Von Vinzenz Anton
Die TBB Trier unterlag am Samstagabend vor 4621 Zuschauern im Spitzenspiel gegen die Artland Dragons mit 77:79. Die Drachen hatten am Ende die besseren Nerven, waren abgezockter und trafen ihre Dreipunkte-Würfe deutlicher effizienter als die Trierer. Ein Trost: Joshiko Saibou lieferte eine starke Partie ab und erhielt dafür ein Extra-Lob vom Trainer.
Die Festtage stehen an – und das verdeutlichte auch die TBB Trier. Ein Weihnachtsmarkt war vor der Arena aufgebaut worden, bei dem Fans vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Artland Dragons Plätzchen kaufen konnten, die auch von den Spielern mitgebacken wurden. Der Verkaufserlös kam der Lebenshilfe zugute, die mit dem Duell gegen Quakenbrück auch erstmals das neue Trikot zierte. Geburtstagskind Sascha Beitzel erhielt ein kleines Geschenk von Trainer und Mannschaft. Und 4621 Zuschauer in der Halle waren ein erneutes Zeichen dafür, wie stark diese Überraschungsmannschaft aus Trier langsam in der Stadt angenommen wird. Eigentlich war alles wie gemalt für ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Doch die TBB unterlag den Drachen mit 77:79, weil die Gäste abgezockter waren und aus der Distanz deutlich effizienter trafen. „Es ist keine Schande, gegen so eine Mannschaft zu verlieren. Wir brauchen eine kollektiv gute Leistung von allen Spielern, um Artland zu schlagen. Das ist uns heute nicht ganz so gelungen“, sagte Trainer Henrik Rödl.
Dabei startete seine Mannschaft gut ins Spiel. Andreas Seiferth war der Mann der Anfangsphase, der die ersten Punkte besorgte und wenig später zum 6:2 nachlegte. Das von Stefan Koch gecoachte Quakenbrück musste sich erst an die Spielweise von Trier gewöhnen, das unter dem Korb das dominante Team war und mit 15:11 auf einem soliden Weg war. Doch die Drachen heizten dem Heimteam mit Dreiern ein und fassten so Selbstvertrauen. Demond Mallet und zweimal MarQuez Haynes trafen drei Versuche aus der Distanz am Stück. Die TBB wurde kalt erwischt – und ging mit einem 15:21 in die Viertelpause. Der Trend, dass Artland besser jenseits der 6,75-Meter-Linie traf, sollte sich an dem Abend nicht mehr ändern.
Ein 0:12-Lauf und eine Aufholjagd
Die Trierer Anhänger mussten im zweiten Viertel einen 12:0-Lauf der Gäste miterleben – bedingt durch Wurfpech, fehlende Prozente in der Verteidigung, strittige Schiedsrichterentscheidungen und aufdrehende Gäste. Erst Jermaine Bucknor gelang es mit einem Freiwurf zum 18:23, diesen Run der Gäste zu stoppen. Nachdem Nate Linhart ein technisches Foul kassiert hatte und mit drei persönlichen Fouls auf die Bank musste, wurde das Schiedsrichter-Team von den Fans ausgepfiffen. Dem Trierer Team gelang es nicht, die Wut in positive Energie umzuwandeln. Zu clever waren die Dragons. Das Spitzenteam aus dem hohen Norden setzte sich immer mehr ab, bis auf 35:42. Immerhin Jarrett Howell konnte die Hoffnungen auf eine Aufholjagd mit wichtigen Einzelaktionen am Leben halten. Brian Harper gelang es nach einem unsportlichen Foul, den Rückstand beim 42:49 auf sieben Zähler zu minimieren.
Nichts ist unmöglich – so war daher das Motto, mit dem die TBB schwungvoll aus der Kabine kam. Besonders eindrucksvoll war die Aktion des Abends mitten in der Kehrtwende: Wieder einmal war es Brian Harper, der die Zuschauer mit einem krachenden Flug-Dunking von ihren Sitzen riss. Der Ball sprang nach einem missglückten Dreipunktewurf von Bastian Doreth auf den Ring, welchen Brian „Air“ Harper in der Luft einhändig aufnahm und nach einem Flug durch die Luft per Dunk zum 52:55 vollendete. Diese Aktion brachte die Fans zurück ins Spiel, was Joshiko Saibou als aufbauend empfand: „Es ist natürlich schön, wenn die Halle voll ist. Das hilft und gibt uns in entscheidenden Situationen Energie. Schade, dass es heute nicht gereicht hat.“
Durch einen Dunking von Vitalis Chikoko gelang es der TBB im dritten Viertel, den Rückstand zu minimieren und mit einem 60:63 in den letzten Abschnitt zu gehen. Doch auch dort hatten die Trierer kein Glück bei Versuchen aus der Distanz – und erzielten fast fünf Minuten keine Punkte. Quakenbrück zog so fast uneinholbar davon. Da Barry Stewart an seine Gala-Form aus dem Spiel in Bamberg nicht anknüpfen konnte und auch Bastian Doreth blass blieb, gab es am Ende nur Ergebniskosmetik. So setzte es gegen die Artland Dragons die dritte Heimniederlage in dieser Saison – aber die TBB liegt mit dem siebten Platz noch auf Pokal-Kurs.
An Weihnachten nach Ulm
Gästecoach Koch lobte das Trierer Spiel: „Wir haben viel Respekt vor Trier. Sie spielen immer mit viel Energie, Leidenschaft und basketballerischer Qualität. Das wird auch so bleiben. Kompliment, dass sie mit Henrik Rödl weiter verlängert haben.“ Der TBB-Trainer freute sich über das Lob – und über ein Trostpflaster. Weil manche Spieler heute nicht ihre besten Leistungen abrufen konnten, sprang Joshiko Saibou in die Bresche. Dem jungen Spieler gelangen 13 Punkte und sein bestes Spiel für die Moselstädter, was ihn natürlich freute: „Ich war mit meiner Leistung zufrieden, bin aber enttäuscht, dass wir verloren haben. Wir waren nicht clever genug und Artland hat gut getroffen.“ Henrik Rödl nannte mit einem Blick auf die Vorstellung von Saibou erneut die Ausgeglichenheit im Kader als eine große Stärke des Teams:“ Wir sind nicht abhängig von einem Spieler. Saibou hat heute sehr gut gespielt und war ein Lichtblick.“
An die bislang starke Saison muss die Mannschaft der TBB Trier bereits am zweiten Weihnachtstag wieder anknüpfen. Dann spielt sie in Ulm (16 Uhr). Das Spiel kann erneut im Livestream verfolgt werden. Dieser findet sich auch bei 5vier auf der rechten Seitenleiste.
Statistik
Punkte für die TBB Trier: Harper (18),Howell (13), Saibou (13),Seiferth (9), Linhart (6),Chikoko (6), Stewart (5), Bucknor (3),Mönninghoff (2), Doreth (2), Luca Buntic (0), Jone Pedro Lopes (0)
Punkte für Quakenbrück: MarQuez Haynes (17), Petar Popovic (15), Demond Mallet(12), Anthony King (11), Ryan Gomes (9), Bruce Taylor (8), Sergio Kerusch (5), Johannes Strasser (2)
Viertelstände: 15:21, 27:28, 18:14, 17:16
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