Von Florian Schlecht
Die TBB Trier hat ihren zweiten Saisonsieg in der Basketball-Bundesliga eingefahren. Im Duell der Mini-Etats behielten die Moselstädter gegen Tübingen mit 79:71 die Oberhand. 3.236 Zuschauer feierten den verdienten Erfolg, bei dem sich besonders Topscorer Vitalis Chikoko hervorhob. Das Talent aus Simbabwe erzielte 23 Punkte – und überzeugte mit gekonnten Tänzen.
Vitalis Chikoko war erst zwei Jahre alt, als Los del Rio mit „Macarena“ einen Welthit landeten. 1993 war das. So ist anzunehmen, dass der Basketballer aus Simbabwe erst einmal den neuen Song fleißig lernen musste, zu dem die Mannschaft der TBB Trier in dieser Saison vor den Fans nach Siegen tanzt. Und, ganz ehrlich, die Partyeinlage nach dem ersten Erfolg gegen den Mitteldeutschen BC vor über einer Woche beinhaltete noch viel Luft nach oben. Als die Klänge durch die Lautsprecher ertönten, da gab es bei allen Spielern ein paar Regungen, ein paar hilflose Drehungen, aber ganz schnell wurde der Tanz abgebrochen. Ganz anders das Bild, das die Spieler am Samstag nach dem 79:71-Erfolg gegen die Walter Tigers Tübingen boten. Plötzlich kreisten die Hüften zu dem alten Klassiker – und besonders Chikoko fand großen Gefallen am Rhythmus, was nicht unbedingt auf seinen musikalischen Geschmack zurückzuführen war. „Wir haben uns das Ganze zu Hause noch einmal angesehen und jeder hat für sich geübt. Deswegen waren die Bewegungen heute besser“, grinste er über ein Erfolgserlebnis, das aber von einem anderen überboten wurde.
Denn die Chikoko-Gala auf dem Parkett stand eher im Vordergrund: 23 Punkte steuerte das Talent, das in seinem zweiten Jahr für die TBB Trier spielte, zum Heimsieg vor 3.236 Zuschauern bei. War es sein bestes Spiel im TBB-Dress? „Ja“, entgegnete der schüchterne Spieler mit einem bubenhaften Lächeln. „Aber nur, weil wir als Team hart gearbeitet haben. Das ist wahrscheinlich der Grund, dass ich so viele Punkte erzielt habe.“ Die Bescheidenheit in allen Ehren, die Fans bejubelten ihn kurz vor Schluss bei seiner Auswechslung – und auch Trainer Henrik Rödl betonte die Leistung seines Schützlings. „Ich freue mich, dass er so ein gutes Spiel gemacht hat.“ Herausragende Erfahrungen durch ein Trainingscamp in Italien und die NBA-Summer-League, dann eine Verletzung in der Vorbereitung und ein unglückliches erstes Saisonspiel gegen Vechta als Rückschläge, nun der Auftritt gegen Tübingen – Chikoko befindet sich wieder im starken Aufwärtstrend.
Tübingen gewinnt bei Dreiern, Trier bei den Spielmachern
Und mit ihm die ganze TBB Trier, die irgendwie erstmals in dieser Saison das Publikum über ein ganzes Spiel elektrisieren konnte. „Wir haben Extra-Workouts in dieser Woche bestritten. Das hat uns weitergebracht“, sprach Chikoko über den Trainingselan, der dem zweiten Sieg der Spielzeit vorausging.
Und das im Duell der Mini-Etats: In einer Effizienztabelle des Reutlinger General-Anzeigers wurden in der vergangenen Saison die erzielten Punkte der Mannschaften ins Verhältnis gesetzt zu den investierten finanziellen Mitteln. Das Ergebnis war eindeutig. Ganz vorne lagen dabei Tübingen und die TBB Trier. Im engen Match gegeneinander (Trier mit 2,3 Millionen Euro, Tübingen mit 1,8 Millionen Euro) behielt das Team von Henrik Rödl diesmal die Oberhand und feierte einen wichtigen Erfolg.
