Das war die Trotzreaktion, auf die alle gewartet haben: Nach zwei knappen und teils unglücklichen Niederlagen gegen die favorisierten Bayern und Berlin überrollte die TBB am Sonntagabend die LTi GIESSEN 46ers mit 73:48. Zehn von zehn Trierer Spielern punkteten – Gießen führte in der Partie kein einziges Mal.
Dass die TBB derzeit eine kleine Erfolgsstory schreibt, ist inzwischen auch bei den Trierern angekommen: Mit rund 3800 Zuschauern lag der Andrang gegen den Tabellenletzten merklich über dem bisherigen Durchschnitt. Die Mannschaft von Trainer Henrik Rödl machte vor dieser Kulisse kräftig Werbung in eigener Sache und spielte von der ersten Minute an leidenschaftlichen Basketball. Vor allem defensiv stand die Formation um den wieder genesenen Brian Harper ihren Gegnern derart effektiv in den Füßen, dass dort fast alles misslang. Den überrumpelten Gästen bescherte diese Gangart Ballverluste am Fließband und Trier einen fulminanten 18:4-Auftakt.
Trier dominant, Gießen wehrlos
Gießen versuchte sich gemäß dem Trierer Vorbild mit aggressiver Defense ins Spiel hineinzukämpfen, was aber nicht recht gelingen wollte. Mathis Mönninghoff erhöhte zu Beginn des zweiten Viertels auf 20:4, bis LaQuan Prowell endlich wieder Zählbares für die Hessen zustande brachte. Unterstützt wurde er kurzfristig von Oskar Faßler, der einen Dreier aus der Ecke einnetzte. Der Ex-Trierer blieb ansonsten jedoch eher blass; wie auf der Gegenseite Barry Stewart, mit dem er vor der Saison gewissermaßen die Plätze getauscht hatte (Stewart stand 2011/2012 in Gießen unter Vertrag). Mit 3 bzw. 6 Punkten blieben beide unter ihren Möglichkeiten. Nach einem frechen durch-die-Hintertür-Layup von Jarrett Howell und zwei unnachahmlichen Postmoves von Andi Seiferth, der zusehends selbstbewusster wird, war den Gästen die Frustration deutlich anzusehen. Ursprung der Trierer Feldüberlegenheit waren neben der knallharten Defensive auch die Rebounds – zur Pause befand sich die Lufthoheit mit 24 zu 9 Rebounds klar auf der Habenseite.
Den ersten und einzigen Lauf hatte Gießen im dritten Viertel: Elvir Ovcina traf aus der Mitteldistanz, vor allem aber Ryan Brooks und LaQuan Prowell zogen mit dem Messer zwischen den Zähnen in Richtung Trierer Zone, während sich die Ballverluste auch auf Gastgeberseite einschlichen. Coach Rödl reagierte mit der Auszeit, und die Mannschaft gab die einzig richtige Antwort auf Platz. Zuerst traf Barry Stewart – endlich! – den ersten Dreier für die TBB, die zuvor mit 0 von 7 Versuchen aus der Distanz glücklos war. Der Knoten musste wohl geplatzt sein, denn der eher unauffällige Jermaine Bucknor schickte den nächsten Dreier gleich hinterher. Gießen gab sich noch nicht auf, kam noch einmal bis auf 11 Punkte heran, und stellte Trier mit ihrerseits verbesserter Defense vor schwere Aufgaben. Keine unlösbaren jedoch, wie Basti Doreth mit der Szene des Spiels unter Beweis stellte: Mit der Schlussirene des 3. Viertels und Perkovics Hand im Gesicht traf der Ex-Münchener aus gut 10 Metern – die Arena explodierte, Gießen ging schwer angeschlagen in die letzte Runde.
Doreths Dreierpack macht alles klar
Überhaupt, Bastian Doreth: Der Nationalspieler zeigte erstmals, dass er mehr ist als ein solider Howell-Backup auf der 1. Mit einem blitzschnellen Korbleger zu Beginn des Schlussviertels und zwei weiteren Dreiern zum 59:40 und 64:44, die er selbst abfeierte wie einen Lottogewinn, besiegelte er den Heimsieg fast im Alleingang.
Bucknors butterweiche Freiwürfe, die den Trierer Vorsprung erstmals auf über 20 Punkte hievten, verkamen da fast zur Randnotiz. Beachtlich außerdem, dass der Trierer Kampfgeist auch in einer so komfortablen Lage nie verpuffte: Linhart und Mönninghoff spulten ein irrwitziges Laufpensum ab, Seiferth und Harper regierten die Bretter, Passwege wurden mit hohem Aufwand zugestellt, und Jarrett Howell ärgerte sich auch in den Schlussminuten noch über jeden Ballverlust. Ein Prädikat für die Einstellung und Fitness des gesamten Teams, das von Minute 1 bis 40 Energie und Konzentration aufs Parkett brachte. Ein Dunking von Brian „Air“ Harper und vier Punkte samt Ballgewinn von „Steal Deal“ Nate Linhart zogen den Schlusstrich unter eine fast perfekte Vorstellung. „Sie waren leidenschaftlich und schnell, was ich von meiner Mannschaft nicht behaupten kann. Wir haben den Kampf nicht angenommen. Ich habe die Leidenschaft vermisst, die man in Trier mitbringen muss, um zu gewinnen“, so Gäste-Coach Mathias Fischer nach dem Spiel. Der Sieg gegen den Tabellenletzten gibt dem Team das Selbstbewusstsein wieder, dass gegen Bayern und ALBA zuletzt gelitten hat – auswärts gegen Würzburg (24.11.) wird die TBB davon eine Menge brauchen.
Statistik
TBB Trier: Harper (13), Doreth (11), Seiferth (11), Linhart (9), Bucknor (7), Stewart (6), Chikoko (6), Howell (4), Mönninghoff (4), Saibou (2)
LTi Giessen 46ers: Brooks (14), Prowell (8), Baxter (7), Harris (6), Ovcina (6), Faßler (3), Perkovic (2), Zazai (0), Spohr (0), Büchert (0)
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