Einen spannenderen Verlauf hätte die Saison 2010/2011 der Bezirksliga West wohl kaum nehmen können. Schließlich bedurfte es nach 36 Partien gar eines Entscheidungsspiels zwischen dem SV Krettnach und der SG Stadtkyll (5vier-VIDEO), dass die Eifel-Kicker mit 4:2 für sich entscheiden konnten und damit als einzige Mannschaft den Weg in die Rheinlandliga antreten dürfen. Doch neben jeder Menge Nervenkitzel gab es in der Bezirksliga auch lange Zeit leere Fußballplätze. Der harte Winter machte einen Spielbetrieb unmöglich.
5vier.de blickt zurück auf die vergangene Spielzeit.
Die Hinrunde
An den ersten beiden Spieltagen stand mit der SG Großkampen eine Mannschaft an der Tabellenspitze, mit der vor Saisonbeginn keiner wirklich gerechnet hatte. Doch genauso schnell wie der Sprung auf Rang eins gelang, endete der Höhenflug auch wieder. Bereits am neunten Spieltag rutsche die SG bis auf Rang 13 ab, weit abgeschlagen hinter den neuen Spitzenreitern. Die neuen Dominatoren der Bezirksliga West waren fortan ebenjene Mannschaften, die bis zum Ende der Saison das Bild im oberen Tabellendrittel maßgeblich prägen sollten: Der SV Krettnach, der SV Konz und die SG Stadtkyll. Das Trio spielte Spieltag für Spieltag den Platz an der Sonne untereinander aus. Doch während Krettnach (durchwachsener Beginn) und Stadtkyll (Schwäche zur Hälfte der Hinrunde) bis auf einige kleine Ausrutscher äußerst souverän agierten, leistete sich Konz im Endspurt der Hinrunde größere Aussetzer und rutsche sogar bis auf Rang sechs ab. Allzu große Verwunderung herrschte über diesen Einbruch jedoch nicht, schließlich hatte Neu-Trainer Patrick Zöllner eine junge Mannschaft übernommen, die sich zu einem Großteil erst in der Bezirksliga akklimatisieren musste.
Zum Spitzentrio hinzu gesellte sich ebenfalls der FC Bitburg, doch zu einem Intermezzo an der Tabellenspitze sollte es für die Bierstädter nicht kommen. Ein Mitgrund dafür und für das erdrutschartige Absacken zur Winterpause hin sind wohl die internen Querelen, die der FCB durchleben musste. Nachdem der Spielausschussvorsitzende Jürgen Weiler von seinem Amt zurücktrat und auch der zweite Vorsitzende Rüdiger Reichel sein Engagement beendete, sprangen einige Sponsoren ab, die für die Zahlung der Prämien zuständig waren. Ob indirekt oder direkt durch die finanziellen Schwierigkeiten beeinflusst, muss der FC Bitburg den ersten Abgang hinnehmen. Andreas Klink verließ den Verein frühzeitig in Richtung Luxemburg. Erst im Laufe der Rückrunde fand sich unter Leitung von Roland Feldges eine neue Vorstandschaft, der zuvor „führungslose“ FCB nun wieder gesteuert.
Im Tabellenkeller waren zumeist die SG Lambertsberg und die SG Baustert auf den letzten Rängen der Bezirksliga zu finden. Doch auch die Spielgemeinschaften aus Ockfen, Traben-Trarbach und Wallenborn konnten sich in der Hinrunde nie wirklich aus dem Sog der Abstiegsränge befreien. Sowieso war schnell eine Tedenz zu erkennen. Die ersten neun Mannschaften in der Liga konnten sich frühzeitig sicher sein, nichts mit dem Abstieg zu tun haben zu müssen. Ab Rang zehn hingegen drehte das viel zitierte „Abstiegsgespenst“ regelmäßig seine Runde und ließ dabei nahezu keinen Verein der zweiten Tabellenhälfte gänzlich aus.
