zugegeben. Harte Arbeit war es auch diesmal, nicht nur, weil mit Lawrence Roberts eine wichtige Stütze des Münchener Spiels schon nach wenigen Minuten verletzungsbedingt ausfiel (Jochbogenfraktur). Denn mit fast 6000 Zuschauern hatte die TBB den sechsten Mann fest hinter sich. Gegen seinen ehemaligen Schützling Henrik Rödl hatte die serbische Trainerlegende sein Team durchaus gut eingestellt.
Bayern früh dezimiert – TBB mit 19 Punkten in fünf Minuten
Jan Jagla und Robin Benzing nutzten ihre Größenvorteile im Matchup und sorgten für eine rasche Führung der Gäste, die sich im ersten Viertel auch dank einiger Ballverluste und Schrittfehler auf Trierer Seite mit sechs Punkten absetzen konnten. Die ersten Trierer Punkte hatte Jarrett Howell mit einem mehr als glücklichen Dreier markiert und damit die Story des Spiels eingeläutet: 24 Dreierversuche nahm die TBB bis Spielende, verwandelte davon schließlich 14. Die erste echte Duftmarke setzte allerdings Brian „Air“ Harper mit zwei aufeinanderfolgenden Dunks. Der FC Bayern schaltete im zweiten Viertel einen Gang höher und setzte sich zwischenzeitlich mit bis zu zehn Punkten ab. Gegen das Trierer Dauerfeuer von der Dreierlinie erwies sich der Vorsprung jedoch als äußerst flüchtig: Erst traf Jermaine Bucknor – heute wieder mit einem Spiel der Sorte „unauffällig, aber effektiv“ – nach Beinahe-Ballverlust den Dreier aus der Ecke; wenig später legten Barry Stewart, Brian Harper und Jarrett Howell in gleicher Weise nach. Das Resultat: 19 Punkte in nur fünf Minuten und eine knappe 46:45-Pausenführung. Mit dem explosiven Run gegen die favorisierten Bayern blieb die TBB der rappelvollen Halle keinen Beweis mehr schuldig: Der Heimsieg war tatsächlich möglich.
Die zweite Hälfte sorgte zunächst für einigen Schrecken – Nate Linhart blieb nach einer Kollision verletzt liegen; hielt sich das schmerzverzerrte Gesicht. Der Topscorer vom Bonn-Derby musste zur Behandlung auf die Bank, konnte im Gegensatz zu Lawrence Roberts aber weiterspielen. Der Dreier-Shootout (8 von 12 im ersten Viertel) setzte sich fort, Bastian Doreth traf sogar mit dem Buzzer. Die eigentlich tadellosen Wurfquoten (57% bzw. 58% von ganz weit draußen) genügte gegen das Spitzenteam trotzdem nicht, um das Spiel zu drehen – die Pesic-Truppe blieb ruhig und vor allem dank Tyrese Rice in der Spur. Nach Jaglas Layup zum 62:70 lagen die Gäste zum wiederholten Mal mit besorgniserregenden acht Punkten in Front. Wenig überraschend suchte Trier das Heil aus der Distanz, und das mit Erfolg: Barry Stewart legte den Gästen unverzüglich den nächsten Dreier zum 72:77 ins Nest.
Dominantes Schlussviertel sichert Heimsieg
Die Schlüsselszene des Spiels folgte wenig später: Die Trierer Bank kassiert ein technisches Foul – eine dubiose Entscheidung nach Ansicht der 5984 Zuschauer, die das Geschehen mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten. Nate Linhart gab die einzig richtige Antwort und traf im direkten Gegenzug den Dreier mit der Hand seines Gegenspielers im Gesicht. Der FC Bayern, deutlich müder als die von der Kulisse angetriebenenen Trierer, kam in der zweiten Hälfte des Schlussviertels kaum noch zu Punkten – die TBB zog den Gästen jetzt auch defensiv den Zahn und machte binnen fünf Minuten aus einem 74:80 ein 84:80. Die Partie wurde schließlich an der Freiwurflinie entschieden, wobei Rödls Jungs zeigten, dass sie aus dem Nervenflattern vergangener Partien gelernt haben – konzentrierte Defensivstops und sichere Punkte von der Freiwurflinie ließen kein spätes Einbrechen mehr zu. Der FC Bayern München verliert in Trier schließlich mit 90:84, die Gastgeber riefen eine der stärksten Leistungen der Saison ab.
Auch deshalb zeigte sich Headcoach Rödl vollauf zufrieden: „Das Spiel am Ende vor vollem Haus noch zu drehen und zu gewinnen, ist etwas Besonderes. Es war offensiv eines unserer besten Spiele, das gibt uns einen Riesenschub.“ Svetislav Pesic monierte die physische Verfassung seines Teams: „Du spielst auch so, wie dein Gegner es dir erlaubt. Roberts‘ schwere Verletzung war ein Schock für uns, Troutman und Homan haben die ganze Woche nicht mit uns trainiert.“
„Es war offensiv eines unserer besten Spiele, das gibt uns einen Riesenschub.“ – Henrik Rödl, TBB Trier
„Du spielst auch so wie dein Gegner es dir erlaubt, und wir waren heute in einer schlechten physischen Verfassung.“ – Svetislav Pesic, FC Bayern München
Fast alle eingesetzten TBB- Spieler punkteten, vier davon zweistellig. Barry Stewart (21) und Brian Harper (17) trafen am häufigsten. Mit einer ausgeglichenen Bilanz von je 13 Siegen und Niederlagen und Tabellenplatz 9 bleibt die TBB in Schlagdistanz zu den Playoffs, muss allerdings auch auf die untere Tabellenhälfte schauen. So gewann auch die punktgleiche Konkurrenz aus Hagen sensationell gegen Alba Berlin. Gegen die EWE Baskets Oldenburg steht der TBB auswärts zudem eine weitere schwere Aufgabe bevor (28.3., Spielbeginn um 20:00 Uhr).
Statistik
TBB Trier: Stewart (21), Harper (17), Linhart (14), Howell (10), Doreth (8), Seiferth (8), Mönninghoff (5), Chikoko (4), Bucknor (3), Saibou (0)
FC Bayern München: Rice (21), Thomas (16), Troutman (13), Jagla (11), Benzing (9), Homann (9), Greene (3), Hamann (2), Roberts (0), Halperin (0)
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