Das Spiel erinnerte zu Beginn an einen Drei-Punkte-Wettbewerb bei den so beliebten Allstar-Days. Beide Mannschaften feuerten aus der Distanz – und waren dabei erfolgreich. In den Vordergrund spielte sich bei der TBB Mathis Mönninghoff, der seine steile Formkurve mit zwei Dreiern früh bestätigen konnte. 8:5 führte das Heimteam schnell – dann antworteten die Gäste ihrerseits mit Treffsicherheit über Jonathan Wallace und besonders Alex Harris mit einer weißen Weste bei vier Versuchen. Mit 29:22 lag Tübingen nach dem ersten Viertel vorne, was besonders an der Dreierquote von berauschenden 83 Prozent zu gar nicht mal schlechten 43 Prozent der TBB Trier lag. „Wir waren da arg lässig“, bemängelte Rödl. „Im Laufe des Spiels hat sich unsere Verteidigung aber verbessert und immer weniger Würfe zugelassen.“
In der Folge kämpfte sich die TBB heran. Trevon Hughes bewies wie in den Vorwochen seine Qualität, als er zunächst die Tübinger Defensive nach einem Gegenstoß an der Nase herum führte und im vollen Tempo auf Jermaine Anderson zurücklegte. Dann glänzte der US-Amerikaner auch als Vollender, als er sich um die eigene Achse drehte, pfeilschnell an den verdutzten Tübingern vorbei zum Korb zog und zum zwischenzeitlichen 32:29 traf.
Der Respekt vor Hughes war beim Gegner groß, seine Kreise sollten eingeschränkt werden, bei zwölf Punkten zeigte er jedoch mit zugleich sechs Assists, dass er kaum zu bändigen ist. Gäste-Coach Igor Perovic war ernüchtert, zumal sein Spielmacher Jonathan Wallace einen enormen Anteil an der hohen Turnover-Anzahl von insgesamt 15 bei Tübingen trug. „Wir hatten Probleme auf der Position 1. Hughes hat einen guten Job gemacht.“
Chikoko stark als Center
Kurz vor der Pausensirene schnappte Mönninghoff dem Gegner den Ball weg und vollendete zum 45:42-Halbzeitstand, was die TBB zusätzlich beflügelte. Euphorisch kam die Mannschaft aus der Kabine, drehte weiter auf. Mönninghoff per Dreier – 53:44. Mönninghoff nach einem schnellen Fastbreak per Dunk – 57:46. Chikoko wuchtete den Ball ins Netz – 61:48. Trier baute die Führung kontinuierlich aus, erstmals in dieser Saison schwappte die Welle durch die Arena. Die Anhänger von Tübingen ließen lustlos die Arme hängen und machten ihren Unmut deutlich. „Wir wollen Euch kämpfen sehen“, schimpften sie singend in Richtung Parkett.
Dort geriet der TBB-Erfolg nicht mehr in Gefahr, obwohl Stefan Schmidt wegen seines fünften Fouls früh im letzten Viertel das Feld verlassen musste. Für den Center sprang jedoch Vitalis Chikoko auf der Nummer fünf eindrucksvoll in die Bresche, pflückte die Rebounds und sorgte vorne für wichtige Punkte. Und das, obwohl in der Vorbereitung hart daran gearbeitet wurde, das Talent eher auf den Flügel vorzubereiten. „Bei mir steht es 50:50, wo ich mich am wohlsten fühle“, grinste er. Sehr wohl fühlte er sich offenbar am Samstag unter dem Korb. Chikoko behielt die Nerven, als Harris mit einem dynamischen Sololauf und einem verwandelten Freiwurf zwischenzeitlich auf 67:60 verkürzt hatte. Zwei Mal traf der Trierer, 71:60 stand es sechs Minuten vor dem Ende. Ein Ruhepolster, das die Mannschaft unbeschwert über die Runden brachte.
Und trotzdem, ja, sah Chikoko noch einen Schwachpunkt an seiner Leistung. Die Freiwürfe. Denn von sieben Versuchen landeten nur zwei im Korb. „Fünf Bälle werde ich beim nächsten Mal nicht vergeben. Das bin nicht ich“, strahlte er, ehe er sich ins verdiente Wochenende verabschiedete. Nach den Fortschritten beim Tanzen und auf dem Parkett mag man dem Matchwinner diese Worte gerne glauben.
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Statistik
TBB Trier – Walter Tigers Tübingen 79:71 (42:40)
Punkte für Trier: Chikoko (23), Mönninghoff (13), Hughes (12), Ward (10), Bucknor (8), Anderson (7), Wenzl (5), Samenas (1), Schmidt, Petric (0).
Punkte für Tübingen: Harris (17), Lischka (16), Wallace (14), Nadjfeji (9), Radosavljevic, Mittmann (je 6), Simons (3).
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