von Stephen Weber
Die Europameisterschaft 2012 ist gelaufen und nicht nur für die Mannschaften in der Bezirksliga-West beginnen die ersten Gedankenspielchen für die kommende Spielzeit. So ist es ein idealer Zeitpunkt, die Rückrunde der abgelaufenen Saison mit etwas Abstand Revue passieren zu lassen und um Lust auf die Neue zu wecken (hier geht es zum Hinrunden-Rückblick). 5vier.de liefert für Sie den Rückblick auf die Rückrunde der Bezirksliga-West-Saison 2011/12 von A bis Z.
Abstiegsgespenst: Diese Saison machte das ungeliebte Abstiegsgespenst bei gleich fünf Mannschaften Stippvisite: Seine Patienten waren der SV Niederemmel, die SG Lambertsberg, der TuS Ahbach, der FC Bitburg und der SV Morbach II, die nach 36 gespielten Begegnungen ihren Symptomen erlagen und den ungeliebten Gang in die Kreisklassigkeit antreten mussten. Dennoch wurde ihren Fans gegen Ende der Saison ein Finale geboten, das so manches Herz-EKG zum Flimmern brachte. Lambertsberg und Niederemmel standen schon frühzeitig als Absteiger fest, so dass am vorletzten Spieltag fünf Teams um die verbleibenden zwei Tickets in der Bezirksliga buhlten. Der SV Dörbach durfte allerdings durch einen 3:1-Achtungserfolg über den SV Mehring II das Lazarett verlassen, wodurch am letzten Spieltag Bitburg, Morbach, Ahbach und Zell-Bullay/Alf den Einzug in das Relegationsspiel ausfochten. Bei diesem Showdown entpuppte sich das Abstiegsgespenst für Bitburg und Ahbach als Sensenmann: Trotz überzeugender Auftritte schloss sich für beide Vereine die Fahrstuhltür und der Abstieg war besiegelt.
Betonfabriken: „Offence wins games, defence wins championships.“ Getreu diesem Motto baute die SG Ellscheid in der Rückrunde ein vulkaneifelanisches Bollwerk auf, das nur von wenigen Mannschaften durchbrochen werden konnte. Lediglich zehn Mal musste Schlussmann Andreas Sicken im Jahr 2012 einen Ball hinter sich aus dem Netz holen. Aber auch andere Teams bestachen durch exzellente Verteidigungskunst. Bei der SG Lüxem/Wittlich waren es bloß 21 und bei der SG Großkampen 24 Gegentreffer in der Rückrunde, die die Kompaktheit des Defensivverbundes demonstrierten. Beachtlich ist auch Leistung der zwei Kellerkinder Zell-Bullay/Alf und Morbach, die trotz bescheidener Punkteausbeute nur 29 Gegentore zu verbuchen hatten.
Chaos-Kurve: Eine chaotische Rückrunde erlebte der SV Konz. Auf Platz vier mit Ambitionen auf den Meistertitel nach der Winterpause gestartet, verlor das Team in Folge vieler Verletzungen und Ausfälle seinen Spielrhythmus und rutschte in der Tabelle am 33. Spieltag gar bis auf Rang elf ab. Danach fing sich die Truppe um Trainer Patrick Zöllner wieder und gewann ihre letzten fünf Partien allesamt mit einem beeindruckenden 15:4 Torverhältnis, sodass man nach dem letzten Spieltag auf den angepeilten vierten Tabellenplatz zurückkehrte.
Dörbach: Frisch aus der Rheinlandliga abgestiegen, tat sich der SV Dörbach anfangs sehr schwer, Bodenhaftung in der Bezirksliga zu finden. Die neu formierte Mannschaft um Trainer Rudi Jung war vom ersten Spieltag an in den Abstiegskampf involviert, ließ sich aber vom drohenden Damoklesschwert des „Durchgereicht werden“ nicht übermäßig aus der Fassung bringen. Mit viel Kampf und Willen erarbeiteten sich die Salmtaler Punkt um Punkt und setzten sich in kleinen Schritten vom Tabellenkeller ab. Dank einiger Erfolge gegen die direkte Konkurrenz und einem abschließenden 3:1 über Mehring sicherte man sich den verdienten, aber auch hart erarbeiteten Klassenerhalt mit 44 Punkten und Tabellenrang 13 und darf in der nächsten Saison versuchen, so manchen Fauxpas zu vermeiden.
