Von Monika Pradelok (Text und Fotos)
Am Montag, 2. Dezember, wurde in den Cafeterien der Universität Trier der erste Jahrgangshonig von studierten Bienen angeboten. Für die Teilnehmer des Bienenprojektes “Bee.Ed” ist es eine kleine Premiere. Allerdings steht die Vermarktung des Honigs nicht im Vordergrund, denn für die angehenden Biologielehrer steht der “Superorganismus” Biene an oberster Stelle.
Honig von studierten Bienen – wie jetzt? Bienen können doch gar nicht studieren. Oder vielleicht doch?
Gut anderthalb Jahre ist es her, dass Bienen auf das Forschungsgelände des Lehrstuhls “Biologie und Didaktik” (Campus 2) gezogen sind. Im Rahmen eines zweisemestrigen Vertiefungsmoduls – “Bee.Ed: Projektunterricht in der Schulimkerei” – können Lehramtsstudierende der Biologie ihre theoretischen Kenntnisse in die Tat umsetzen, um sie später mit interessierten Schülern zu teilen. Die Forschung an den kleinen fleißigen Lebewesen ist in vielerlei Hinsicht abwechslungsreich, denn die jungen Menschen setzen sich nicht nur aktiv mit dem Thema Artenschutz auseinander, sondern auch mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das Modul ist inzwischen zu einem festen Bestandteil der Biologielehrerausbildung geworden und bereitet angehende Lehrer auf ihre zukünftige Arbeit vor. Auf dem Gelände soll zukünftig auch Schülern aus Trier im Rahmen von Projektunterricht der Zugang ermöglicht werden.
Ohne Biene kein Leben
Ana Luckas (24), Max Heumüller (24), Frederik Rollié (26) und Martin Spira (25) sind zwar auf das süße Gold stolz, welches sie gemeinsam mit der gesamten Projektgruppe geerntet haben, doch das Produkt an sich ist hier nur von zweitrangiger Natur. Viel mehr geht es den Lehramtskandidaten darum, an der Universität aktiv mitzuwirken und Interesse an den braun-gelben Insekten zu wecken. Woher die Neugier für die Biene stammt? Die Antworten sind vielfältig: Frederik ist durch seinen Großvater, der Imker ist, schon früh an das Thema herangeführt worden, während sich Max und Martin vor allem für die Praxis und die „konkrete“ Arbeit begeistern können.
Alle sind sich einig, dass die Biene ein „wichtiges Nutztier“ ist, welches für die Biodiversität enorme Bedeutung hat. „Ohne die Bienen wäre die Vielfalt der Pflanzen und Tiere bedroht“, so Max. Zwar existierten noch andere Bestäuber neben den hartarbeitenden Insekten sowie die Windbestäubung, doch die Biene gehöre mit Abstand zu den wichtigsten.
Rund ein Drittel unserer Nahrungsmittel verdanken wir der Bestäubungsarbeit der Bienen, deren Sterberate in den vergangenen Jahren explodiert ist. Das Projekt bietet somit nicht nur die Möglichkeit, Interesse bei jungen Menschen am faszinierenden “Superorganismus” Biene zu wecken, sondern auch auf die aktuelle Bedrohung hinzuweisen. „Wir wollen das Bewusstsein für dieses Thema stärken und aufmerksam machen“, erklärt Ana motiviert. Sie begeistert sich bereits seit vielen Jahren für Bienen und besuchte eine Imkerschulung, um mehr über die kleinen Helferlein zu erfahren.
Gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Sam Butterick hatte sie die Idee zu diesem Projekt und fand in Professor Dr. Andrea Möller, Leiterin des Lehrstuhls “Biologie und Didaktik”, eine engagierte Betreuerin. Unterstützt wird die studentische Initiative darüber hinaus vom Ökoreferat des AStA sowie dem Studierendenwerk. Finanzielle Zuwendungen erhält das Projekt unter anderem von der Nikolaus-Koch-Stiftung oder über Spenden.
Ein engagiertes Naturschutzprojekt
Von außerhalb erhalten die Jung-Imker ebenfalls Unterstützung – und zwar von richtigen Imkern, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit Matthias Rettig aus Trier und Andreas Reichert vom Fachzentrum für Bienen und Imkerei Mayen standen ihnen zwei Fachmänner mit ihrem Know-how zur Seite. So gab es zum Beispiel Hilfe beim Abfüllen, genauso wie eine Analyse, um die Zusammensetzung des flüssigen Goldes zu ermitteln. „Wir haben den Honig dafür nach Mayen geschickt, weil wir über derartiges Equipment nicht verfügen“, erklärt Ana.
Sie und ihre Mitstreiter wissen, dass die Arbeit der Imker heutzutage wichtiger denn je ist. Denn ohne die Hilfe der Spezialisten hätten die Bienen kaum Überlebenschancen. So machen neben Monokulturen und Pestiziden auch die Varroa destructor (eine Milbenart) den Bienen ihr Leben schwer.
Für die Vier ist Imkern schon längst kein reiner Beruf „für ältere Herren“ mehr, doch viele junge Menschen würden diese Tätigkeit mit grauhaarigen Männern assoziieren, die ihre Freizeit mit Bienen verbringen. Deshalb ist es ihnen wichtig, Jüngere dafür zu begeistern. Und was könnte eher motivieren, als die Nähe zum Forschungsobjekt selbst? Die Lehramtsstudenten hoffen, dass ihr Enthusiasmus später auf die Schüler übergreift und sie ebenfalls Interesse an der Komplexität der Nutztiere entwickeln.
Um “Bee.Ed” auch über die Grenzen der Universität hinaus bekannt zu machen, betreiben die Teilnehmer rege Öffentlichkeitsarbeit. Mit vielfältigen Info- sowie Aktionsständen versuchen sie ihre Mitmenschen für einen „bewussteren Umgang mit Bienen zu sensibilisieren“. So luden die Studenten zum Beispiel im Rahmen des Agenda Kinos im Broadway nach dem Dokumentarfilm „More than Honey“ zu einer Diskussionsrunde ein, die „sehr gut angenommen“ wurde.
Mehr Informationen zu “Bee.Ed” gibt es hier. Der Honig ist übrigens an Campus I sowie an Campus II ausverkauft (ich habe mein Glück versucht).
5vier.de dankt seinen Gesprächspartnern für die sehr interessanten Einblicke und Ausführungen.
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Was bedeutet “Bee.Ed”?
Hierbei handelt es sich um eine Abkürzung, die für “Be(e) Educated” steht. Es ergibt sich aus den englischen Wörtern “bee” (dt.: Biene) bzw. be (dt.: sein) und dem “education” (dt.: Bildung) ergibt – ein Wortspiel das übersetzt „studierte Bienen“ oder aber auch „sei gebildet“ bedeuten kann.
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Welche Pflanzen befinden sich im Aktionsradius der Bienen?
Die Analyse aus Mayen hat folgendes ergeben: Im Honig enthalten sind Eibe, Birke, Hainbuche, Edelkastanie, Eiche, Weide, Raps, Rosengewächse (Streuobst, Steinobst), Pimpernell, Ginster, Scheinakazie, Weissklee, Ahorn, Essigbaum, Roßkastanie, Springkraut, Kletterhortensie, Vergißmeinicht, Esche, Kornblume und Löwenzahn.
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