Kurios wurde es dann gegen Ende der Hinrunde. Der äußerst frühe und dazu noch überraschend extreme Wintereinbruch versetzte die Großegion mit anhaltenden starken Schneefällen in eine wahre Schockstarre. Bereits seit dem 27. November rollte der Ball nur noch sporadisch auf den verschneiten Plätzen der Region, ehe der Fußballverband Rheinland eine Woche später entschied, den Ligenbetrieb im gesamten Verband vorzeitig zu beenden. Die Winterpause wurde offiziell also bereits am 6. Dezember eingeläutet, zwei Wochen früher als ursprünglich geplant.
Die Rückrunde
Die Rückrunde der Saison 2010/2011 in der Bezirksliga West war an Spannung dann in der Tat kaum noch zu überbieten. Denn genau die vier Vereine, die bereits in der Hinrunde das Geschehen der Liga nach Belieben zu dominieren schienen, behielten auch in Saisonhälfte zwei die Überhand. Da der SV Krettnach bis kurz vor Saisonende bis zu zwei Partien mehr absolviert hatte als die direkte Konkurrenz im Kampf um den Aufstieg, war der Tälchen-Elf der Spitzenplatz auch lange Zeit nicht zu nehmen. Erst vier Spieltage vor Kassensturz, als Krettnach pausieren musste, konnte sich Stadtkyll zumindest für einen einzigen Spieltag am SV vorbeischieben. Danach wechselte zwar die Tabellenführung sofort wieder, doch bis zum Saisonende hielten sich die beiden Mannschaften die Waage, sodass die Statuten des FV Rheinland ein Entscheidungsspiel vorschrieben.
Die Verfolger Konz und Bitburg mussten ihren Ambitionen auf den Aufstieg in die Rheinlandliga bereits früher begraben. Der SV Konz kämpfte sich zwar nach einer Schwächephase unmittelbar nach dem Rückrundenstart wieder an die Tabellenspitze heran, doch spätestens nach der Niederlage im Top-Spiel gegen den FC Bitburg (2:4) war für die Zöllner-Elf die letzte Chance vertan. Bitburg musste bei drei Punkten Rückstand an den letzten beiden Spieltagen auf Patzer von Stadtkyll oder Krettnach hoffen, um seinerseits noch einmal die Last-Minute-Chance nutzen zu können. Doch beide Konkurrenten zeigten keine Nerven und mussten schlussendlich den Aufsteiger untereinander ausspielen. Am Ende siegte Stadtkyll vor über 1000 Zuschauer auf dem neutralen Wittlicher Rasen mit 4:2 gegen Krettnach und stand somit nach einer langen Verfolgungsjagd am Ende als einziger Aufsteiger in die Rheinlandliga fest.
Weniger spannend ging es hingegen am Tabellenende zu. Um es anders zu formulieren: Spannung in den Kampf um den Klassenerhalt brachte lediglich die Frage, wie viele Absteiger aus der Rheinlandliga in der kommenden Saison in der Bezirksliga West antreten müssen. Denn bereits seit Anfang März rangierten die SG Baustert, die SG Buchholz, die SG Traben-Trarbach, die SG Wallenborn sowie der SV Sirzenich auf den letzten fünf Rängen der Bezirksliga West. Als nach Saisonende in der Rheinlandliga dann der SV Dörbach als Absteiger feststand, war auch das Schicksal der letzten fünf Teams in der Bezirksliga West besiegelt: Nämlich der Abstieg in die Kreisligen.
Tops der Saison
Die besten Offensiven: Insgesamt 1230 Treffer erzielten die Offensivabteilungen der 19 Mannschaften in der abgelaufenen Saison. Auf dem Siegertreppchen finden sich folgende Mannschaften wieder: Der SV Krettnach mit 97 Treffern, der FC Bitburg mit 91 Treffern und die SG Ockfen mit 85 Treffern. Tatsächlich geht Platz drei an die SG Ockfen. Obwohl die Mannschaft von Trainer Peter Schuh nur auf Rang zehn landete, war seine Mannschaft vor allem vor heimischem Publikum ein ums andere Mal für ein echtes Schützenfest zu gebrauchen. Wären nicht die 68 Gegentreffer, vielleicht wäre für die SG in dieser Spielzeit noch mehr drin gewesen.