Ellscheid: Die SG Ellscheid war in dieser Saison das Team der Superlative. Keine Niederlage in der Rückrunde, die meisten Siege, die wenigstens Gegentore – dies alles spricht eine deutliche Sprache. So tritt Ellscheid hochverdient als souveräner Bezirksliga-Meister in der kommenden Saison in der Rheinlandliga gegen den Ball. Mit 78 Zählern lag man am Ende Saison fünf Punkte vor Verfolger Lüxem/Wittlich und stellte dabei noch die beste Tordifferenz der Liga auf. Die Spielgemeinschaft bewies über die gesamte Saison verteilt den reifesten und konstantesten Kader und war in den entscheidenden Schlüsselspielen stets hellwach, präsent und geistig einen Schritt schneller als Gegner. So hat sich die Mannschaft um das Trainergespann Jörg Stölben und Uwe Schüller den Meistertitel aufopferungsvoll erkämpft, erspielt und redlich verdient.
Fair geht vor: Auch in der ligainternen Farinesstabelle gab sich Ellscheid meisterlich. Die Spielgemeinschaft kassierte über die gesamte Saison verteilt die wenigstens gelbe Karten, 30 an der Zahl, und wurde lediglich mit zwei Platzverweisen bestraft. Hinter ihnen folgen Großkampen, Mehring und Ahbach, die ebenfalls eher auf spielerische statt rustikale Lösungen setzten. Eine ganze feine Geste im Sinne der Fairness zeigte Florian Knöppel von Morbach am 27. Spieltag, der ungefragt ein Foul an seinem Gegenspieler zugab und so anstatt eines Eckballs für Morbach Freistoß für den Gegner entschieden wurde. Er wurde hierfür mit den Fairnesspreis des Fußballverbandes Rheinland geehrt. Chapeau!
Graue Mäuse: Im allgemeinen Umgangsjargon werden graue Mäuse als unauffällige Personen beschrieben, die weder sonderlich positiv noch negativ ins Rampenlicht rücken. Solch eine Daseinsform existiert auch für Fußballvereine. Der SG Großkampen, SG Osburg, SG Laufeld kann man in der abgelaufenen Spielzeit diese animalische Umschreibung zusprechen. Die drei Vereine klopften zwar manchmal zaghaft an den oberen und unteren Tabellenregionen an, aber der darauf folgende Spieltag katapultierte sie wieder meist in das Nirvana der Tabelle. Andererseits blieben so die Nerven der Fans und Verantwortlichen geschont und man konnte schon früh Experimente für die kommende Saison starten. Großkampen beendete die Spielzeit mit 54 Punkten auf Platz 8, Laufeld und Osburg mit je 54 Punkten auf Rang 11 und 12.
Heimatfestungen: Die Mehringer Sportanlage und die Lüxemer Spielstätte entwickelten sich im Laufe der Spielzeit zu kaum einnehmbaren Fußballburgen. Die zweite Mehringer Mannschaft und die Spielgemeinschaft um Wittlich gewannen 13 ihrer 18 Partien auf dem heimischen Grün. Der Zwoten gelangen hierbei jedoch herausragende 61 Tore, wodurch sie sich die Meisterschaft in der Heimtabelle erschossen. Auch Schoden, Leiwen-Köwerich und Föhren bejubelten je 13 Siege vor eigener Kulisse, verloren allerdings dabei zwei Spiele mehr als das Spitzenduo. Ligaprimus Ellscheid rangiert mit 12 Siegen lediglich auf Position sechs in dieser Wertung.
In der Ferne: Dafür demonstrierte der Meister auf fremden Terrain oftmals seine ganze Klasse: Elf Siege, sechs Remis und nur eine Niederlage haben die Vulkaneifeler auf ihrem Auswärts-Steckbrief vermerkt. Der SV Krettnach war mit 10 Siegen in der Ferne ebenfalls ein ungern gesehener Gast in der Bezirksliga. Auch im Konzer, Laufelder und Lüxemer Mannschaftbus muss ein besonders starker Energydrink auf Auswärtsfahrten ausgeschenkt worden sein: Die drei Klubs gewannen auch den Großteil ihrer Partien in der Fremde und belegen Position drei bis fünf in der Auswärtstabelle.
Junge Wilde: Die positive Überraschung der Saison waren die jungen Wilden von der SG Schoden. Die Mannschaft um Trainer Peter Schuh bot ihren Zuschauer über weite Strecken erfrischenden Offensivfußball und einige spektakuläre Spiele. Allen voran Torjäger Lukas Kramp traf 34 Mal in das gegnerische Gehäuse und landete damit auf Platz 2 der Torjägerliste. Aber auch andere junge Spieler wurden von ihrem Coach erstmalig in der Bezirksliga eingesetzt und akklimatisierten sich zügig. Der Höhepunkt der Saison war das 7:1 daheim über Laufeld, als Torkanone Kramp fünf Treffer markierte. Schoden beendete die Saison mit 58 Punkten auf dem sechsten Platz und wird in der nächsten Spielzeit sicherlich sein Konzept, mit jungen, hungrigen Spielern anzutreten, fortsetzen.
Kältehoch Dieter: Arktische Temperaturen, verursacht durch Kältehoch Dieter, waren der Marionettenspieler des Rückrundenstarts. Statt Fußballfeuerwerk gab die ersten Wochenenden im neuen Jahr lediglich frostige Minusgrade und vereiste Spielfelder. Die ersten beiden angesetzten Spieltage fielen fast komplett aus, was in der Folge viele englische Wochen und Nachholspiele mit sich zog. Manche Teams profitierten vom verlängerten Winterschlaf, einige kostete es ihren Spielfluss. Der Fußballverband Rheinland überlegt nun, eine Spielplanänderung für die Zukunft zu anzuberaumen, damit solche Verschiebungen seltener auftreten.
Lüxem/Wittlich: Die SG Lüxem/Wittlich verabschiedete sich mit 73 Punkten und Position 2 in die Sommerpause – und war dennoch unzufrieden. Zu viele unnötige Big Points hat die Spielgemeinschaft um Frank Meeth auf dem Weg zur angestrebten Meisterschaft liegen lassen. Immer wenn der Konkurrent aus Ellscheid patzte, wirkte sein Team verkrampft, ohne Esprit und vergab die großen Möglichkeiten. Es ist allerdings der einzige Wermutstropfen nach einer starken Saison, die mit prima Kombinationsfußball und sehenswerten Begegnungen seitens der Wittlicher gespickt war. Allen voran Mittefeldmotor Sven Kohlei bewies über die gesamte Spielzeit hinweg seine Klasse und war als Taktgeber im Mittelfeld einer der Garanten für die Lüxemer Erfolgswelle. Und das Ziel für die kommende Saison ist auch bereits formuliert: Da möchte Meeth erneut schwungvollen Offensivfußball bieten und dadurch die Spitzenreiterposition anvisieren.
Mehring II: Aufgestiegen aus der Kreisliga überraschte der zweite Anzug des SV Mehring viele Beobachter. Mit insgesamt 85 Toren war Mehring die offensivstärkste Mannschaft der gesamte Spielklasse, was so mancher Gegner schmerzhaft zu spüren bekam. So bezwang man beispielsweise Niederemmel am letzten Spieltag mit 8:1 oder wenige Wochen zuvor Ralingen mit 6:1. Lange Zeit sah es auch so aus, als könnte Mehring sogar ein Wörtchen im Rennen um die Meisterschaft mitreden. Doch durch eine kleine Schwächephase Mitte der Rückrunde wurde der Abstand auf das Spitzenduo zu groß, sodass man schlussendlich mit 62 Punkten auf Platz 3 landete – ein fürwahr starkes Ergebnis für einen Aufsteiger.
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