Die Torjägerkanone: Die Torjägerkanone für die meisten erzielten Treffer müssen sich in dieser Saison gleich zwei Spieler teilen: Sowohl Andreas Theis von der SG Großkampen als auch Pascal Mertens von der SG Ralingen erzielten beide 28 Treffer. Dicht dahinter folgt der Krettnacher Niclas Hubo mit 27 Toren.
Die fairste Elf: Der Fairnesspreis geht in dieser Saison nach Großkampen. Die SG hat nicht nur den besten Torjäger in ihren Reihen, sondern greift auch am seltensten zu unfairen Mitteln: In 36 Spielen sahen die Kicker der SGK nur 42 gelbe, zwei gelb-rote und zwei rote Karten. Zum Vergleich: Schlusslicht Obsurg kassierte 91 gelbe, fünf gelb-rote und sechs gelbe Karten.
Flops der Saison
19 Mannschaften in der Bezirksliga: 19 Mannschaften scheinen zu viel für die Bezirksliga zu sein. Dazu sieht der enge und voll gepackte Rahmenspielplan häufig einen relativ späten Saisonbeginn der unteren Spielklassen vor. Konsequenz dieses verspäteten Auftaktes: Die Hinrunde muss bis unmittelbar vor Weihnachten gespielt werden. Ein früher Wintereinbruch wie in dieser Saison hat eindrucksvoll die Folgen ans Tageslicht gebracht: Eine Rückrunde mit einer Vielzahl von „englischen Wochen“. Für Mannschaften, deren Spieler den Fußball als Ausgleich und Hobby zum Full-Time-Job unter der Woche sehen, eine fast unmenschliche Belastung. Zwar ist ein solch früher und harter Wintereinbruch wie im vergangenen Jahr nicht unbedingt üblich, dennoch sollten sich die Verantwortlichen des FC Rheinland überlegen, ob es Sinn machen würde, die unteren Spielklassen früher als bisher starten zu lassen, um Doppelbelastungen wie in der vergangenen Rückrunde ausschließen zu können.
Die Schießbuden der Liga: Es verwundert kaum, dass unter den drei Mannschaften mit den meisten Gegentreffern gleich drei Absteiger zu finden sind. Während der SV Sirzenich 91 Gegentreffer hinnehmen musste und Baustert 92 Gegentore kassierte, hält die SG Wallenborn in dieser Saison den absoluten „Spitzenwert“: Gleich 98 Mal musste der Torwart der SG hinter sich greifen.
Die Aufstiegsregelung: In keinster Weise soll diese Rubrik dazu dienen, den Aufstieg der SG Stadtkyll in die Rheinlandliga in Frage zu stellen. Nach den geltenden Statuten des FV Rheinland kam der Aufstieg durch den 4:2-Sieg im Entscheidungsspiel auf einem neuralen Platz völlig ohne Widerspruch korrekt zu Stande. Doch ist diese Regelung nicht veraltet? Sollte nicht das Torverhältnis – wie in den Bundesligen üblich – als Vergleich herangezogen werden, um bei Punktgleichheit den Aufsteiger zu ermitteln?
(am)
Spieler der Bezirksliga West meint
Ich stimme zu, das Torverhältnis sollte weiterhin im Amateurbereich nicht gewertet werden!
ps: Kein wort über den SV Leiwen?!?!?!?
noch ein Fan meint
Dabei ist der SV Föhren für mich ganz klar die Überraschungsmannschaft der Saison!
Tolle Leistung der jungen Truppe vom Meulenwald.
Ich hoffe dass es nächste Saison so weiter geht und wir weiterhin so begeisternden Fußball sehen.
Flamenshoulder meint
kein wort über den sv föhren??????? da wittere ich doch vorsatz:)
Fan meint
Das Torverhältnis sollte im Amateurbereich weiterhin nicht gewertet werden, da es immer wieder zu Wettbewerbsverzerrungen kommt. Man bedenke hier als Beispiel das 21:0 zu von Mehring gegen Lahnstein am letzten Spieltag der Rheinland-Liga.